49 wir uns nicht der Befürchtung entschlagen, dass auch dieser Bau dem preußischen Bureaukratismus in Bauangelegenheiten zum Opfer fallen wird. Es wäre dies um so bedauerlicher, da ja Neubauten für die Akademie der Künste und für die Universität ganz unausweichlich geworden sind. Die Communalverwaltung von Berlin geht richtig vor, wenn sie ihre Aufmerksamkeit einer Kunst widmet, die anderswo, namentlich in Wien, wenig beachtet wird, nämlich der Gartenkunst, und sich auch angelegen sein lässt, in jenen Theilen von Berlin, welche weniger günstig situirt sind, neue Baumpflanzungen anzulegen. So sind in jüngster Zeit entstanden der Friedrichshain, der Humboldtshain, der kleine Thiergarten in Moabit, der Südostpark in Treptow u. s. w., welche namentlich in sanitärer Richtung nicht hoch genug angeschlagen werden können, und die auch wie die Anlagen in der nächsten Nähe des Thiergartens Anlass gegeben haben zur Pflege der Gartenkunst*). Der große landschaftliche Reiz der Umgebung Wiens und die schönen Parkanlagen im Prater, Schön brunn, Laxenburg mögen wohl beigetragen haben, dass man auf diese verschönernde Kunst ein geringes Gewicht legt, eine Kunst, die, ich möchte sagen in dem Grenzgebiete der Architektur liegt. Es zeigt sich auch bei diesem Anlasse, wie die bildende Kunst sich so recht aus den natürlichen Bedürfnissen einer Stadt entwickelt, und dass wenn diese Bedürfnisse er kannt und gepflegt werden, sich dann zumeist auch die richtigen Männer finden, um denselben in würdiger Weise zu entsprechen. Wie in Wien aus Anlass der Stadterweiterung von selbst die hervorragenden Architekten Wiens einen großen Wirkungskreis gefunden haben, nachdem im Jahre i852 entgegen den Traditionen des alten Regime die freie Concurrenz bei öffentlichen Neubauten Eingang gefunden hat, so haben sich auch in Berlin die Männer gefunden, welche, wie Lenne.und sein Schüler Mey er, die Pflege der Gartenkunst mit künstlerischem und architektonischem Ver- ständniss in die Hand genommen haben. Die Berliner Gartenkünstler, welche in Potsdam Vorbilder und ein großes Versuchsfeld für alle Art von Gartenkunst gefunden haben, benützten die ihnen durch die Stadt erweiterung gebotene Gelegenheit umsichtig und mit kluger Beachtung der Bedürfnisse der Bewohner Berlins. Mit der Gartenkunst haben sich in Berlin auch die Baumanlagen entwickelt, die ein harmonisches Zusammen wirken der Gartenkunst mit der Architektur voraussetzen. Nirgendwo wohnt die bessere bürgerliche und aristokratische Gesellschaft entsprechend gesünder und angenehmer, als in den neuen Stadttheilen, die mit Gartenanlagen, Vorgärten und Alleen geschmückt sind, und die sich vom Potsdamerplatze aus bis nach Charlottenburg ausdehnen. Lenne haben wir in Wien durch seine Betheiligung an der Concurrenz für die Stadterweiterung Wiens *) Ueber die Denkmale und die öffentlichen Bauanlagen Berlins, soweit diese An gelegenheit der Communalverwaltung Berlins sind, gibt der 2. Band des obencitirten Be richtes S. 1 — 81 eingehende Daten. 4