Ausstellungen
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K. K. OSTERR. MUSEUM FÜR KUNST UND INDUSTRIE
(MARZ, APRIL, MAI-1886.)
FÜHRER UND BERICHT.
PREIS 25 KREUZER.
WIEN.
VERLAG DES K. K. ÖSTERR. MUSEUMS FÜR KUNST UND INDUSTRIE.
18S6.
SPECIAL-AUSSTELLUNG
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WEIBLICHER LANDARBEITEN
IM
LI. ÖSTERR. MUSEUM FÜR KORST DRRISBOSTRIE.
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(MÄRZ, APRIL, MAI 1886.)
FÜHRER UND BERICHT.
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PREIS 25 KREUZER.
WIEN.
VERLAG DES K. K. ÖSTERR. MUSEUMS FÜR KUNST UND INDUSTRIE.
EINLEITUNG:.
Im Jahre 1873 haben wir hier- auf unserer Weltausstellung die
erste Ausstellung weiblicher Handarbeiten gesehen und sodann nicht
wieder. Der Gedanke lag nahe, solche Gegenstände einmal wieder aus
der ganzen österreichisch-ungarischen Monarchie zu vereinigen, um zu
sehen, wie in dieser Epoche der grossen Geschmacksveränderungen
auch dieses Gebiet der Kunstarbeit sich verwandelt hat. Seit jener Aus -
stellung und in Folge derselben ist die Wiener Fachschule für Kunst -
stickerei gegründet worden. Aus dieser Schule sind viele Stickerinnen
von Beruf, viele Lehrerinnen hervorgegangen; andere Schulen sind
nach ihrer Art errichtet oder haben die Lehrer von ihr angenommen;
ihre Muster sowie die von ihr aufgenommenen Techniken sind ver -
breitet worden. Auch ausserhalb der Grenzen Oesterreichs ist die
Stickerei als Kunst wieder rege geworden. Der Wunsch w'ar daher
begreiflich, zu sehen und zu erfahren, wie nun heute die Dinge stehen,
wie weit der Einfluss des Neuen geht, wie tief er in die niederen
Schulen, in die Flaus- und Damenarbeit eingedrungen, wie sich endlich
auch das Geschäft, die Industrie selber, allen den neuen Anregungen
gegenüber verhält, ob es sie aufgenommen hat oder auf seinem alten
Standpunkt verblieben ist.
Wenn wir uns die Gegenstände an Stickereien und Spitzenarbeiten
von österreichischer Herkunft, und zwar von moderner Art, welche
damals (1873) im sogenannten Pavillon der Frauenarbeit vereinigt
waren, in das Gedächtniss zurückrufen, so müssen wir uns gestehen,
dass kaum ein einziges Stück darunter war, welches unseren heutigen
ästhetischen Anforderungen vollauf entsprochen hätte. Und doch hatte
die Jury bereits strenges Gericht gehalten und insbesondere all’ jenes
ausgeschossen und abgelehnt, was sich an figürlichen Darstellungen
oder Riesenbouquets im Kreuzstich und verwandter Technik mit
Berliner Wolle breit gemacht hatte. Fehlten also diese »horreurs«,
welche kurz zuvor noch Stolz und Lust der Damen gewesen waren,
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so sah man auch nicht ein einziges Stück, welches uns heute wirkliches
Vergnügen bereitet hätte. Entweder war es die Technik, oder es war
die Zeichnung, welche zu wünschen übrig liess, oder es war die Farbe,
welcher aller Reiz, alle Harmonie, alle feineren und gebrochenen Töne
abgingen. ' i
Verglich man damit, was etwa die anderen modernen Staaten an
ähnlicher Art gesendet hatten, so war es in keiner Weise besser. Die
moderne Reform des Geschmackes, welche damals in der Kunstindustrie
schon so schöne Früchte gezeitigt hatte, war weder in das Haus noch
in die Schule gedrungen; wenigstens zeigte die weibliche Arbeit kaum <
die leiseste Spur. Nur die Stickerei für die Kirche, die schon wenige
Jahre zuvor ihren eigenen Weg eingeschlagen hatte, liess Besseres sehen,
aber dieses Bessere sah auch nur wie eine Ausnahme aus gegenüber
dem, was das Geschäft für kirchliche Kunst an gewöhnlicher Arbeit
leistete.
Wollte man wirklich Gutes auf dem Gebiete der Nadelarbeit sehen,
so musste man ganz wo anders Umschau halten, und man fand es dort,
wo es kaum einer und der andere gesucht hätte, unter den Arbeiten
des Orients, unter den Arbeiten halbbarbarischer Stämme, unter den
Arbeiten der Bäuerinnen. Man suchte es in der modernen Cultur und
fand es dort, wohin diese moderne europäische Cultur noch nicht ge -
drungen war. Glücklicherweise, wenn unsere Stickerei weit zurückstand,
so war unser Verständniss doch schon so erschlossen, um das Gute
anderswo aufzufinden und seinen Werth für uns zu erkennen. Die
Stickereien der Japaner und Chinesen in farbiger Seide, die Gold -
stickereien Indiens, die weissen, durchbrochenen Arbeiten der persischen
Damen, die Haremsarbeiten der marokkanischen, tunisischen, türkischen
Frauen, sie stellten an Reiz der Effecte, an Schönheit und Vollkommen -
heit der Ausführung, an Mannigfaltigkeit und Gesundheit der Technik
alle europäische Damenarbeit völlig in Schatten. Man konnte sehen,
bewundern und lernen.
Dazu kam etwas ganz Neues, wenigstens erschien es neu, weil es
niemand vorher beachtet hatte. Wer hätte auch erwarten sollen, dass
die schwere Hand der Bäuerin, die den langen Tag auf dem Felde oder
am Herde beschäftigt ist, Dinge leisten und Arbeiten schaffen sollte,
die das ureigenste Recht der zartesten Damenhand zu sein scheinen?
Und doch war es so. Es war auf dieser unsererer Ausstellung die so -
genannte Flausindustrie, d. h. die den einzelnen Völkerschaften eigen-
thümliche, also nationale Kunstarbeit, zum ersten Male ausdi ücklich
und programmmässig erschienen, und zu dieser Abtheilung, den Orient
ausgenommen, hatte Oesterreich-Ungarn selbst den weitaus bedeu -
tendsten und anziehendsten Beitrag gestellt. Man sah in den Arbeiten
der Bäuerinnen, mit denen sie Wohnung und Bett ausstatten und ihre
Kleidung verzieren, in den rothen, blauen, schwarzen oder gelben
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Stickei eien auf Leinwand, noch eine Kunst fortlcben, die in sich ebenso
künstlerisch vernünftig wie wirkungsvoll ist. Man konnte von ihnen
lernen, wie mit einfachen Mitteln Effecte zu erzielen seien, man konnte
lernen, wie Trau und Tochter des Hauses, statt Mühe und Zeit an
unnützer, augenverderbender Arbeit zu verlieren, ihre Haus- und Leib -
wäsche, die Leinwand für Tisch, Tafel und Bett richtig und farbig zu
verzieren haben; man konnte diesen bäuerlichen Arbeiten neue Technik,
neue Motive der Ornamentation in Fülle entnehmen.
All’ dies zusammengenommen, die Arbeit des Orients wie die der
bäuerlichen und nationalen Hände, musste nun wohl zur Ueberzeugung
führen, dass, wenn die Stickerei wie ehemals als eine Kunst geübt
werden solle, wenn die Damenhand sie mit Geschmack und Erfolg auch
nur als angenehme Beschäftigung treiben solle, sie in ganz anderer
Art zu lehren sei. Man müsse unsere ordinären Stichmethoden, wenn
nicht aufgeben, doch auf das beschränken, wozu sie eben dienlich sind;
man müsse statt dessen die orientalischen und nationalen Methoden
einführen und mit ihnen zugleich das Gebiet der Anwendung erweitern
und die Stickerei ganz vorzugsweise auf die Verzierung der Wohnung
und ihrer Ausstattung hinlenken, wodurch sie auch eine erhöhte indu -
strielle Bedeutung erhielte; man müsse endlich, um auch den gut
gezeichneten Mustern gute Ausführung zu sichern, die stickende Hand
zuerst zu einer zeichnenden machen.
Das waren etwa die Gedanken, die zur Gründung der ersten
Kunstschule für Stickerei führten, oder wie sie jetzt heisst, der Fach -
schule für Kunststickerei, und ihrer heute bereits zahlreichen Nach -
folgerinnen. Sie nahm alle die wie neu entdeckten Stickereimethoden
in ihr Programm auf, und führte den Zeichenunterricht und das Kunst -
verständnis als die nothwendigste Grundlage ein. Man ging vernünftiger -
weise langsam vor und erweiterte das Programm der Methoden Jahr
für Jahr. Anfangs waren die Muster zu fein linear, zu sehr entsagend
in Bezug auf die Farbe, denn die farbige Seide mit ihrem Glanze, die
sattgefärbte mild und weich schimmernde Wolle, das echte Roth und
Blau sind ja die schönsten, wirkungsvollsten Mittel, die vor allem der
Stickerei frei zu Gebote, stehen. Warum ihnen entsagen? Warum ver -
schmähen, was so dankbar sich gebrauchen lässt? Dann kam die sog.
altdeutsche Stickerei in die Quere, Contourstickerei mit ein wenig von
Schattenstrichen, in Roth und Blau, bei denen es auf den Witz und
die Lieblichkeit der Zeichnung, des Gegenstandes ankam, nicht aber
auf die coloristische oder decorative Wirkung. Sie waren allzu mager-'
und dürftig, von diesem einzig richtigen Standpunkt aus betrachtet.
Allmälig kam man auf den richtigen Weg; schön geschwungenes
Ornament, Farbenwirkung, durchaus vollkommene Ausführung, in
welcher Technik immer, wurden das Ziel. Dabei kamen dann die
fremden Methoden, eine nach der anderen, zu ihrem Rechte, Goldfäden
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und Goldspitzen wurden eingeführt, applicirte, mit Gold und Farbe
contourirte Stickerei, chinesische und japanische Nadelmalerei, mit
welcher sich Blumen und buntschimmernde Vögel in ihrem vollen
Glanze darstellen liesscn, endlich wurde die Nadelmalerei nach alter
Art in der Weise des späteren Mittelalters in Concurrenz mit der
Malerei bei figürlicher Bildstickerei eingeübt. Rechnet man hierzu noch
verschiedene Arten der Spitze zur Ergänzung der durchbrochenen
Weissstickerei, welche nun auch auf der Schule gelehrt wurde, so hatte
damit die Stickerei wieder einen Umfang erlangt und ein künstlerisches
Feld sich erobert, das so ziemlich erschöpfte, was sie überhaupt zu
leisten berechtigt war.
Als diese Dinge in Bewegung waren, wurde die Kunst der Spitzen-
fabrication, welche in der Stickereischule nur eine Nebenrolle spielte,
noch von einer anderen Seite aufgenommen und mit Consequenz und
Energie gefördert. Die Spitze hatte sich schon im sechzehnten Jahr -
hundert von der Stickerei emancipirt und war in verschiedenen Ge -
genden zu einem selbständigen Industriezweig geworden. So hatte sie
sich als Spitzenklöppelei in den böhmischen Gebirgen an der sächsischen
Grenze angesiedelt und hier nun schon ein paar Jahrhunderte eine
Existenz geführt, die eigentlich nie zur rechten Blüthe gekommen war,
■trotz aller Bemühungen, die fort und fort um sie geschehen. Nun in
den letzten Jahrzehnten war erneuert wieder die Noth herangetreten
und mit der Noth auch das Bemühen um Besserung. Diesmal führte
es zur Gründung einer eigenen Spitzenschule, aber nicht im Erzgebirge
oder sonst an einem der Sitze, an denen sich die Spitzenklöppelei an -
gesiedelt hatte, sondern im Mittelpunkt des österreichischen Cultur-
und Kunstlebens, in Wien selber. Hier war es, wo unter Hofrath
Storck’s Leitung durch die Regierung der »Centralspitzencurs« ge -
gründet wurde, und zwar so, dass eine, die erste Abtheilung die Muster
zu schaffen hatte, die andere aber, an welcher Frau Pley er den
Unterricht leitet, die Ausführung dieser Muster. Jene Abtheilung steht
in enger Verbindung mit der Kunstgewerbeschule des Oesterr. Museums
und ist wie ein Theil derselben, während die zweite in besonderem
Local Spitzenarbeiterinnen aus dem Erzgebirge und sonstigen Orten
der Spitzenfabrication herbeizieht, um sie eine Weile zu unterrichten
und auszubilden und alsdann, zu höheren Leistungen befähigt und
mit einer Fülle von neuen Mustern versehen, in die Heimat zur Lehre
und zur Ausübung ihrer Kunst zurückzusenden. Auch dieser »Central -
spitzencurs« steht nun bereits eine Reihe von Jahren in Thätigkeit
und gibt uns Gelegenheit seine Wirksamkeit bcurtheilen zu können.
Das Programm unserer Ausstellung stellte vier Kategorien auf,
die Arbeiten des Geschäftes und des Berufes, die Arbeiten der Schulen,
diejenigen der Damen und endlich die Stickerei der nationalen Haus -
industrie. Alle vier Kategorien sind auf unserer Ausstellung vertreten,
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und zwar, wenn auch zum Theil lückenhaft, doch so, dass der auf -
merksame Besucher sich über den gegenwärtigen Stand der Dinge
vollkommen unterrichten kann. Er wird auch ohne Zweifel an vielen
Arbeiten grosse Befriedigung empfinden und mit Vergnügen sich über -
zeugen, dass ein grosser Fortschritt gemacht ist, wenn die Besserung
auch noch einer grösseren Verbreitung und Verallgemeinerung bedarf.
Es sind Geschäftsarbeiten gekommen von Ragusa bis an die sächsische
Grenze, von Tirol bis Siebenbürgen, Spitzenarbeiten von Proveis und
Idria bis Zakopane. Die Schulen sind vertreten von der ersten Fach -
schule für Kunststickerei in Wien bis zu der Mädchenschule auf dem
Dorfe. Ja diese niederen Mädchen- und Arbeitsschulen sind aus allen
Kronländern so reichlich gekommen, obwohl ihre Arbeiten eigentlich
nicht dem Programm entsprechen, dass man ihnen einen Saal zur
gesonderten Ausstellung zuweisen konnte. Die Damenarbeiten sind ver-
hältnissmässig am schwächsten vertreten, gewiss auch ein Zeichen, dass
die von den Schulen ausgehende Reform noch zu wenig in das Haus,
in die Dilettantenhände gedrungen ist. Und das bewiesen auch zahl -
reiche, aus diesen Kreisen stammende Arbeiten, welche wegen ihrer
Unvollkommenheit von der Jury zurückgewiesen werden mussten. Sehr
reichlich vor allem sind die Stickereien und Spitzenarbeiten der
nationalen Hausindustrie vertreten, Dank den Museen, so dem Olmützer,
dem Brünner, und einzelnen Sammlern wie dem Herrn R. v. Mayer-
Ahrdorff in Lundenburg und dem Fräulein Hieronyma Ozar-
kiewicz. Die ungarische Abtheilung, alle vier Kategorien umfassend,
ist von Herrn und Frau Sectionsrath He rieh in Budapest gesammelt
und von der letzteren selbständig arrangirt worden. Das Oesten.
Museum ist dadurch beiden zu grossem Danke veipllichtet.
In der Aufstellung und Anordnung konnte wegen der Ver -
schiedenheit und der Stellung der Vitrinen eine Trennung nach den
vier Kategorien nicht genau durchgeführt werden. Die Säle VI und VII,
zur ebenen Erde gelegen, haben alle Schulen höherer Ordnung, alle
Berufsarbeiten, sowie die Damenarbeiten, kurz alles Moderne, in sich
aufgenommen. Die niederen Schulen nehmen im ersten Stock den
Sitzungssaal ein. Die nationale Hausindustrie hat unter den oberen
Arkaden und im Saal IX ihren Platz erhalten, während der grosse
Vorlesesaal den sämmtlichen Arbeiten aus Ungarn eingeräumt worden
ist. Zu all’ diesem ist noch eine besondere Abtheilung in exceptioneller
Weise hinzugekommen, eine kleine historische Ausstellung, welche den
Gang des Geschmacks auf dem Gebiete der Stickerei in den letzten
zwanzig Jahren von Jahr zu Jahr illustriren soll. Diese Collection ist
selbständig von Frau P. Kabilka gemacht worden und hat unter
den oberen Arkaden neben dem Eingänge zu den Sälen des Kunst -
gewerbevereines ihre Aufstellung erhalten. Der Besucher wird am
bequemsten mit den unteren Sälen VI und VII beginnen, dann oben,
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die Arkaden umwandelnd, zunächst die Ausstellung der Frau Kabilka
besichtigen, sodann die Schulen im Sitzungssaal, darnach die Haus -
stickerei Mährens aus dem Olmützer Museum und nach derselben den
Saal IX betreten und zum Schluss die ungarischen Arbeiten im Vor -
lesesaal sich betrachten. In dieser ungarischen Abtheilung ist fast alles
käuflich; die Preise sind den Gegenständen beigefügt. Käuflich sind
auch im Saal VI die der Kirche gewidmeten Arbeiten von der Klostcr-
schule der barmherzigen-Schwestern in Agram, und so noch manches
Andere, worüber die beaufsichtigenden Diener Auskunft ertheilcn.
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II.
Der Spitzencurs und die Fachschulen
für Spitzenindustrie.
Die Spitzenfabrication Oesterreichs ist auf unserer Ausstellung
mit ziemlicher Vollständigkeit vertreten, wenigstens so vollständig, wie
sie bisher niemals beisammen war. Sie hatte, künstlerisch betrachtet,
auch nie die Höhe erreicht, in welcher sie sich heute darstellt. Der
Wiener Spitzencurs, von dem seit seiner Existenz und Wirksamkeit
nur einzelne Arbeiten gelegentlich der OelTentlichkeit zugänglich gemacht
waren, hat seine Thätigkeit, seine Leistungen allseitig zur Anschauung
gebracht und nicht bJos in den eigenen Arbeiten, sondern auch in
denen der unter seinem Einfluss stehenden Fachschulen. Diese Spitzen -
schulen sind, sowie überhaupt die Stätten der Spitzenfabrication, von
allen Seiten gekommen: Gossengrün im Erzgebirge, Zakopane in Galizien,
Hotzenplotz in Schlesien, im Süden Proveis, Male, Idria, Luserna, Isola,
Predazzo u. s. w. Nicht zu übersehen ist ferner, dass wie die Fachschule
für Kunststickerei in Wien, so auch verschiedene andere Schulen der
weiblichen Handarbeit mehrfache Arten der Nadelspitze lehren, wodurch
denn auch diese edle Kunst in das Haus gedrungen ist und in der
Dilettantenhand manche laienhaft unvollkommene Arbeit ersetzt hat.
So sind reizende Spitzenarbeiten vorhanden von der Schule der barm -
herzigen Schwestern in Agram, desgleichen von der Schule del disegno
e professionelle in Triest und manchen anderen. Die berufsmässige
Spitzenindustrie vertritt wie immer ganz im Sinne des Spitzencurses Franz
Bollarth, desgleichen auch Nowotny in Wien, sowie Heidel -
berger in Graslitz. Nationale Spitzen, freilich ältere Arbeit, zum
fl heil farbig und von besonderer Feinheit, finden sich unter den zahl -
reichen Arbeiten des mährischen Landvolkes. Originell in ihrer Art
und Zeichnung, sind sie wohl geeignet auch unserer modernen Spitzen -
fabrication Motive zu liefern. Endlich sei auch in der ungarischen
Abtheilung gedacht der Spitzen, sowohl derer, die aus den Schulen für
weibliche Handarbeit gekommen sind, als auch insbesondere derjenigen
aus der neugegründeten Spitzenschule zu Sovar im Saroser Comitat,
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Arbeiten der Nadel wie der Klöppel, die sich auf den Wegen unseres
Wiener Spitzencurses zu bewegen scheinen.
Dieser Wiener Spitzencurs, von dessen Entstehung und Absicht
wir bereits in der Einleitung gesprochen haben, bietet vor allem das
vorragende Interesse, er selbst mit seinen Filialen, sowohl in künstle -
rischer wie volkswirtschaftlicher Beziehung. Denn man erkennt bald,
wenn man seine Arbeiten sowie die der anderen Schulen prüft und
vergleicht, dass hier ein grosses Ziel consequent verfolgt wird. Das
Ziel heisst Hebung der Lebensfähigkeit, des Wohlstandes ganzer Gegenden
und Ortschaften durch die Spitzenfabrication. Aber wie dies Ziel
zu erreichen?
Die österreichische Spitzenfabrication krankte nicht blos daran, dass
ihr das Interesse, die Theilnahme und darum die Aufträge fehlten,
sondern -xund das war eben der Grund für. die Theilnahmlosigkeit
— dass N Arbeiten weit hinter denen Belgiens, Englands, Frank -
reichs zu, uckstanden und nur dem gewöhnlichen Genre angehörten.
Sollte ein einigermassen blühender oder befriedigender Zustand herbei -
geführt werden, so musste vor allem die Leistung besser sein, die
Arbeit musste sich auf die Höhe der Zeit schwingen, um auch in der
Güte die Concurrenz zu bestehen. Dieser Gedanke, zunächst und vor
allem die Arbeit besser zu machen, war es, der zur Gründung des
Spitzencurses geführt hat. Der besseren Arbeit würde auch der ver -
mehrte Absatz, der bessere Lohn folgen.
Nun musste man sich freilich sagen, dass man vor einer schwie -
rigen Aufgabe stände. Belgien z. B. hatte die zweihundertjährige Tra -
dition in feinster Arbeit, den alten Ruhm, die geschickten Hände, die
Zeichner, das feinste Material und endlich das Capital und den Untei-
nehmungsgeist für sich. War es möglich dem sich an die Seite zu
stellen? Wenn diese Aufgabe unendlich schwer erschien, so war es
vielleicht eher möglich mit eigener, origineller Art ein Feld daneben
zu erringen, das Oesterreich eigentümlich wäre und bliebe. Die Ge -
schichte der Spitzenfabrication zeigt uns so manche Methoden ganz
vergessen und verloren, Methoden, die viel edler und künstlerischer
sind als diejenigen, welche heute in Mode und in Uebung stehen.
Es ist heute durch die Geschmacksreform der letzten zwanzig Jahre
so viel alte und vergessene Technik wieder in’s Leben gerufen und so
mancher Industriezweig dadurch neu erschaffen worden, sollte das
nicht auch in der Spitzenfabrication möglich und zu erreichen sein.
Sollte es nicht gelingen die alten Methoden wieder zu erlernen sie
wieder in Uebung zu setzen und auch in die Mode zu bringen. Jeden -
falls würde alsdann der Vorsprung auf Seiten Oesterreichs liegen Lnd
schliesslich, sollte es auch nicht gelingen, diese alten, wieder belebten
Methoden bei der Damenwelt zur Mode zu machen, so wuide doch
die Uebung in denselben unsere Spitzenarbeiterinnen zu ,eder anderen
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Leistung befähigen, sie würde dieselben in den Stand setzen jedem
raschen Umschwung der Mode zu folgen und jeder darauf beruhenden
Krise auszuweichen. So schien die Aufnahme der alten Methoden
unter allen Umständen von Vortheil, sollte sie auch kein weiteres
Resultat haben als die Befähigung der Hand, die Besserung des Ge -
schmacks und des Verständnisses.
Von diesem Standpunkt aus sind nun von dem Wiener Spitzen-
curs — ohne die herrschenden Methoden zu vernachlässigen — die
alten Spitzenarten wieder aufgenommen worden, und zwar in beiderlei
Technik, sowohl als Nadelspitze wie als Klöppelspitze. Die Ausstellung
des Spitzencurses im Oesterr. Museum gibt uns gewissermassen einen
Lehrgang in der Spitzengeschichte; wir können ihr folgen von der
zierlichen, sternförmigen, gezackten Reticella bis zur zarten Brabanter
Spitze und zur modernen Duchesse. Von den schwierigsten und müh -
samsten Arten, von der venetianischen Rosenspitze und der gleich -
zeitigen Relicfspitze linden wir Beispiele, die sich den schönsten Ar -
beiten der alten Zeit an die Seite stellen können. Wir gedenken nur
derjenigen, welche der Frau Kronprinzessin Step h anie zu ihrer Ver -
mählung vom Vereine zur Hebung der Spitzenindustrie zum Geschenk
gemacht wurden. In anderen einfacheren Arten seien die Spitzen für
die Fürstinnen Kinsky und Schwarzenberg und die Gräfin Clam-
G alias erwähnt, sowie verschiedene Arbeiten für die Frau Hofräthin
Storck.
Was alle Spitzen, die aus dem Wiener Curs hervorgehen, aus -
zeichnet, das ist nicht blos die musterhafte Ausführung, sondern auch
die Schönheit der Zeichnung, welche, getreu der Technik, an die alten
Muster sich anschliesst und doch diese in der künstlerischen Compo-
sition vielfach übertrifft. Und das gilt insbesondere von den späteren
Arten. Denn so schöne Muster und Zeichnungen in ihrer verschiedenen
Weise die früheren Spitzen im sechzehnten und auch noch im sieb -
zehnten Jahrhundert bieten, so liess doch die Zeichnung von dem
Moment nach, als in der zweiten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts
sich die kräftige, bei aller Feinheit feste Arbeit, in die dünne und
überzarte, flattrige der französischen und Brabanter-Spitze verwandelte,
um endlich bei den unschönen, nichtssagenden Blümchen von Valen-
ciennes anzulangen. Hier kann der moderne Spitzenzeichner mehr und
besseres thun als der alte. Und so ist es geschehen.
Der gleiche Vorzug zeichnet fast durchgängig die Arbeiten sämmt-
licher Spitzenschulen in den Kronländern aus. Sie stehen ja heute alle
unter dem directen Einfluss des Wiener Curses, von dem sie Lehre
und Muster erhalten.
Sie üben aber fast durchgängig, mit Ausnahme der Schule von
Gossengrün, nur die eine Art, die Klöppelspitze, die feinere Arbeit der
Nadelspitze zumeist der Musteranstalt und ihren directen Schülerinnen
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überlassend. Sie arbeiten für den grossen Bedarf, suchen aber diesen
in Zeichnung und Technik zu veredeln. Ohne Zweifel gelingt es
ihnen, soweit cs eben auf die künstlerische Leistung ankommt.
Man wird darüber keinen Moment in Zweifel sein, wenn man
sich der Vorgänger erinnert, jener Spitzen, mit denen die Agenten
noch vor wenigen Jahren hausiren gingen und auch noch gehen.
Allein leider hängt der Erfolg nicht allein von der Güte ab, wenn
diese auch eine nothwendige Bedingung ist. Die Spitze ist Sache der
Mode und muss von ihr getragen und gestützt werden. Bringt die
Mode es in ihrem Wechsel mit sich, dass einmal keine Spitzen getragen
werden, wie es ja schon geschehen ist, so wird alles künstlerische Be -
mühen umsonst sein. Und gegenwärtig scheint — leider! — wenigstens
theilweise eine Krise dieser Art hereinzubrechen. Möchten die Damen,
welche im Stande sind der Mode zu gebieten, hier helfend einschreiten!
Wenn sie ihre Gunst der heimischen Spitzenindustrie zuwenden, wird
die Frauenwelt ihnen folgen, und ein edler Zweig der Kunstindustrie,
der weiblichen Arbeit wird gerettet sein und damit zugleich eine zahl -
reiche Bevölkerung, die jetzt darbt und verkommt.
J. v. Falke.
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III.
-Stickereischulen, Damenarbeiten, Arbeiten
der Sticker und Stickerinnen von Beruf.
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In den Sälen VI und VII befinden sich jene Objecte, womit die
Stickereischulen, sowie viele Stickerinnen von Beruf und Stickerci-
geschäfte die Ausstellung weiblicher Handarbeiten beschickt haben.
Sie gewähren den Besuchern ein vollständiges Bild der zahlreichen
Reformen, die auf dem Gebiete der Kunststickerei bereits erzielt wurden,
und zeigen zugleich, auf welchen Wegen man zu den bisher erreichten
Resultaten gelangt ist. Die als Mutteranstalt zu betrachtende k. k. Fach -
schule für Kunststickerei in Wien, von der alle reformirenden Neue -
rungen ausgegangen, indem sie die guten alten Techniken, welche zur
höchsten Blüthezeit der Stickkunst in Uebung gewesen und seither in
Vergessenheit gerathen waren, von Neuem zu lehren begann, und ihnen
in der modernen Kunstindustrie Eingang zu verschaffen sucht — hat
ihren ganzen Lehrgang in möglichst übersichtlicher Weise ausgestellt.
Ebenso gestatten die verschiedenen, von der Stickereischule des Wiener
Frauen-Erwerbvereines exponirten Mustertücher, einen genauen Ein -
blick in das Lehrsystem dieser Anstalt. Wenn nun auch die sämmt-
lichen übrigen hier vertretenen öffentlichen wie privaten Fachschulen
nicht gleich geregelte, Wege und Ziel deutlich bezeichnende Aus -
stellungen brachten, so lassen doch deren uns vorgeführte fertige
Leistungen erkennen, ob und in wie weit sie sich der Reformbewegung
angeschlossen haben.
Hübsch präsentirt sich uns gleich beim Eintritte in den Saal VII
der Ischlcr Hausindustrie-Verein mit seinen nett gearbeiteten Kreuz-
stichstickercicn auf Leinen, deren gute, nationale Muster in Roth und
Blau ausgeführt erscheinen. Diese Arbeiten zeichnen sich sowohl durch
ihre praktische Verwendbarkeit wie durch billige Preise aus. Einer
aufmerksamen Besichtigung zu empfehlen ist sodann die Ausstellung
der Stickerei-Abtheilung der Staatsgewerbeschule in Salzburg. Die hier
vor uns in reicher Anzahl ausgebreiteten Dinge, als da sind: Farbige
Leinenstickereien in Kreuz-, Webe- und Plattstich, Teppiche in Appli-
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cation, "vielfältige Knüpfarbeiten und ganz besonders ein in feinster
Flachstickerei ausgeführter Rococo-Fächer, zeigen, dass diese Anstalt
unter der Leitung der Lehrerin Emma Felgel ausschliesslich die
neue, gute Richtung eingeschlagen hat. Auf der gleichen Bahn schreitet
die Mädchen-Arbeitsschule in Klagenfurt vorwärts. Hier sind hübsche
Goldstickereien, Filets, farbige Spitzen etc. wie auch ein Fächer in
spanischer Goldspitze zu sehen, welcher Eigenthum der Frau Kron -
prinzessin Stephanie ist. Die Stickercischulc des Isiaelitischen Mädchen -
Unterstützungsvereines, deren Arbeiten in demselben Kasten untei-
gebracht sind, hat Proben der meisten jetzt üblichen Stickereitechniken
vorgelegt, als deren beste ein Kissen in italienischem lavoro ä maglia
hervorzuheben ist. Die Collection von Arbeiten des Frauenvereines für
Arbeitsschulen, unter dem Protectorate der Frau Erzherzogin Marie
Rainer stehend (Präsidentin Frau Fürstin Henriette Liechtenstein)»
weist durchwegs tüchtige, fieissige Leistungen auf. Man sieht hier alle
Arten von Näharten, sowie feine Häkeleien, Strickereien, Weisssticke -
reien u. dgl. m.
Die Schularbeiten aus dem Kloster der Tertianerinnen in Botzen,
zu welchen man sodann gelangt, dienen hauptsächlich kirchlichen
Zwecken. In Tülldurchzug (eine Arbeitsart, die in neuester Zeit wieder
vielfach geübt wird) sind breite Altarspitzen mit entspiechendei stilisiiter
Zeichnung gearbeitet. Vielerlei stellt ferner die Privatanstalt des
Frl. Charlotte Hofer aus; wir finden da einige gute, zu decorativen
Zwecken bestimmte Arbeiten, namentlich einen schönen Behang in
Applications- und Flachstickerei. Reichhaltig ist die Collection von
zumeist farbig verzierter Wäsche, welche Marie v. Mayeiberg,
Lehrerin für Handarbeiten in Krakau, eingesendet hat. Als in empfehlcns-
werther Weise vertreten zeigt sich auch die conccssionirte Lehranstalt für
Kunststickerei der Frau Antonia Schönberger, welche nebst ver -
schiedenen Arbeiten einfacherer Art einen Ofenschirm in Flachstickerei,
sowie einen reizenden Fächer in Point d’Espagne von mustergiltiger
Ausführung bringt. Weiter sind von Schulen zu erwähnen: Das Institut
Simonson, die Privatlehranstalt Hildebrand und Therese Rotter.
Neben den Arbeiten der Letzteren liegt ein von H. Egghard
in persischer durchbrochener Stickerei ausgeführtes Sachet aus creme -
farbiger Seide. Diese reizvolle, der Phantasie der Stickerin den
freiesten Spielraum gönnende Technik, womit die Perser prachtvolle
Decken herstellen und ihre Frauen die Schleier schmücken, durfte in
Folge ihrer vielseitigen Verwendbarkeit und der verhältmssmassig
geringen Herstellungskosten, wenn die Industrie sich ihrer bemächtigt,
bald zur Modearbeit werden. . ....
Den übrigen Raum der freistehenden Schränke im Saale VII
nehmen die von Berufsstickerinnen eingeschickten Objecte und Damen -
arbeiten ein. Wir heben hier zunächst hervor die von A. Studnicka
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in Neuhaus ausgestellten in schöner Macrame-Knüpfarbeit verfertigten
Täschchen und Körbchen. Sie sind jetzt schon Lieblinge der Damen -
welt und werden sicher bald zunr gesuchten Modeartikel erhoben
werden; weiter die Arbeiten der Frau Ida v. Kollmann, der Frau
Ella v. Lang-Littrow, Gräfin Essen, Katharina Ryback etc. etc.
In guter Technik und stylgerechter Musterung gehalten sind die
Arbeiten der Schülerinnen der k. k. Fachschule: Marie Konderth
(Behang in Plattstickerei und Macrame), Rosa Korn blau (Wiegendecke
in Plattstickerei auf Leinen, rosafarben), Clara Fürstenrecht (gleich -
seitig gesticktes Gedeck und Decke in ä jour, Creme und Gold), Her -
mine Ipolt (ein prächtiges Kissen in goldfarbiger, persischer ä jour-
Stickcrei), Emilie Haubl (eine schöne Nähtischdecke mit punto-tirato-
Bordüre und Flachstickerci) und Caroline Maler (eine kleidsame,
gleichfalls in persischer ä jour-Arbeit ausgeführte Damenschürze).
In und über den Wandkästen rechts haben ausgestellt: Julie Haller
in Rattay (weissgestickte Monogramme in Sacktuchecken), Antonie Pil-
bauer in Kolin (mehrere spitzenartige Arbeiten), Elisie Schürrer in
Triest (ein Sacktuch in feiner Weissstickerei, Eigenthum der Frau Kron -
prinzessin Stephanie), Anna Gotthardt in Pilsen (ein Polsterkissen,
Weissstickerei, gleichfalls Eigenthum der FYau Kronprinzessin Ste -
phanie), ferner die Congregation der Ancelle della Cantä in Ragusa
(eine beachtenswerthe Weissstickerei, ein Chorhemd in überaus müh -
samer Ausführung), Ph. Schreiblechner (Filetguipurcn) und Fräulein
Marie v. Strassgi (einen sehr schönen, aus gelblich getonter Seide
kunstvoll in Macrame geknüpften Damen-Halskragen). Eine kleine
Specialität bilden die von einer bejahrten Dame, der Frau Hofräthin
Babette v. S zent-Györgyi gestrickten Kinderhäubchen. Es sind dies
Strickarbeiten von einer Feinheit, wie sie auch, als diese Arbeitsart
allgemein geübt worden und hoch ausgebildet war, zu den Seltenheiten
gehört hätten.
Der grosse Saal VI enthält jene Ausstellungsgegenstände, welche
sowohl die genuss- als auch die lehrreichsten sind.
Im Eckkasten, gleich beim Eintritte links, sind nebst den Arbeiten
von L. Nowotny (worüber unten) solche der Anna Föderl, Industrial-
Lehrerin in Laibach und der Kunstickerei-Lehrerin Marie Blau in
Wien ausgestellt. Diesen gegenüber, auf der anderen Seite des Saales,
befinden sich die Stickereien der Schülerinnen der Privat-Lehrerin
Ernestine Bamberger: Ein grosses Bettkissen mit auf ä jour-Grund
gesticktem Monogramm, ein goldfarbiger Fensterbehang von effect -
voller Wirkung, sowie in chinesischer Manier ausgeführte Seiden- und
Goldstickereien, darunter ein grosser Ofenschirm.
Den ganzen unteren Thcil des Saales nimmt die reichhaltige Aus -
stellung des Wiener Frauen-Erwerb Vereines ein, die Mitte jene des
Central-Spitzencurses und den oberen Thcil die k. k« Fachschule für
-
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Kunststickerei, während die Ausstellungen der Stickerinnen von Beruf
(zunächst absolvirter Schülerinnen der k. k. Fachschule) sich vertheilt
gruppiren, und die rechte Seitenwand von den Agramer Fachschulen
eingenommen wird. Die hier vereinigten Ausstellungen verdienen, so
umfangreich sie auch sein mögen, Stück um Stück betrachtet zu werden,
denn fast jedes derselben ist mustergiltig.
Der Stickereicurs des Wiener Fraucn-Erwerbvereines, unter Leitung
von Frl. Marie Bergmann, hat nebst seinen Mustertüchern die präch -
tigsten Proben von allen möglichen Arbeitsarten ausgestellt. Die gleich -
seitige Arbeit repräsentiren ein im sog. italienischen Stich gearbeitetes
Gedeck, wie im gleichseitigen Plattstich gehaltene Leinenstickereien,
unter welchen eine Decke in Schweizer Leinenstickerei (Weiss-Roth)
besonders auffällt. Neben Knüpfarbeiten, namentlich Macrame schönster
Art, punto-tirato-Arbeiten, farbigen Filet-Guipures, spanischen Spitzen,
bilden die durchbrochenen Stickereien, farbig und Gold, wie sie in der
bosnischen Hausindustrie häufig Vorkommen, eine besondere Specialitä-t.
Proben von Goldstickereien im Renaissancestyl, wie effectvolle Kissen
in persischer oder wieder in japanischer Art gestickt, erfreuen das
Auge. Kunstarbeiten grossen Genres aber sind die beiden Clavier-
decken in Application und Flachstickerei, die eine in Renaissance-,
die andere in Rococostyl gehalten, und dies zwar sowohl in der
Zeichnung, als in der Farbe und den angewendeten Stickerei-Techniken.
Eine wirkliche Sehenswürdigkeit bilden die kirchlichen Stickereien
edelster Art, welche die Kunstgewerbeschule der barmherzigen Schwestern
in Agram eingesendet hat. Die grosse Kirchenfahne mit der so bewun -
derungswürdigen Zeichnung (wie alle Zeichnungen an dieser Schule
vom Dombaumeister Bolle herrührend) zeigt in ihrer höchst gelun -
genen Ausführung, wie sowohl figuralc als ornamentale Stickerei zu
behandeln sei. Der Ornat im Schranke nebenan, auf elfenbeinweissem
Atlas in Gold und Seide gestickt, ist als wahres Meisterwerk der Stick -
kunst zu betrachten. Als eine Neuigkeit und von überraschender
Wirkung erweist sich hier die Anwendung der spanischen Filigran-
technik, in welcher die Hauptzeichnung ausgeführt erscheint, während
den weissen Atlasfond kleine Sterne und Punkte, in olivcngrünei und
goldfarbener Seide gestickt, bedecken. Ausser diesen, dem Dienste der
Kirche geweihten Arbeiten, stellt diese vorzügliche Schule noch ori -
ginelle Kissen aller Art aus, deren Musterungen der croatischen Haus -
industrie entnommen sind, sowie schöne Plattstickeieien auf Leinen,
und eine zweite Fahne (dem Agramer Vereine »Mercur« gehörend),
die auf der einen Seite die Inschrift, auf der anderen Seite das croa-
tische Landeswappen zeigt, umgeben von einer Bordüre in farben -
prächtiger Applicationsstickerei. Neben dieser grossen Collection befindet
sich eine kleinere nicht minder eigenartige, gleichfalls aus dem stick -
kundigen Agram ..eingeschickt, nämlich jene der städtischen weiblichen
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Gewerbeschule in Agram, geleitet von Frl. Marie Ettinger. Die
gleichseitigen Leinenstickereien, die sowohl in der Musterung, als in
der fremdartigen,' aber interessanten Farbenwahl der nationalen Haus -
industrie nachgebildet sind, verdienen alle Aufmerksamkeit, sowie auch
die reizvollen, gleich farbigem Email wirkenden spanischen Spitzen -
arbeiten. Ganz besonders originell ist aber eine mit der landesüblichen
Ledermosaik verzierte grosse Decke.
Am oberen Ende des Saales angelangt, befindet sich der Besucher
an der Quelle, am Ausgangspunkte jener Reformen, jenes veränderten
Geschmackes „ und jener Veredlung der Technik, die er bisher mit
Vergnügen zu verfolgen Gelegenheit fand. Die Ausstellung der von
hr. Emilie Bach geleiteten k. k. Fachschule für Kunststickerei ist einer
eingehenden Besichtigung für Jedermann — für Lehrerinnen und Sticke -
rinnen aber dem ernstesten Studium zu empfehlen. Der auf Pulten
systematisch geordnete Lehrgang zeigt, wie beim Unterrichte vor -
geschritten wird und umfasst sämmtliche an der Anstalt geübten
T echniken.
Die gleichseitigen Arbeiten sind in allen Abstufungen, von den
einfachsten bis zu den schwierigsten Arten vertreten. Ebenso erscheinen
alle farbigen Plattstickereien auf Leinen in durchaus correcter und
künstlerischer Weise ausgeführt. Die Ausstellung bringt mehrfache
gelungene Neuerungen auf diesem Gebiete, wie die eine Seite des
grossen Mittelkastens, wo die Leinenstickereien ihren Platz gefunden
haben, erweist. Die vordere Seite, sowie die Seitenwände nehmen
eine Fülle von Arbeiten auf, die alle erdenklichen Sticktechniken
repräsentiren. Besondere Aufmerksamkeit verdienen die in chinesischer
Manier ausgeführten Arbeiten: eine Flachstickerei in Seide auf weissem
und eine Silber- und Goldstickerei auf dunkelblauem Atlas, ein Kissen
in Knötchentechnik und ein Behang in bunten Farben, gleichfalls nach
chinesischer Weise gleichseitig gestickt. Die übrigen orientalischen
Techniken, vornehmlich die arabische, sind durch grosse längliche
Kissen (nach Zeichnung von Hofrath Storck), gleichwie in ver -
schiedensten Varianten vertreten, ebenso die türkischen, indischen und
persischen. Auf derselben Seite wie die Agramer Stickereien ist neben
einem grossen blauen Plüschteppich, den ein Rand von in köstlichen
Farben schimmernder spanischer Spitze schmückt," und anderen in der -
selben Technik ausgeführten, kleineren Objecten, das Hauptwerk der
Schule aufgestellt: ein nach Hofrath Storek’s Entwürfe in herrlicher
Goldstickerei und kunstvollster Nadelmalerei ausgeführter Ofenschirm,
welcher einen Hauptanziehungspunkt nicht nur dieser Schule, sondern
der Gesammtausstellung bildet. In die Schulausstellung mit einbezogen
worden ist noch eine gelungene Arbeit einer absolvirten Schülerin
der Privatlehrerin Emilie Stiasny, eine figurale Nadelmalerei:
Medaillon mit dem Kopfe des h. Mathäus. Weiters befinden sich in
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diesem Saale noch die Ausstellungen der Privaüchrcrm Stephanie
Christomannos mit sehr guten Arbeiten: Gedecke in gleichseitigem
Holbein- und Kreuzstich, Smyrna-Arbeiten und ein Ofenschirm in App i-
cation nach chinesichcr Art, wie der der Privatlchrcrinnen Rosa und 1 au a
Freud, welche alle möglichen Arten von Arbeiten, besonders Appli-
cationen vorgeführt haben. Als ein Prachtstück ist ein in demselben
Schranke ausgestellter rother Plüschteppich zu bezeichnen, der in einer
sehr edlen alten Art der Gold- und Silberstickerei (nach Zeichnung
von Frl. Hermine Bach) von absolvirten Schülerinnen der k. k. bach -
schule gearbeitet ist. Eine besonders schöne Arbeit stellte fernei r .
Hermine Egghard (Schülerin der k. k. Fachschule) aus: einen
nach Zeichnung von Frl. Hermine Bach aul rothem Sammt aus -
geführten Behang in Flachstickerei mit Seide und Gold, dessen
harmonisch gestimmte leuchtende Farben in förmlichem Perlmuttcr-
glanze schimmern. Eine der umfangreichsten und gelungensten Arbeiten
in der cn voguc gekommenen Smyrnatechnik repräsentirt der grosse,
nach alten türkischen Mustern gearbeitete Teppich des Frl. Friedericke
Czckelius aus Hermannstadt; eine der stylvollsten Collectionen
von kunstvollen Stickereien brachte die Kunststickerin brl Herminc
Walte. Ihre Ausstellung umfasst eine Fensterdecke von 1 lusch mit
Streifen in spanischer Technik, einen kostbaren Ofenschirm mit dem
belgischen Wappen in Application und Silberstickerei, eine Wiegendec. c
in Plattstickerei, ein grosses Kissen, in durchaus, neuer, ganz eigen -
artiger, Reticella-Spitzen imitirender Goldstickerei etc. Die Zeichnungen
zu allen diesen Arbeiten sind von Frl.• Marianne b ürst, Zeichen -
lehrerin an der k. k. Fachschule für Kunststickerei, entworfen.
Den Volks- und Bürgerschulen ist : der Sitzungssaal im ersten
' Stock gewidmet, woselbst »der Lehrgang, nach dem gesetzlich, he-,
stimmten Lehrplane für den Unterricht in weiblichen Handarbeiter
den grossen Mitteltisch einnimmt. Die Industrielehrerin Martha Stella,
hat, links vom -Eingänge, gleichfalls Mustertafeln nach eigener Angabe
ausgestellt und nebstbei nette einfache gestrickte und gehäkelte
Musterbänder, Filets und Kreuzsticharbeiten. Die Klpstersch.u£ der
Ursulinerinnen in Kuttenberg (Böhmen) hat blos sehr einfache Weiss
tickereien', Filets und Tülldurchzug - Arbeiten aufzuweisen, wahrend
die Klosterschule der Ursulinerinnen in Klagenfurt unglaublich vic
Flciss und Mühe auf die ausgestellten Objecte verwendete. Es sind
dies eine Garnitur, Teppich und Fensterkissen, zusammengesetzt aus
einzelnen aneinandergereihten Camillenblumen auf himmelblauem
Atlasgrunde. Die Volksschule in Pöltschach (Steiermark) sowie die
Schulen in Alt - Moletin (Mähren) und Bukovmk bei Schuttcnhofen
(Böhmen) zeigen sehr gleichartige Ausstellungen von diversen ganz
gewöhnlichen Arbeiten. Frl. Gabriele Hill.rdt, Lehrerin an de.
Lehrerinnen-Bildungsanstalt in Wien, bringt zwei schon gestrickte Muster-
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bänder, welche zahllose Strickmuster aller Arten enthalten. Etwas
Interessantes zeigt die Exposition der Lehrerin Emma v. Castro in
Triest,, nämlich neben sonstigen Arbeiten gewöhnlicher Sorte, ein
überaus reichhaltiges, geschickt gearbeitetes Musterband für ä jour-
Arheiten feinster Sorte. Höhere Ansprüche befriedigend ist die Aus- -
Stellung der städtischen Fortbildungsschule für Mädchen in Prag.
Dieselbe zeigt uns Plattstickereien auf Leinwand, einen langen Tisch- :
läufer und ein grosses Milieul, mit der nationalen Hausindustrie
entnommenem Muster. Diese Stickerei wurde nach einer alten Arbeit,
die sich im Museum des Herrn Naprst e k befindet, von Schülerinnen
der Fortbildungschule gearbeitet.
Von Stickereigeschäften hat sich nur eine bedauerlich geringe
Zahl betheiligt, was einigermassen zu verwundern ist. Dafn r aber
tragen die in den beiden unteren Sälen vertheilten Ausstellungen iW
Industriellen lauter Namen von gutem Klang — Elite- und Muster-
Expositionen im strengsten Sinne des Wortes! Im Saale VII fesselt
die Ausstellung der Frau Regine Heller das Auge. Jedes Stück für
sich ist hier, mag dasselbe der Leib-, Bett- oder Tischwäsche angehören,
an sich vollkommen in seiner Anordnung wie AusführungJ denn die
zum Schmucke dienenden Stickereien sowohl, als die verwendeten
Spitzen erscheinen durchgängig gediegen und stylvoll. Anwendung
farbiger Stickerei auf Bettwäsche ist etwas, das in allgemeine Mode
zu kommen verdiente. Das bedeutendste Stück bildet aber eine reizende
Specialität: ein Tischläufer, welcher einem Speiseservice angepasst
und mit. der gleichen Blumenmalerei verziert ist. Man kann hier, ge -
trost den Ausdruck »Malerei« anwenden, denn die auf dem feinen,
weissen Leinengrunde in offener Seide gestickten, bunten Blumensträusse
und kleinen verstreuten Blüthen gehören in die Kategorie echter,
kunstvollster Nadelmalerei! Ganz in der Nachbarschaft hat das wohl-
bekannte Haus Kunz & Mössmer seine bereits allgemein beliebten,
farbigen Leinenstickereien ausgestellt. Die grosse Verbreitung, welche
diese prächtigen Arbeiten mit ihrer zumeist aus der ungarischen
Flausindustrie stammenden Musterung und effectvollen Farbenwirkung
gefunden haben, kann gewiss als deutlichster Beweis dafür dienen, wie
sehr es in der Hand wahrhaft intelligenter, mit ihrer Zeit fort -
schreitender Industrieller gelegen ist, fördernd und bessernd auf den
Geschmack des grossen Publikums einzuwirken. Würden alle und
nicht blos wenige einzelne Stickereigeschäfte auf dem Standpunkte von
4886 stehen, welcher doch, wie man meinen sollte, der natürliche ist -—
statt wie leider , die Meisten beharrlich auf jenem von Anno 1860 zu
beharren, es wäre sicherlich bereits ganz anders bestellt um den all--
gemeinen Geschmack auf diesem Gebiete! So aber werden heute noch der
grossen, wenig selbständiges Urtheil besitzenden Menge dieselben Dinge
vor das Auge geführt, die vor einem Vierteljahrhundert gang und gäbe
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•waren, und manche Auslagen der Stickereigeschäfte sind die getreuesten
Spiegelbilder jenes Theiles von Frau Kabilka’s sehens- und studirens-
werther. Ausstellung, welcher die Jahre 1860—70 umfasst. Ein sehr
wichtiger Zweig der Stickkunst: die, Monogramm-Stickerei, wird auf der
Ausstellung durch ein grosses Tableau der Frau Anna Biedermann
(im Saale VII, rechts nahe am Eingänge zum Saale VI) vertreten. Das -
selbe zeigt uns eine reiche Zahl von Monogrammen in verschieden -
artigster, dabei immer gleich vollendet guter-Ausführung.
- Im Saale VI ist dasGeschäft der Frau Auguste Kaiser durch mannig -
faltigste Kreuzstich-Stickereien vertreten. Ebendaselbst hat auch Frau
Marie Teschner, geN-^Benkovits,. k. k. Kammer-Kunststickenn,
kirchliche Stickereien, sowie eine sehr schöne, im Renaissancestyl ge -
zeichnet» chaise-longue-Decke exponirt, die mit Flachstickerei in Seide
tiniK Gold ausgeführt ist. Eine höchst anmuthige Neuheit bilden die
beiden gleichfalls hier aufgestellten Ofenschirme im japanischen Styl, ein -
gesendet von E. Thierfelder in Prag. Diese Schirme* auf Seide flott
gemalt und nur an den Hauptstellen zur Erhöhung des Effectes noch
mit einzelnen, geschickt vertheilten Stichen bestickt, sind von grosser
decorativer Wirkung. Als eine wahre Zierde der Gesammtausstellung
muss jedoch ohne Frage die Collection auserlesener Arbeiten bezeichnet
werden, welche die Firma L. Nowotny in dem Kasten links, gleich
beim Eingänge exponirt hat. Die prächtigen Rochette-Spitzen bilden
eine wahre Specialität, denn sie gehören zu den kunstvollsten Häkel -
arbeiten seltener Art, sowie auch die anmuthig gezeichnete Wiegendecke
in Point-Lace überaus gelungen in der Ausführung erscheint. Schön
präsentiren sich noch zwei Kissen: das eine in sog. Baumwollpeluche
(eine geschorene Stickerei, wobei das schöne Materiale, Elsässer Baum -
wollgarn, die Neuheit bildet), das andere künstliche Knüpfarbeit
(Macrame), in gelblich-weisser Seide. Von reizendem Effecte, namentlich
bei grosser Beleuchtung, ist die für Abendtoilette bestimmte Garnitur
(Kopfputz, Tailleneinsatz, Kragen und Manchetten) aus in Altsilber
gearbeiteter Point d’Espagne. Das Prachtstück aber lepräsentirt eine
kostbare, durchbrochene, mit dunkelrothem Peluche gefütterte Decke,
in reichstem Renaissancestyl gezeichnet, die ganz neuartig ausgeführt,
durch ihren bräunlich - goldigen Schimmer, einem zart gegliederten
Werke der Goldschmiedekunst ähnlich sieht.
Kein Besucher darf schliesslich versäumen, die in den oberen
Arcaden rechts aufgestellte »historische Ausstellung« der Frau P. Ka-
bilka zu besuchen. Dieselbe lässt sich nicht im Detail beschreiben,
sie muss eben mit Aufmerksamkeit besichtigt werden und zwar an
der Hand der gedruckten Erläuterung, welche von der, dem Kreise
unserer fortschrittsfreundlichen Industriellen angehörenden Ausstellerin
freundlichst zur Verfügung gestellt wird. Die Vergleichung dieser
Arbeiten aus halbvergangener Zeit mit denen, welche in den Sälen VI
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und VII ausgestellt sind, gibt am besten Aufschluss darüber, welche
Wege zur Besserung eingeschlagen und welche Fortschritte auf diesem
Wege bisher gemacht worden.
^ Die hier aufgezählten Objecte, die erfreulichen Resultate eines
' bedeutenden, vor einem Jahrzehnt noch ungeahnten Fortschrittes auf
dem Gebiete der weiblichen Handarbeit, können nicht anders als anregend
und belehrend auf die zahlreichen Besucher wirken. Jedoch keineswegs
minder lehrreich für Jene, die bei dem mühevollen Reformwerke uner -
müdlich thätig sind, erwies sich die sehr grosse Menge von Arbeiten,
welche die Jury auf das Strengste zurückzuweisen gezwungen war.
Diese wahrhaft »sehenswerthen« Objecte boten das negative Bild der
übrigen Ausstellung. Sic waren darum hochinteressant, weil sie auf das
Deutlichste zeigten, wie viele ernste Arbeit noch zu verrichten, ein wie
weiter Weg noch zurückzulegen sei, bevor das angestrebte Ziel vollends
erreicht ist. Denn lange, lange noch nicht überallhin ist das richtige
Verständniss für die Aufgabe der Stickerei gedrungen, und lange noch
nicht allgemein hat ein edlerer, besserer Geschmack sich verbreitet.
Figurale Stickereien, bildliche Darstellungen in primitivsten Techniken,
in Kreuz- und Perlstich, oft sogar mit Zuhilfenahme der Glasperlen,
überdies in den grellsten Farben, fanden sich noch in grosser Zahl
vertreten, so wie die ungemein mühevollen und doch vollständig unzu -
länglichen Stickereien mit schwarzen Creppfäden, welche den Kupferstich
mit wenig Glück imitiren. Wohin bildliche Stickereien, sei es für
kirchliche oder profane Zwecke, gehören und wie dieselben nur in der
kunstvollsten Technik, der Nadelmalerei, ausgeführt werden dürfen, ja
überhaupt nicht anders genügend und zulänglich auszuführen möglich
sind, dafür bringt unsere Ausstellung die sprechendsten Beispiele. Man
betrachte sich nur einmal recht genau erstens die vom Kloster der barm -
herzigen Schwestern in Agram eingesendete grosse Kirchenfahne mit dem
Bilde der Madonna und den Engelsköpfchen, dann einen kleinen Kopf
des Evangelisten Mathäus in der Ausstellung der k. k. Fachschule in
Wien und das in dem ebendaselbst exponirten prachtvollen Ofenschirme
angebrachte Mittelmedaillon. Der überwiegenden Mehrzahl nach gehörten
die von der Jury zurückgewiesenen Ausstellungsobjecte in die Classe
der sogenannten Damenarbeiten, waren also von Dilettantenhänden
verfertigt. Aber es waren auch solche aus Schulen dabei, welche von
der doch schon mehr als ein Decennium währenden, umwälzenden
Reformbewegung in einer Weise unberührt geblieben sind, die man
kaum für möglich halten sollte. Viele öffentliche wie private Industrie-
und Arbeitsschulen stehen, es ist dies ein höchst bedauerliches Factum,
heute noch genau auf demselben Punkte, wo sie vor 20 und 3o Jahren
gestanden sind, ohne auch nur einen Schritt nach vorwärts gethan
zu haben. An diesen Anstalten wird nach gänzlich veralteten Principien
vorgegangen und nach Methoden unterrichtet, womit niemals auch nur
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technisch gute, geschweige denn halbwegs künstlerische Resultate zu
erzielen sind. Dies ist, wie man sich bei Gelegenheit der Aufnahmen
der Ausstellungsarbeitcn zu überzeugen reichlich Gelegenheit fand, haupt -
sächlich in den Kronländcrn noch der Fall. Dort wäre eine möglichst
grosse Verbreitung der neuen Lehren auf diesem doch gewiss nichti
unwichtigen Gebiete auf das Allerwärmste zu empfehlen. Vollkommen
überzeugt aber kann man sein, dass ein fleissiges Studium dieser Aus -
stellung von Seite unserer Arbeitslehrerinnen aller Kategorien von
glücklichstem Einflüsse sein wird auf die nächste Zukunft des weib -
lichen Handarbeitsunterrichtes im Allgemeinen und jene der höheren
Stickkunst im Besonderen!
ThereseMirani.
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Die nationale Haus-Industrie.
l_lie Ausstellung weiblicher Handarbeiten im Oesterreichischen
Museum gleicht einem Kranze der schönsten Blumen, erblühtaufeinem
erst in neuester Zeit wieder nach Verdienst gepflegten Terrain.
Neben einer hülle prächtiger Frauenhandarbeiten, welche in der
Hauptstadt des Reiches oder in verschiedenen bedeutenden Städten,
unter dem Einflüsse von Museen, Fachschulen und Kunstkräften her -
gestellt worden sind, präsentirt sich die nationale Hausindustrie der
ländlichen Bevölkerung Oesterreich - Ungarns originell und reizvoll,
farbenfrisch und urwüchsig wie ein — Waldblumenstrauss!
Verdientermassen ward diesem Theile der Ausstellung ein bedeu -
tender Raum zugewiesen und die interessanten Proben nationaler weib -
licher Hausindustrie füllen den Vorlesesaal des Oesterreich. Museums,
den Vorsaal desselben und einen Theil der oberen Arcaden. Die hier
ausgestellten, aus verschiedenen Gegenden stammenden Frauenhand -
arbeiten haben jedoch nicht etwa nur den Reiz der Originalität oder
nationaler Eigenart; sondern besitzen fast durchgehends ästhetischen
Werth. Eineftheils sind es alte Arbeiten, Reste vortrefflicher, leider
bereits ausgesiorbener Kunstübung, anderntheils sind es neue Industrie-
erzeugnissc und als solche sprechende Proben des noch, jetzt erhaltene^
bedeutenden Talentes und lebendigen Kunstgefühls im Volke. Ob es
aber alte, abgejilasste Stickereien sind, die in bäuerlichen Familien seit
Generationen olt den einzigen Schmuck des ärmlichen Hauses gebildet
hatten und hette in der Museumsausstellung erscheinen, oder neue,
buntfarbige Handarbeiten, welche die derbe Hand einer — nach unseren
Begriffen — völjg ungebildeten Bäuerin schuf: in allen Fällen äussert
sich in diesen Schöpfungen ein eminentes Stylgefühl und ein naiver,
gesunder Kunstsim, der den gebildeten Bewohnerinnen der grossen
Städte nicht in alfen Fällen von Haus aus eigen ist. Während es sich
bei Ausstellungen moderner Frauenhandarbeiten bisher noch immer
nothwendig erweist, dass eine strenge Aufnahmsjury ihres Amtes waltet,
und vieles Störende,entfernt, präsentirt sich die Ausstellung nationaler
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Hausindustriearbciten aus beiden RcichshüJften einheitlich und har -
monisch, obgleich kein Stück des aus verschiedenen Kronländern Ein -
gesandten entfernt worden ist. Ein grosser Theil der nationalen Frauen-
landai beiten stammt aus den Ländern der ungarischen Krone und sind
derartige alte Stickereien mit modernen Industrieerzeugnissen der Haupt -
stadt Budapest im Vorlesesaale des Oesterreich. Museums zu einem
anmuthigen Gcsammtbildc vereint, dessen Arrangement die kunstsinnige
und schon in der ungarischen Landesausstellung thätig gewesene Frau
Sectionsrathin He rieh übernommen und durchgeführt hat.
In dieser Ausstellung spielt die Leinwandstickerei mit buntfarbigem
arn eine grosse Rolle und die mit türkischrother oder indigoblauer
Baumwolle gestickten Betttücher und Kopfkissen - deren Farbenton
urch Alter und vielfaches Waschen oft bis in’s zarte Rosa oder Blass -
blau angenehm gemildert ist - dominiren darin. Mit einfachen Kreuz -
stichen nach abgezähltem Faden oder mit dem ähnlichen etwas com-
p icirteren Zopfstich, sind diese durchwegs guten, ja mustergültigen
Stickereien in passenden, stylrichtigen Dessins ausgeführt, welche, auf’s
Mannigfaltigste variirt, die grösste Aehnlichkeit mit Stickmustern der
deutschen Renaissance haben, die Meister Hans Sibirischer, der
•treffliche Formschneider in Nürnberg, im 16. Jahrhundert publicirt hat.
er schone, grobkörnige Leinengrundstoff, der nach dem Waschen
•crepeartig wirkt und aus dem Hausgespinnst der Bauersfreuen, reinem
und nur wenig gebleichtem Flachsgarn, hergestellt ist, erhöht mit seinem
satten, zwischen »creme« und »havanna« stehenden Firbenton die
angenehme Wirkung dieser Stickereien.
Neben farbiger Kreuzstichstickerei sind weisse oder farbige Hohl -
nähte, ferner zwischen einfacher, nach abgczähltem Faden ausgeführtcr
Plattstickerei eingefügte Durchbrucharbeiten bemerkenswert. Wir haben
es in diesem Falle mit den schon im 16. Jahrhundert pcliebten Vor -
läufern der Spitzennäharbeit, den »jpunto tirato« unc »Cutwork«-
Ai beiten zu tliun, die vom Orient ausgehend, zuerst ir Italien, dann
im übrigen Europa allenthalben heimisch wurden und in der Haus -
industrie aller Nationen sich bis aul unsere Zeit erhaltet haben. Ueber-
all zeigen diese Arbeiten die gleichen, aus der Tcchnikhervorgehcnden
linearen Muster und geometrischen Ornamente, die nidit auf den Stoff
vorgezeichnet, sondern nach gezähltem Faden eingesticlt sind. An diese
Arbeitsarten, welche, dem Webefaden sich anschmiegmd, zu den ein -
fachsten, auch von minder geübter Hand leicht ausfüirbarcn gehören,
reihen sich andere kunstvollere, welche viel Fertigkei und ausgebilde -
ten Formensinn seitens der Stickerin voraussetzen unc eine farbige Vor -
zeichnung auf den Grundstoff fordern, welche von den Bauersfrauen
mit erstaunlicher Geschicklichkeit ausgeführt wird, lerartige Stickereien
sind zum Theile Plattsticharbeiten, zum Theil mit der Nähnadel aus-
.geführte derbe Kettenstichstickereien nach Art grobe Tambourirarbeiten.
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nur zahlreichen Dilettantinnen, sonder, ,cider allzuoft Tuch
lindefi“L e re°F ” “” d M " SKr ” ich ”““ «*• 1- der nationale,, Stickerei
ünden lmeare Formen, geometrische Ornamente nur für Technik „ ac h
bgenahltem Faden Anwendung, dagegen „erden Voluten und ,e r u»
dete Formen für freie biegsame Technik angewandt.
R„d “ A “ sslsll " n e moderner Industrieerzeugnisse der Hauptstadt
Budapest beweist, dass sowohl die Schulen ,1s die industriellen Etabhf
sements es verstehen, die iehrreichen Vorbilder zu be„«ze„u“t
schaflin. near,schcn Hausindustrie mustergiltige, moderne Arbeiten zu
und D ri C , einfa ; Chcn Kreuzstichstickereien, die Zopfstich-, »punto tirato«-
und »C^or/,:,-Arbeiten, ferner die schönen Plattstickereien finden wir
n vielen modernen Reproductionen veredelt und verfeinert wieder Das
«::?tnZ a ' Scm r, **»* **« ** ä:
dieser Art und namentlich ist ein Tischtuch mit sechs Servietten mit
leien Farben in Kreuzstich gestickt, reizend in Zeichnung wie in der ■
1 arbenwirkung. Ein anderes Gedeck, Tischtuch und zwfflf Servietten
Zn Un H G °, ldladen VCrziert ’ ** die sdlönc “
V E “ e Sehr schöne > ln zwe i Th eilen gearbeitete Portiere mit
nach^r 3 ln f tlCkCrd mk Sddc ’ farbi « er Wolle Goldfaden
ach alten ungarischen Motiven gestickt, stellt die königl. ungar Hof-
stickenn Frau L. Fürth in Budapest, im Vorlesesaale des Museums
n emem Wandschranke aus, während andere, durchwegs in angenehmer
arbenstimmung ausgeführte Stickereien derselben Firma einen Kasten
m Mittelraume des Saales füllen. Wie gut sich alte Original - Kreuz -
stichstickereien in geschickter Montirung und Adjustirung dazu eignen .
dem best eingerichteten Hause zu Schmuck und Zier zu gereichen wie
eine einfache Umrandung der Kreuzstiche mit Goldschnur hinreicht
derlei Arbeiten sogar den Charakter der Eleganz und der Salon-
ahigkeit zu geben, lehren die aus alten Bauernstickereien hergestellten
o akissen, in der Ausstellung der genannten Firma sowohl, wie
im ^Position siebenbürgischer Hausindustrie. Farbig gestickte,
yl dei ungarischen Nationalstickereien ausgeführte Tischtücher
Handtücher, Decken, unter denen manches Bemerkenswerte, bringen
unter Anderem auch die Firmen: Esti Lustig und Hermine Nemenyi
konigl. ung. Hofstickerinnen in Budapest, ferner die Damen: Leopoldine’
von Schnierer, Marie Pauer de Budahegy und Frau Ludwig
Heseo. Beachtenswert in Arrangement und Ausführung ist das mit
Roth und Weiss in Kreuz- und Plattstich gestickte, mit dem Wappen
mehrerer ungarischer Städte geschmückte Tischtuch der Frau Anna
,von Ivänovitz in Baja. Die ungarische Ausstellung zeigt, wie die
Vorliebe für farbig gestickte Tischwäsche, die sich in der ganzen Hand -
arbeitsausstellung kundgibt, nunmehr allerorten sich verbreitet. Tisch -
tücher, Servietten, Handtücher werden schon allgemein mit farbigem
»DMC-Garn« oder mit waschechter Seide gestickt und die Zeit scheint
nicht mehr ferne, wo auch das Bettzeug farbigen Decor annehmen und
die Mode der türkischroth oder indigoblau gestickten Kopfkissen aus
der Csarda in’s Palais, in die Villa wie in’s Bürgerhaus übergehen wird.
Es wäre jedoch im Interesse der malerischen Wirkung derartiger
Stickereien lebhaft zu wünschen, dass unsere Hausfrauen von der unge -
rechtfertigten Vorliebe für »blendend weiss« des Linnens — das
ja meistentheils auf Kosten der Haltbarkeit modernen Weisszeugs
•durch forcirte Bleiche mittelst Chemikalien hervorgebracht wird —
abgehen, und jenen milden, gelblichweissen Ton der Leinwand bevor-
. zugen würden, den einfache Natur- oder »Rasenbleiche« erzielt. Auf
• derartigem Leinengruridstoff ausgeführt, eignen sich die Kreuz- und
Plattstichstickereien zur Herstellung moderner Luxusgegenstände. Wir
empfehlen aber nicht blos die technische Eigenart, sondern namentlich
den Reichthum an Ornamenten, mit denen die Phantasie dieser Bauer -
frauen ein fröhliches Spiel treibt, der Beachtung unserer Damen. Sie
werden daraus ersehen, dass echtes Kunstgefühl keine . Befriedigung • in
stetem Wiederholen derselben Ornamente findet — siehe unser »ewiges«
Zwiebelmuster am Meissener Porzellan, auf Tischtüchern und Ser -
vietten — sondern dass ein gesunder Sinn sich in reicher Abwechslung
gefällt und wahres Talent sich in richtigem Zusammenstellen ver -
schiedenartigen Ornamentes kundgibt.
Die der ungarischen Hausindustrie eigenthümliche, mit dicker
rother Baumwolle ausgeführte Tambourir- oder Kettenstichnäharbeit
in Wellenlinienmustern, die eine zwar derbe, aber sehr originelle
Wirkung hervorbringt, eignet sich jedoch, da sie keine Verfeinerung
duldet, gar nicht zur Nachahmung durch Damenhand. Der Reiz dieser
Stickereien liegt in ihrer naiven Originalität, ein Nachahmen diesei
Derbheit wäre in unserem Falle: Heuchelei, Unnatur, Lüge, Höchst
originell und reizend sind die auf weissem Fond mit Schwarz und
Gold gestickten flittergeschmückten Schürzen, welche die Bäuerin
Marie Boszits in Szantova im Bäcser Comitat verfertigt und aus -
gestellt hat.
Die Webereien, welche die Webeschule von Bekes-Czaba aus -
stellt, gleichen in ihren Eflecten den nationalen Plattstichstickereien
nach’ abgezähltem Faden. Wohl scheint die »Bindung« des Gewebes
stellenweise etwas schütter, als wären, die Stiche einer Stickerei zu lang
gerathen; aber die Muster sind gut, linear und geometrisch — durch -
wegs stylvoll. Die ausgestellten Teppiche in ihren originellen Dessins
.
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und lebhaften Farben sind beachtenswerte, solide Arbeiten. Es ist
erfreulich zu hören, dass jene Kreise, welche berufen erscheinen, auf
die Hausindustrie Ungarns fördernd einzuwirken, die Verbreitung guter
Muster und cchtfärbiger, zur Teppichweberei geeigneter Garne sich
zur Aufgabe machen. Die Proben von Spitzenarbeiten, die Ungarn aus -
stellt, beweisen, dass verschiedene Arten von Spitzentechnik im Lande
heimisch sind.
Die Spitzenschule zu Sovär im Saroser Comitat bringt Klöppel -
spitzen, die Frauen Emma Göllner und Isabella Bieske sehr feine
■ Filetguipures und. Macrame (Knüpfspitzen), ferner genähte point lace
als Verzierung einiger ausserordentlich fein genähter Wäschestücke.
•Diese Arbeiten bekunden einen bedeutenden Fortschritt auf dem Ge -
biete der Maschinennäharbeit und beweisen, dass auch die Nähmaschine
unter Umständen zu einem Werkzeug für künstlerische Arbeit erhoben
werden kann.
Angrenzend an die Ausstellung ungarischer Arbeiten sind 'im
Vprsaale dalmatinische Spitzenarbeiten von seltener Schönheit, sowie
reizvolle Buntstickereien an Wäschestücken, die das nationale Costume
erfordert, ausgestellt.
Die zieilichen, schmalen Hohlnähte und breiten weissen Spitzen-
cinsätze, welche Plalsbündchen und Vordertheile zweier zum nationalen
Costume gehöriger Hemden schmücken, sind künstlerisch ausgeführte,
indenLeinengrundstofl eingearbeitete »punto tagliato«-oder »pointcoupe«-
Arbeiten, so schön, edel und stylgerecht, als wären sie im 16. Jahr -
hundert unter den Augen einer Medicäerin in Italien entstanden und
nicht als moderne dalmatinische Hausindustrie-Erzeugnisse — von
LucaMilisic in Ragusa zur Ausstellung eingesandt. Ueberaus reizend
ist die an nationalen Gewandstücken angebrachte dalmatinische Gold -
schnurstickerei, welche der berühmten griechischen kaum etwas' nach -
gibt; sehr interessant sind auch die im Webestich mit bunten Farben
gestickten, sowie die mit Goldstickerei reizvoll verzierten Hemden.
Die nationale Hausindustrie verwendet den Goldfaden bei weissen
Stoffen hauptsächlich in einer, die Schmiegsamkeit, Weichheit, ja selbst
■die Waschbarkeit des gestickten Gegenstandes erhaltenden Technik.
•Der schüttere in vielen Fällen gazeartige Grundstoff ermöglicht diese
Art der Stickerei, bei welcher der Goldfaden gerade so wie farbiger
Seidenfaden den Stoff durchdringt und in Plattstichmanier, im Webe -
stich, bei den bosnischen Arbeiten auch in einer der Kreuzstich- und
Holbeinarbeit verwandten nach gezähltem Faden ausgeführten Technik,
beide Seiten des Gewebes gleichmässig verziert. Die schöne farben -
prächtige Collection bosnischer Hausindustrie-Erzeugnisse der Frau
Marie Schandl gibt den Beleg dafür, ebenso die vom Gewerbe -
museum in Agram exponirten Goldstickereien, welche durchwegs in
Weissstickereitechnik ausgeführt, weich, schmiegsam, ja selbst waschbar
• . : iv -
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bleiben. Die croatischen nationalen Stickereien in farbiger offener
Seide zeigen eine kräftige Farbenstimmung und gute, flotte Technik.
Interessant sind die auf derbem weissen Baumwollstoff mit dunkel -
farbigem Moosstiche — einer Technik, welche kleine Schlingen bildet
— gestickte Hemden, deren Aermel mit groben Häkelspitzen ver -
ziert sind.
Eine sehr schätzbare Sammlung origineller Stickmuster und
nationaler Perlmosaikarbeiten verdankt die Ausstellung dem unermüd -
lichen Sammelfleisse einer intelligenten jungen Dame, die, in ßolechow
in Galizien lebend, seit Jahren den Arbeiten der ruthenischen Frauen
Beachtung geschenkt, schon zu einer Zeit die interessanten Stickmuster
zu sammeln, auf Mustertüchern zusammenzustellen und mit geschickter
Hand in Farbenzeichnung auf Carla rigata wiederzugeben unternahm,
als man — im Allgemeinen — derartigen Erscheinungen noch keinen
Werth beimass. Fräulein Hieronyma Ozarkiewicz, Tochter des
Reichsraths-Abgeordneten, hat durch Einsendung ihrer reichhaltigen
Sammlung sich ein Verdienst um die Ausstellung erworben; denn wir
ersehen daraus, Arbeiten von Stickerei, Weberei und Perlmosaik, dass
die ruthenischen Frauen ihre originellen Bordüre-Arbeiten mit wahrem
Kunstsinn üben. Namentlich die älteren Arbeiten dieser Art, deren
Dessins ohne die Bemühungen des kunstsinnigen Fräuleins wohl jetzt
schon der Vergessenheit anheimgefallen wären, verrathen ebensoviel
Geschmack als manuelle Fertigkeit und gehören zum Besten dieser
Art. Die Technik der Stickerei ist sehr mannigfaltig und abwechslungs -
reich, jedoch zumeist an den Webefaden gebunden; daher sind die
Muster ausschliesslich geometrische, lineare und selbst die reichlich
vorkommenden vegetabilischen Motive sind streng stylisirt und in’s
Lineare umgesetzt, so dass die Grundform kaum erkennbar ist. Der
Formensinn galizischer Bauerfrauen ist jedoch so entwickelt, dass sie
in allen Fällen die dem stylisirten Muster zugrundeliegende Form
herausfinden; ihre landläufigen Stickmuster haben alle ihre Namen und
sind — • wie ein im Besitze des Oesterr. Museums befindliches, mit
Namenbezeichnung in polnischer Sprache versehenes, gleichfalls aus -
gestelltes Stickmusterbuch ausweist — theils mit Pflanzennamen wie:
»Eichenlaub«, »Weinrebe«, »Hopfen«, »Erdbeere« bezeichnet, oder
nach anderen grundlegenden Formen: »Stern«, »Hacke« u.s.w. benannt.
Die Bordüren in buntfarbiger Perlmosaik zeigen gleichfalls reiz -
volle Muster und eine sinnreiche, uralte Technik.
Sollen wir hervorheben, dass die aus ziemlich grossen, gerundeten
Schmelzperlen dicht" gefügten, aus den Bezirken Kotzman und Wiznitz
in der Bukowina stammenden Perlborden, die grösste Aehnlichkeit mit
den im Louvre in Paris verwahrten Perlmosaikarbeiten haben, mit
denen die alten Egypter ihre Mumien schmückten? Wer würde das
Räthsel dieser Uebereinstimmung lösen und die merkwürdige Aehn-
■
lichkeit der Technik uralter ICunstproducte eines der ältesten Cultur-
völker, mit den modernen Hausindustrie-Producten ruthenischer Bauern-
— mädchen erklären können ?
Die Perlarbeiten aus dem Bezirke Sniatin in Galizien sind aus
feineren kleineren Schmelzperlen hergestellt, die Bordüren sind reicher
gegliedert und noch künstlicher ausgeführt als die vorerwähnten. Sie
enthalten eine Fülle künstlerischer Motive, ihre malerische Verwendung
auf rothem »Arrasband« — sie bilden vorzugsweise den Kopfschmuck
der Bäuerinnen — ist durch eine ausgestellte Probe erklärt.
Sehr reichlich und von verschiedenen Seiten kamen die Ein -
sendungen von Pioben mährisch-ländlicher Hausindustrie und dieser
Theil der Ausstellung ist überaus lehrreich. ,,
Wem war es bekannt, dass in einem benachbarten Kronlande,
so nahe dem Centrum des Reiches, eine so eigenartige, mannigfaltige
und echt künstlerische Hausindustrie heimisch ist oder vielmehr in
früheren Zeiten heimisch gewesen war? Wer hat das Vorhandensein
so bedeutender künstlerisch werthvoller alter Arbeiten in den arm -
seligen Hütten des mährischen Landvolkes vermuthet?
Vor einiger Zeit waren in Wien im Antiquitätenhandel eigen -
artige schmale, mit geklöppelten Spitzen und Einsätzen verzierte,
geradezu classisch schöne Stickereien erschienen, die auf beiden Seiten
des Stoffes gleichwirkend, mit schwarzer, weisser, gelber oder farbiger
Seide auf weissem Grunde ausgeführt, in Kennerkreisen Aufsehen
erregten, ohne dass jemand anzugeben wusste, woher diese reizvollen
Arbeiten stammen. Heute wissen wir, dass sie mährischer Provenienz
sind, von walachischen Bäuerinnen stammen, die zur. Zeit als das
nationale Costume in diesen Kreisen noch in voller Blüthe stand, die
Enden ihrer schärpenförmigen Kopftücher in kunstvoller Weise stickten
und dieselben mit seidenen oder aus steifem gelblichen Hanfzwirn
geklöppelten Spitzen sehr geschickt verzierten. Derlei Kopftücher,
Hauben oder Schleier sind in der Ausstellung vielfach vertreten, daneben
aber kamen so vielerlei gute und stylrichtige Arbeiten, dass man über
die Menge der im Mährischen Lande eingebürgerten — oder ein -
gebürgert gewesenen — Techniken staunen muss.
Vier Collectionen sind es, welche diesen Reichthum an technischer
Eigenart auf der Ausstellung zur Geltung bringen. Eine Collection von
Hauben, welche die Schule in Walachisch-Meseritsch ausstellt, zeigt
verschiedene Arten von Weissstickerei, welche dereinst bei den sla-
vischen Frauen in hoher Blüthe stand. Die ausgestellten Hauben
stammen aber schon aus der Verfallzeit der Technik, sind aber doch
in Bezug auf die Reichhaltigkeit der angewandten Arbeitsmethoden
beachtenswerth. Da ist die Hoch- und Plattstickerei mit aufgelegtem
Grundstoff auf Tüll ausgeführt, da ist Tülldurchzug, Tambourirarbeit,
Guipurestickerei, Madeira, Languettenstich, gezogene und geschnittene
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ä jour-Arbeit u. s. w.; da sind ferner farbige Netzarbeiten mit weisse.r.
Stickerei etc. etc. ■ -
Bedauerlich ist, dass in den slavischen Gegenden von den ver -
schiedenartigen, edlen Weissstickereiniethoden der Aelterniütter sich
gar nichts bis auf unsere Tage derart erhalten hat, dass es dem
Industrieunterrichte in den Volksschulen zustatten käme.
Eine kleine, erlesene Sammlung mährisch-croatischer Hausindustrie-
producte stellt Herr R. v. Mayer-Ahrdorff in Lundenburg im Oesterr.
Museum aus. Es sind dies breite, gestickte Hemdkrägen, wie sie die
Bauerfrauen zu ihrem Nationalcostüm tragen. Die auf weissem Grund -
stoff mit schwarzer Seide und Goldfaden ausgeführte, in schönstyli-
sirtem Blumenmuster gehaltene Stickerei, ist vornehm in der Wirkung.
Eine Collection prächtiger Hausindustrie-Producte hat das Mäh -
rische Gewerbemuseum aus Brünn eingesendet. In dieser Sammlung
erscheinen die verschiedensten Arten weisser und farbiger Stickereien
und anderer Frauenhandarbeiten. Da sind die stylvollen roth-blauen
Leinenstickereien im Kreuz- und Zopfstich, die »Cutwork«-Arbeiten,
wie sie die ungarische Ausstellung zeigt, mit Klöppelspitzen, Netz- und
Häkelarbeiten umrandet, da sind ferner originelle mit gelblicher Seide
,in zierlichem Languettenstich ausgeführte Weissstickereien, sowie Sticke -
reien im Gobelinstich, dann die mit Schwarz und Gelb in Plattstich
gestickten Tauftücher (Uvodnice), Brautschleier und Schürzen von
grosser Schönheit und malerischem Effect. Eine Anzahl Proben mährisch -
ländlicher Hausindustrie hat das Gewerbemuseum in Brünn durch
Lichtdruck reproducirt und in einem Werke vereinigt, welches der
Damenwelt das Studium dieser Arbeiten ermöglicht und unseren Sticke -
rinnen Gelegenheit gibt, dieselben bei ihren eigenen Schöpfungen
zurathe zu ziehen. Die 26 Tafeln dieser verdienstlichen Publication
befinden sich gleichfalls in der Museums-Ausstellung und verdienen
volle Würdigung seitens unserer kunstsinnigen Damen.
Eine Collection der seltensten Hausindustrie-Erzeugnisse hat das
Olmützer Museum ausgestellt. Diese merkwürdige Sammlung sehr alter
Stickerei- und Spitzenarbeiten verdankt ihr Entstehen den rastlosen
Bemühungen zweier Damen, die, erst vor Kurzem auf die Eigenart
national slavischer Hausindustrie-Erzeugnisse aufmerksam geworden,
keine Mühe scheuten, um alte, verblichene Stickereien aus ihrer Ver -
borgenheit an’s Tageslicht zu ziehen. Mit Selbstverleugnung haben
Frau Professor Wankel in Olmütz und ihre Tochter Frau Professor
Havelka — gegenwärtig Custodin am Olmützer Museum — die ihnen
oft in desolatem Zustande gebotenen alten Stickereien eigenhändig der
Procedur des Waschens, Putzens und Reinigens unterzogen und heute
schmückt manche kunstvolle Stickerei die Sammlung, die als miss -
achteter Lappen den Damen geboten ward.
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1 Es ist schwer in wenigen Worten die Reichhaltigkeit dieser
Sammlung zu schildern, von der 164 Stücke unsere Museums-Ausstellung
zieren. Alle bisher erwähnten Arten von Stickerei sind in der schönsten
Ausführung darin vertreten, und es scheint, dass alle in der Renaissance -
zeit beliebten edlen Arten von Frauenhandarbeit dereinst im mährischen
Lande geblüht und von walachischen Bauerfrauen in bewunderungs -
würdiger Feinheit der Technik und Reinheit des Styles geübt worden
sind. Ja noch mehr: unter diesen prächtig ausgeführten Handarbeiten
finden sich einzelne nur diesem Lande eigenthümliche, nationale Stick -
arten, die wir nicht mit wissenschaftlichen Benennungen — man ver -
zeihe uns das anmassend klingende Wort — sondern nur mit land -
läufigen Namen wie z. B. die bombenförmigen Füllstiche: »Bumberliky«
nennen können.
Wir sahen von der Hand mährischer Bauersfrauen im sogenannten
Holbeinstich ausgeführte Stickereien, die den besten Arbeiten aus der
Zeit der Renaissance gleichkommen: Leinenstickereien, die an Feinheit
den auf Holbeins Gemälden verewigten Stickereien wenig nachstehen,
Bordüren in Plattstich, die, was Farbenreiz betrifft, an die besten
orientalischen hinanreichen, ferner •»lavoro a maglia« (Netzarbeiten),
deren Schönheit den Vergleich mit den besten altitalienischen aushält.
Alle Arbeitsarten sind in den anmuthigsten Dessins ausgeführt,
die Muster sind hundertfältig variirt und in allen Fällen der Technik
angepasst.
Dabei ist auch die Näharbeit vortrefflich, jede Naht und jeder
Saum beachtenswerth, aus jeder Nothwendigkeit ist eine Tugend ge-'
macht, die Naht wird zur Zierde, der Saum zum Ornament.
In zierlichen Zäckchen umranden feingenähte Steppsäume das
Weisszeug und die Verbindungsnähte zweier Stofftheile sind gleich
zierlichen Spitzeneinsätzen ausgeführt.
Mögen unsere Damen kommen, sehen und es nicht verschmähen
aus den Arbeiten schlichter Bäuerinnen vieles zu lernen!
Uns bleibt nur noch eine Frage offen: muss diese schätzenswerthe
Kunstübung einer dahingegangenen Generation mit dem Geschlechte, 1
das sie dereinst gepflegt, geliebt und geübt hat, gleichzeitig zu Grabe
getragen sein? Wäre nichts davon neuerlicher Pflege im Volke werth,
und würde nicht den Enkelinnen etwas von der Kunstübung ihrer
Eltermütter als rechtmässiges Erbtheil zustatten kommen:
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Emilie Bach.
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VERZEICHNISS DER AUSSTEUER.
Wien.
Arnsburg, Olga, 1., Wipplingcrstrassc 2. (Saal Vll.)
Balzer, Paulinc, X., Himbcrgcrstrassc 21. (Saal VII.)
Baraberger, Ernestine, absolv. Schülerin der Fachschule für Kunst -
stickerei, I., Canovagassc 5. (Saal VI.)
Baron, Auguste, II., Lessinggasse i5. (Saal VII.)
Biedermann, Anna, Monogrammstickerin, III., Matthäusgasse 14.
(Saal VII.) -
Blau, M., I., Universitätsstrassc xi. (Saal VI.)
Bollarth, Franz, I., Graben 29. (Saal VII.)
Bouvard, Fr., II., Untere Augartenstrasse 35. (Saal VII.)
Bürgmann, Leopoldinc, Industi'ie-Lehrerin, VII., Bernardgasse i3.
(Sitzungssaal.)
Casimir, Ottilie v., I., Kumpfgassc 9. (Saal VII.)
Centralspitzencursus, k. k., 1., Mölkerbastei iS. (Saal VI.)
Christomannos, Stephanie, II., Lilienbrunngasse 3. (Saal VI.)
DoblhoIT, Dora Baronin, I., Wcihburggassc 9. (Saal VII.)
Eckstein, Helene, I., Prcdigergassc 3. (Saal VII.)
Egghard, Herminc, Schülerin der Fachschule für Kunststickerei, III.,
Marokkanergasse 5. (Saal VI und Vll.)
Eitel, Helene, VI., Engclgassc 2. (Saal Vll.)
Essen, Gräfin von, I., Wipplingcrstrassc 3i. (Saal VI und Vll.)
Fachschule für Kunststickerei, k. k., I., Scilcrstättc 19. (Saal VL)
Feilerer, Louise, Hernals, Veronikagasse 4. (Saal Vll.)
Frauen-Erwerbverein, VI., Rahlgasse 4. (Saal VI.)
Frauenverein für Arbeitsschulen, unter dem Protectorate Ihrer k. u. k.
Hoheit der Frau Erzherzogin Marie; Präsidentin: Durchlaucht
Frau Fürstin H. Liechtenstein, IX., Wähi-ingerstrasse 29.
(Saal VII.)
Freud, Rosa, Lehrerin, II., Novaragassc 29. (Saal VI und Vll.)
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Freud, Paula, II., Novaragassc 29. (Saal VI.)
Fruchtmann, Paulinc, I., Himmclpfortgassc 5. (Saal VI.),
Fuchs, Marie, Industrielehrerin, IV., Favoritcnstras.se 21. (Sitzungssaal).
Fürstenrecht, Clara v., ehern. Schülerin der Fachschule, VIII., Floriani-
.gassc 44. (Saal VII.)
Globotschnig, Marie, Ober-Döbling, Hauptstrassc 76. (Saal VII.)
Halpern, Eleonore, IX., Grünthorgasse 8. (Saal VII.)
Ilaubl, Emilie, Schülerin der Fachschule für Kunststickerei, III, Heim -
weg 72. (Saal VII.)
’ Heidenhain, Marie, I., Oppolzergassc 6. (Saal VI.)
Heller, Regine, 1., Färbcrgassc 6. (Saal VII.)
Hildebrand, Privatschule, VII., Hermannsgasse 6. (Saal VII.)
Uillardt, Gabriele, Lehrerin, III., ßcatrixgasse 24. (Sitzungssaal.)
Hofer, Charlotte, Privat-Lehranstalt, Neu-Lcrchcnleld, lnvalidcnhaus.
(Saal VII.)
((v;, Hofer, Melanie, VIII., Laudongassc 16. (Saal VII.)
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Ipolt, Hermine, Schülerin der Fachschule für Kunststickerei, IX., Por -
zellangasse 60. (Saal VII.)
Kabilka, Paulinc, I., Elisabcthstrassc 4. (Obere Arcadcn.)
Kaiser, Auguste, Atelier für Lcinenstickcrci, I., Rcichsrathsstrasse 7.
(Saal VI.)
Kohn, Friederike und Emma, II., Aloisgassc 1. (Saal VII.)
Kollmann, Ida von, IX., Währingcrstrasse 63. (Saal VII.)
Konderth, Marie, Schülerin der Fachschule für Kunststickerei, 1., Seiler -
stätte 19. (Saal VII.)
Kornblau, Rosa, Schülerin der Fachschule für Kunststickerei, IX.,
Porzellangasse 60. (Saal VII.)
Kunz & Mössmer, I., Scilcrgasse 4. (Saal VII.)
Lang-Littrow, Ella von, Weinhaus, Hauptstrassc 54. (Saal VII.)
Littrow, Ida von, I., Gisclastrassc 6. (Saal VII.)
Mädchen-Unterstützungsverein, II., Kaiser Josefsstrasse 32. (Saal VII.)
Maler, Caroline, X., Simmeringcrstrasse i63. (Saal VII.)
Mandl, Louise, Hietzing, Platz 2. (Saal VII.)
Marschall, Alfred, Frau, I., Seilcrstättc i3. (Saal VI.)
Mirani, Therese, k. k. Kammcr-Kunst-Stickcrin. (Saal VI.)
Nowotny, Ludwig, I., Freisingergassc 6. (Saal VI.)
Peratoner, Marietta, VII., Zieglergasse 9. (Saal VII.)
Pleyer, Franziska, Frau, Leiterin des Central-Spitzencurscs, I., Mölker -
bastei 18. (Saal VI.)
Prokesch, Louise, Industrie-Lehrerin, I., Zcdlitzgassc 9. (Sitzungssaal.)
Rotter, Therese, IX., Liechtensteinstrasse 63. (Saal VII.)
Ryback, Katharina, ehern. Fachschülerin, III., Obere Weissgärberstrasse
i3. (Saal VII.)
Schandl, Marie, III., Wassergasse 5. (Saal IX.)
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Schneider, Johanna, II., Circusgasse 42. (Saal VI.)
Schönberger, Antonia, Privat-Lehranstalt, VI., Mariahilferstrasse 19.
(Saal VH.)
Schreiblechner, Philippine, II., Wintergasse 22. (Saal VII.)
Schulz, Betti, Kunstgewerbeschülerin, IX., Rossauerstrasse i3. (Saal VII.)
Simonson’sche Töchterschule, I., Werderthorgasse 12. (Saal VII.)
Stella, Martha, Industrie-Lehrerin, VIII., Lenaugasse 19. (Sitzungssaal.)
Stiasny, Elise, Schülerin der Fachschule, III., Fasangasse 45. (Saal VI.)
Stiasny, Emilie, absolv. Schülerin der Fachschule, III., Fasangasse 45.
(Saal VI.)
Stiepan, Louise, IV., Hechtengasse 10. (Saal VII.)
Stpckreiter, Henninc, IX., Türkenstrasse 9. (Saal VII.)
Strassgi, Marie von, I., Rothenthurmstrasse 21. (Saal VII.)
Szent-Györgyi, Babettevon, Hofriithin, IX.,Mariannengasse2. (Saal VII.)
Teschner-Benkovits, Marie, k. k. Kammer-Kunst-Stickerin, VII.,
Kirchengasse 26. (Saal VI.)
Walte, Hermine, VI., Mariahilferstrasse 25. (Saal VI.)
Wedde, Helene, VIII., Josefstädterstrasse 35. (Saal VII.)
Nieder - Oesterreich.
Slraning, Post Limbcrg: Zaplctal, Anna. (Saal VII.)
Weissenbach bei Gloggnitz: Sochor, Eleonore. (Saal VII.)
Ober - Oesterreich.
Ischl: Balzbcrg, Marie von, Vorsteherin des Hausindustrie-Vereines.
(Saal VII.) ^
Salzburg.
Salzburg: K. k. Staats-Gewerbeschule, Fachcurse für weibliche
Handarbeiten (Saal VII.) 1 ■ ' .
Felgel, Emma, Lehrerin an der Staats-Gewerbeschule.
(Saal VI und VII.)
Kärnten.
Klagenfurt: Mädchen-Arbeitsschule. (Saal VII.)
Hussa, Augusta. (Saal VII.) ■ '
Pickart, Anna. (Saal VII.)
Urs ul in er innen. (Sitzungssaal.)
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Steiermark.
Pöltschach: Der Ortsschulrath daselbst. (1 ndustric - Lehrerin:
Hermine Hausenbichl.) (Sitzungssaal.)
Zellweg: Nitschc, Marie. (Saal VII.)
Krain.
Idria: K. k. Fachschule für Spitzenklöppclei. (Saal Vll.)
Laibach: Födcrl, Johanna, Industrie-Lehrerin. (Saal VI.)
Triest, Görz und Gradiska.
Triest. Scuola di disegno e professionalc.
Castro, Emma von, Industrie-Lehrerin. (Sitzungssaal.)
Schürrcr, Elisie. (Saal VII.)
Cepcrano: Podgornik, Franziska. (Saal VII.)
Isola: K. k. Fachschule für Spitzenklöppclei.
Otelca: K. k. Spi tzcnklöpp el sch u le. (Saal Vll.)
Tirol.
Botzen: Kloster der Tcrtiancrinncn. (Saal Vll.)
Luserna: K. k. Filial-Fachschulc für Spitzenklöppclei. (Saal
VII.)
Male: K. k. Filial - Fach sch ule für Spitzen kl öppe! ei. (Saal VII.)
Predazzo: K. k. Fachschule für Spitzenklöppclei. (Saal Vll.)
Proveis: K. k. Fachschule für Spitzenklöppclei.
Böhmen.
Asch: Wilfcrt, Louise, Industrie-Lehrerin. (Sitzungssaal.)
Beneschau: Lackncr, Jaromira, Industrie-Lehrerin. (Sitzungssaal.)
• Slanzovsky, Jaroslava. (Sitzungssaal.)
Bfeznitz: Vclflik, Hermine, Industrial-Lehrerin. (Sitzungssaal.)
’, Schule daselbst. (Sitzungssaal.)
Bukovnik bei Schüttenhofen: Welik, Julie, Industrie - Lehrerin.
(Sitzungssaal.)
Chrudim: Musil, Ludmilla, Industrie-Lehrerin. (Saal Vll.)
Eger: Scliosulan, Fanny von. (Saal VII.)
Gossengrün: K. k. Fachschule für Nähspitzen. (Saal VII.)
Graslitz: Korb, Vinccnz. (Saal VII.)
Karlov bei Zcbräk: Opatrna, Ruzena. (Sitzungssaal.)
Kolin: Pilbauer Antonia, Lehrerin. (Saal VII.)
Kublov bei Zebrak: Lokvencava, Marie, Industrie - Lehrerin.
(Sitzungssaal.)
Kuttenberg: Ursulinerinnen. (Sitzungssaal.)
Luze: Novak, Marie. (Saal VII.)
Mogolzen: Mayer, Albine. (Sitzungssaal.)
Muttersdorf: Zimmer, Aloisia, Industrie-Lehrerin. (Sitzungssaal.)
Neuhaus: Studnicka, Antonia, Industrie-Lehrerin. (Saal VII.)
Pardubitz: Mädchen-Bürger sc hule. (Sitzungssaal.)
Prag: Städtische Fortbildungsschule für Mädchen. (Sitzungs
saal.)
T. Tipp mann’s Nachfolger: E. rhicrfclder, Tapisserie
Manufactur. (Saal VII.)
Pilsen: Gotthardt, Anna. (Saal VII.)
Rattay bei Kolin: Haller, Julie. (Saal VII.)
Scheies: Guhl, Irma, Industrie-Lehrerin. (Sitzungssaal.)
Schönfeld: Heidelberger, Ferdinand. (Saal VII.)
Srb: Mayer, Marie, Industrie-Lehrerin. (Sitzungssaal.)
Winterberg: Etzl, Marie, Industrie-Lehrerin. (Sitzungssaal.)
Zwickau: Brusch, Johanna. (Saal VII.)
Wambera, Anna, Industrie-Lehrerin. (Sitzungssaal.)
Mähren.
Alt-Moletin: Schwab, Mathilde, Industrie-Lehrerin. (Sitzungssaal.)
Brünn: Mährisches Gcwcrbcmuscum. (Saal IX.)
Änderte, Marie. (Saal VII.)
Lundenburg: Mayer-Ahrdorff, Rudolf Ritter v. (Saal IX.)
Olmütz: Diöcesan-Museum. (Obere Arcadcn.)
Walachisch-Meseritsch: K. k. Fachschule. (Saal IX.)
Schlesien.
Handels- und Gewerbekammer für Schlesien. (Saal VII.)
Galizien.
Bolechow: Ozarkicwicz, Hicronyma. (Saal IX.)
Krakau: Mayerberg, Marie von, Lehrerin an der Frauenarbeits-
schulc. (Saal VII.)
Stanislau: Faliszewska, Emilie. (Saal VII.)
Zakopane: Galizische Landesklöppelschule. (Saal VII.)
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Pago: Buksa, Maria. (Saal IX.)
Fabianic, Elena. (Saal IX.)
Ginic, Girolamo. (Saal IX.)
Ragusa: Milisic, Luca.
i Istituto dellc anccllc della caritä. (Saal VII und IX.) '
Ungarn und die damit verbundenen Länder.
Agram: K u n s t g e w c r b c s c h u 1 e der barmherzigen Schwestern.
(Saal VI.)
Gewerbe-Museum. (Saal IX.)
Ettinger, Marie, Lehrerin an der städtischen weiblichen
Gewerbeschule. (Saal VI.)
Baja: Ivänovits, Anna von. (Vorlesesaal.)
Bänfly-Hunyad: Gyarmathy, Sigmund von, Frau. (Vorlesesaal.)
Bekes-Csaba: Bartöky, Helene von. (Vorlcscsaal.)
Bieske: Göllncr, Emma und Isabclla. (Vorlcscsaal.)
Budapest: Ungarisches Staats - Lehrerinnen - Seminar für
, : Bürger- und höhere Töchterschulen. (Vorlcscsaal.) 1
Landes-Frauen-Industrieschule. (Vorlcscsaal.)
Dcscö, Ludwig, Frau, Stcrngassc 8. (Vorlcscsaal.)
Fürth, L., Dorotheergasse 14. (Vorlesesaal).
Lustig, E., und Nemenyi, H., Haas’schcs Palais. (Vor -
lesesaal.)
>.• Michälovics, Ilka. (Vorlcscsaal.)
Paucr de Budahegy, Marie, Realschulgasse 17. (Vor-
lesesaal.)
Rodaut, Helene. (Vorlcscsaal.)
Roth, Jacob, Frau, Adlcrgasse 7. (Vorlcscsaal.)
Schnierer, Lcopoldine von, Schiffmannsgasse 7. (Vor-
lescsaal.)
Elemer: Xovalszky, Charlotte. (Vorlcscsaal.)
Essegg: Plavsic, Nikola Athan. (Vorlcscsaal.)
Kcllek, Ludwig. (Vorlcscsaal).
Gross-Becskerek: Web esc hule. (Vorlcscsaal.)
Gross-Kikinda: Radovits, A. C. (Vorlcscsaal.)
Hermannstadt: Czckelius, Friederike, I. siebenbürg. Tapisserie-
Etablissement. (Saal VI.)
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Klausenburg; Strobel, Fmmelinc. (Saal VI.)
/ Sid: Spaiö, Helena. (Vorlesesaal.)
Sovär: Spitzcnklöppclschulc. (Vorlesesaal.)
Szantova:'Boszits, Marie. (Vorlcsbsaal.)
Zupanjc: Bobalio, Maria. (Vorlcscsaal.)
Lonearcvie, Maria. (Vorlcscsaal.)
Filipovic, Luca. (Vorlcscsaal.)
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