bleiben. Die croatischen nationalen Stickereien in farbiger offener Seide zeigen eine kräftige Farbenstimmung und gute, flotte Technik. Interessant sind die auf derbem weissen Baumwollstoff mit dunkel farbigem Moosstiche — einer Technik, welche kleine Schlingen bildet — gestickte Hemden, deren Aermel mit groben Häkelspitzen ver ziert sind. Eine sehr schätzbare Sammlung origineller Stickmuster und nationaler Perlmosaikarbeiten verdankt die Ausstellung dem unermüd lichen Sammelfleisse einer intelligenten jungen Dame, die, in ßolechow in Galizien lebend, seit Jahren den Arbeiten der ruthenischen Frauen Beachtung geschenkt, schon zu einer Zeit die interessanten Stickmuster zu sammeln, auf Mustertüchern zusammenzustellen und mit geschickter Hand in Farbenzeichnung auf Carla rigata wiederzugeben unternahm, als man — im Allgemeinen — derartigen Erscheinungen noch keinen Werth beimass. Fräulein Hieronyma Ozarkiewicz, Tochter des Reichsraths-Abgeordneten, hat durch Einsendung ihrer reichhaltigen Sammlung sich ein Verdienst um die Ausstellung erworben; denn wir ersehen daraus, Arbeiten von Stickerei, Weberei und Perlmosaik, dass die ruthenischen Frauen ihre originellen Bordüre-Arbeiten mit wahrem Kunstsinn üben. Namentlich die älteren Arbeiten dieser Art, deren Dessins ohne die Bemühungen des kunstsinnigen Fräuleins wohl jetzt schon der Vergessenheit anheimgefallen wären, verrathen ebensoviel Geschmack als manuelle Fertigkeit und gehören zum Besten dieser Art. Die Technik der Stickerei ist sehr mannigfaltig und abwechslungs reich, jedoch zumeist an den Webefaden gebunden; daher sind die Muster ausschliesslich geometrische, lineare und selbst die reichlich vorkommenden vegetabilischen Motive sind streng stylisirt und in’s Lineare umgesetzt, so dass die Grundform kaum erkennbar ist. Der Formensinn galizischer Bauerfrauen ist jedoch so entwickelt, dass sie in allen Fällen die dem stylisirten Muster zugrundeliegende Form herausfinden; ihre landläufigen Stickmuster haben alle ihre Namen und sind — • wie ein im Besitze des Oesterr. Museums befindliches, mit Namenbezeichnung in polnischer Sprache versehenes, gleichfalls aus gestelltes Stickmusterbuch ausweist — theils mit Pflanzennamen wie: »Eichenlaub«, »Weinrebe«, »Hopfen«, »Erdbeere« bezeichnet, oder nach anderen grundlegenden Formen: »Stern«, »Hacke« u.s.w. benannt. Die Bordüren in buntfarbiger Perlmosaik zeigen gleichfalls reiz volle Muster und eine sinnreiche, uralte Technik. Sollen wir hervorheben, dass die aus ziemlich grossen, gerundeten Schmelzperlen dicht" gefügten, aus den Bezirken Kotzman und Wiznitz in der Bukowina stammenden Perlborden, die grösste Aehnlichkeit mit den im Louvre in Paris verwahrten Perlmosaikarbeiten haben, mit denen die alten Egypter ihre Mumien schmückten? Wer würde das Räthsel dieser Uebereinstimmung lösen und die merkwürdige Aehn-