Hälfte des 17. Jahrhunderts, etwa vom Jahre 1640. Hieher gehört auch der etwas widerrechtlich schwarz gebeizte Kasten Nr. 64 mit seinen zahl reichen Reliefs. Herr v. Falbe, dem die Ausstellung auch die portugiesischen Ge genstände, die wir bereits früher besprochen haben, verdankt, hat noch einen anderen, höchst interessanten Beitrag geliefert, der unsere Kenntniss vom Mobiliar der Renaissance vermehren hilft. Es sind zwei Wand kästen von scandinavischer Arbeit, Nr. 88 und 91, von denen namentlich der zweite, dessen Bau sich übrigens in den einfachen und schönen For men einer reinen Renaissance hält, sich durch seine Einlagen von schwar zem Holze, eine specifiseh-scandinavische Art der Decoration, auszeichnet. Diese angemessene, wenig kostbare Verzierung, von so feiner und ele ganter Wirkung, verdiente Einführung in unser modernes Mobiliar. Alle diese bisher besprochenen Kästen, Schränke und Buffets der Renaissance tragen insofern wohl einen gewissen architektonischen Cha rakter, als ähnliche Principien ihre Construction beherrschen. Aber sie haben doch ihre Bauformen für sich; es sind eben specifische Möbelfor men, die weder der Architektur nachgeahmt sind, noch nach denen sich ein Gebäude ausführen liesse. Und das ist gewiss die richtige Weise. Nun gibt es aber auch, wie schon oben angedeutet worden, Kästen und Schränke des 16. und 17. Jahrhunderts in nicht geringer Zahl und keines wegs in localer Beschränkung — denn sie kommen in Italien wie ver schiedentlich in Deutschland und anderswo vor —'welche geradezu Pa last- und Hausfacaden imitiren, welche sich horizontal mit Sockel, Stock werken und Gesimsen gliedern, senkrecht mit Säulen, Halbsäulen und Pi lastern, und dazwischen statt der Füllungen Nischen mit Figuren oder blinde Fenster mit der gewohnten plastisch-architektonischen Umrahmung, mit Giebeln und Voluten einsetzen. Da kommt es denn freilich vor, da doch dieser Facadenbau nur Thüren mit ihrem Gerüste vorstellt und Sockel und Gesimse Schiebläden enthalten, dass die Säulen, die nach ihrer Natur das Feststehende, Unbewegliche materiell wie symbolisch bedeuten, mit den Thüren sich von ihrem Platze bewegen, selbst von ihrer Basis und ihrem Capitäl sich trennen. Das ist jedenfalls eine Unzukömmlich- keit, hinreichend, das Genre bedenklich erscheinen zu lassen, während man andererseits sagen muss, dass, wenn es in gewissen verständigen Grenzen gehalten wird, es wohl geeignet ist, mit seiner reichen Gliederung, mit seinem kräftigen Spiel von Eicht und Schatten eine bedeutende Wirkung zu machen. Von diesen Schränken, die meistens Sacristeien entstammen, ist in unserer Ausstellung eine grosse Anzahl vorhanden, vom Ende des sech zehnten Jahrhunderts angefangen bis in das achtzehnte hinein. Insbe sondere sind charakteristisch und beachtenswerth diejenigen, welche aus der Sammlung des Herrn Eugen Miller von Aichholz (Nr. 68 bis 70, so wie i53) stammen; aber auch manche andere, namentlich von denjenigen,