10 am Schlüsse unserer Ausstellung im Vorlesesaal angewiesen. Sie ist ein Kunststyl eigener Art, der auch seinen eigenen Gang gegangen ist, nach dem er einmal aus dem Gemisch byzantinischer und arabischer Orna mente hervorgewachsen. V. Decoration des Mittelalters im Occident. Die Glasmosaik ist nicht über die Alpen herüber gekommen. Fresco- malerei musste sie überall ersetzen. Von dieser hat das Mittelalter nord wärts der Alpen reichlichen Gebrauch gemacht in Kirchen und Klöstern, wie in Schlössern und Burgen. Unsere neue (fünfte) Abtheilung, welche die ganze dritte Wand der Arkaden einnimmt, gibt dafür die Beispiele; sie sind aus österreichischen oder deutschen Ländern, die letzteren vor zugsweise vom Rheine, entnommen dem großen Werke von Ernst Aus’m Weerth: Wandmalereien des Mittelalters in den Rheinlanden; diejenigen von österreichischer Herkunft sind meist Copien, welche die k. k. Central commission für Kunst- und historische Denkmale hat machen lassen. Die Aufstellung folgt dem historischen Gange der Kunst vom romanischen zum gothischen Style. Den Anfang romanischen Styls macht die berühmte, figurenreiche Flachdecke der Kirche St. Michael im alten, an frühmittelalterlicher Kunst so reichen Hildesheim, ein vortreffliches Beispiel aus jener Zeit, bevor Gewölbe das Innere der Kirchen überdeckten. Ihr zur Seite treten gleich zeitig Malereien aus dem benachbarten Dome in Braunschweig, ornamen taler wie figürlicher Art, während Gewölbeverzierungen dieser Art mit den Malereien der Unterkirche von Schwarzrheindorf bei Bonn beginnen. Diese deutschen Beispiele werden durch nicht minder bedeutende Bei spiele aus Oesterreich ergänzt. Von ihnen sind leider die Fresken im 1 etersschloss zu Friesach bereits stark mitgenommen, während diejenigen im Nonnenchor zu Gurk alle Strenge und Grösse der Zeichnung in höchst charakteristischer Art bewahrt haben. Man muss sie freilich nicht vom Standpunkt einer technisch vollendeten Kunst betrachten wollen, nicht mit den Werken der griechisch-römischen Kunst oder denen der Blüthezeit der Renaissance vergleichen. Man muss denken, dass hier eine neue Kunst sich mit neuem Inhalt erfüllt und für diesen Inhalt nach neuen und eigenthümlichen Formen ringt. Von diesem Standpunkt aus bieten die Gurker Malereien das höchste Interesse. Man wird in der thronenden Madonna bei aller Herbigkeit und Strenge einen edlen und eihabenen Styl nicht verkennen, der nunmehr, im Uebergang zum gothi schen Styl, mit wachsender technischer Fertigkeit eine Wendung zum Lieblichen, Sanften und Naiven nimmt. Diesen neuen Charakter zeigen die ausgestellten Malereien gothi schen Styls aus den rheinischen Ortschaften Ramersdorf und Brauweiler