19 Die orientalische Decoration, diejenige nämlich der Wände und Plafonds, welche chronologisch nach der Zeit der Entstehung in unserem System die IV. Abtheilung bildet. Ihrem Ursprünge nach bildet die orientalisch - muhamedanische Decoration einen Ausläufer der byzantinischen, obwohl schon von Anfang an mit heimisch arabischer Art durchsetzt. Aber sie entfernte sich rasch von ihrem Ursprünge und nahm eine so eigenartige Entwicklung, welche sie ganz außerhalb der europäischen Kunstgeschichte stellt. Wesentlich Flächendecoration, lediglich auf die Farbe angewiesen, nahm sie keinen Theil an der Vollendung der Plastik und der zeichnerischen Kunst, wie sie in Europa vor sich ging. In der farbigen Flächendecoration hat sie ihre Beschränkung und zugleich ihre Größe. Die zahlreich ausgestellten Beispiele, welche die ganze Wand be decken, lassen uns leicht auch in dieser Kunst einen Gang der Entwick lung erkennen. Wir beginnen mit dem Schönsten und Besten, den spanisch-arabischen Decorationen aus Cordova und von der Alhambra, den glänzendsten Schöpfungen des orientalischen Kunstgenius, die uns erhalten sind, und steigen zu den grellen Farbeneffecten der heutigen Türkei herab, die für unser Auge wenig Erfreuliches haben. Dabei be merken wir eine technische Decorationsweise, der wir in Europa (außer im arabischen Spanien) nicht begegnet sind, den farbigen glasirten Fliesen, mit denen die Orientalen die Wände der Moscheen und Paläste außen wie innen zu bedecken pflegten. Diese Decoration ist in jüngster Zeit auch in Europa nachgeahmt und in mancher Weise bedeutungsvoll ge worden, wie denn die ganze orientalische Verzierungskunst, und nicht bloß die der Wände, als Gegenstand des Studiums und der Nachahmung ein völlig modernes europäisches Interesse gewonnen hat. Wir durften sie daher in unserer Ausstellung nicht fehlen lassen. W Biirlidmckcref von Carl Gerold’s Sohn in Wien.