28 Vorbildern gerichtet haben. Im Berliner Kunstmuseum den Florentiner Bildhauern die gebührende Stellung errungen zu haben, ist ein spccielles Verdienst W. Bode’s, eines Kunstforschers, dessen Kennerblick die ver schiedensten Gebiete der Sculptur und Malerei umfasst. Die Alterthumskunde ist ein Gebiet, in welchem die Berliner Gelehrten welt seit langer Zeit eine dominirende Stellung einnimmt. Es ist daher be greiflich, dass man in den Directoren und Directorial-Assistenten des Berliner Museums die glänzendsten Namen der älteren und der jüngeren Generation der Alterthumsforschung vertreten findet. Von großer Bedeutung ist die Umgestaltung des römischen Institutes für archäologische Correspondenz. Seit dem Jahre 1874 ist das deutsche Institut für archäologische Corre spondenz mit seinen Zweiganstalten in Rom und Athen eine Reichs anstalt geworden, mit dem Sitze in Berlin. Es breitet sich durch diese Organisation das archäologische Forschergebiet nicht blos auf das ganze deutsche Reich, sondern auch auf alle Städte aus, welche im classi- schen und orientalischen Alterthum der Mittelpunkt der Cultur gewesen sind. Ich wiederhole, dass die Erwerbungen aus Pergamon und Olympia, aus Mykenä und Troas, nicht als eine vorübergehende Zeiterscheinung zu betrachten sind. Was in Oesterreich nachzuholen und zu erreichen ist, hängt in erster Linie von der Erkenntniss der Bedeutung des Studiums der classischen Philologie und Alterthumskunde ab und von der Einsicht in die Nothwendig- keit eines innigen Zusammengehens mit der ganzen Alterthumsforschung im deutschen Reiche. Als entscheidendes Ereigniss sind die Expeditionen nach Samothrake und Lykien, von denen die eine Conze, die andere Benn dorf zu führen anvertraut wurde, anzusehen. Bekannt ist es, dass auch die kaiserl. Akademie der Wissenschaften und das österreichische Unterrichts ministerium einige archäologische Publicationen subventionirt haben, bei denen die Berliner Gelehrtenwelt mit der österreichischen Hand in Hand gingen. Aber in Oesterreich sind die Bestrebungen dieser Art im Vergleich mit Berlin alle jungen Datums. Erst in der Zeit der Universitätsreform durch Leo Thun ist der classischen Philologie die gebührende Stellung im Gym nasial- und Universitätswesen eingeräumt worden — in Berlin gehen sie aber auf mehr als ein Jahrhundert zurück. Was Lessing, Winckelmann, was die gelehrten Philologen seit F. A. Wolf bis auf Welcker, Böckh für unsere Zeitgenossen gewirkt haben, ist bereits geistiges Eigenthum aller deutschen Volksstämme geworden. Wir würden auf dem Felde der orien talischen Alterthumskunde eine noch hervorragendere Stellung einnehmen, als es der Fall ist, wenn man sich vom Hause aus entschlossen hätte, in der orientalischen Akademie der orientalischen Alterthums- und Sprach wissenschaft die gebührende Anerkennung zu zollen, statt vorerst auf Aus bildung von Consularbeamten Bedacht zu nehmen. Vielleicht geschieht dies in einer Zeit, wo der Orient unsere politischen Interessen dominirt und