32 III. Die volkswirtschaftliche Bewegung Berlins mit Rück sicht auf Kunstgewerbe. Bei meinem Berliner Aufenthalt sind mir zahlreiche Erscheinungen volkswirthschaftlicher Natur vor Augen getreten, deren Zusammenhang mit der Entwicklung der Kunst und Kunstgewerbe ganz zweifellos ist. Ein Gang durch die Hauptstraßen Berlins zeigt ein großstädtisches Leben im Geschäftsleben; überall trifft man neue Bauten, dem Geschäftsleben ge widmet, luxuriös ausgestattet; das Auftreten von Firmen aus dem deutschen Reiche, die sich jetzt in Berlin etablirt, zahlreiche Kunsthändler und Ausstellungsräume für Kunst und Kunstindustrie — alles das sind Zeichen der volkswirthschaftlichen Bewegung Berlins, das heute nicht mehr Hauptstadt des Königreiches Preußen, sondern eines Großstaates ist. Der glänzende Erfolg der jüngsten Berliner Gewerbeausstellung ist ein weiteres Symptom des kunstgewerblichen Aufschwunges von Berlin. Nicht immer aber war ich in der Lage, den Ursachen dieser Erscheinungen nachzugehen, oft sah ich nur die Wirkungen vor mir, ohne mir überall die Gründe hiefür klar machen zu können. Um diese Ursachen eingehender darlegen zu können, fehlt mir die Einsicht in die volkswirthschaftlichen Fragen. Ich werde mich daher nur wesentlich darauf einlassen, einige Thatsachen, welche sich auf die volkswirthschaftliche Bewegung in Berlin beziehen, mitzutheilem wobei ich auf jene Daten besonderes Gewicht legen muss, Welche von Autoritäten auf volkswirthschaftlichen! Gebiete ausgehen. Die Schlüsse aus diesen Thatsachen werden sich von selbst ergeben, und wird es nur nöthig sein, hie und da eine Erläuterung beizufügen. Für alle diejenigen, welche sich für volkswirthschaftliche Fragen interessiren, sind die statistischen Publicationen von großem Werthe, welche jetzt in Berlin erscheinen. Mir liegen drei Werke vor, die Zeugniss davon ablegen, welch’ großes Ge wicht man in Berlin gegenwärtig auf die Statistik legt*). Es sind dies: das Jahrbuch der Stadt Berlin von Dr. Rieh. Bockh (Berlin 1881), der Bericht über die Gemeindeverwaltung von Berlin (Berlin 1879 bei J. Sittenfeld, 3 Bände in kl. Folio mit Plänen und Illustrationen ) Das statistische Bureau der Commune liegt in den Händen eines Fachmannes. Ueber seine Organisation gibt der Bericht der Communalverwaltung im lü. Bd , S. 201, Aufschluss.