228 Sehilütgen: zumal nach dem bereits verbrauchten. Es dürfte sich daher empfehlen, aus den einzelnen Hauptbestandtheilen dieser Gruppen gelegentlich wieder kleinere Gruppen zu bilden unter eigenen Ueberschriften wie „der Kelch und seine Geschichte“, „die Monstranz und ihre Entwickelung“ u. s. w. u. s. w. In diesen wären dann den einzelnen hier vorhandenen Objekten die Stellen anzuweisen, die ihnen in diesen langen und vielgestal tigen, der wissenschaftlichen Durchforschung noch sehr bedürftigen Ent wickelungsstadien zukommen. Die letzte Gruppe umfasst Arbeiten verschiedener Art, zunächst aus Elfenbein und Bein. Sechs romanische Krummstäbe, fast alle noch im ursprünglichen Stifterbesitz, treten zugleich auf, einzelne von ihnen auch sehr merkwürdig und lehrreich durch die Art ihrer Bemalung, die beim Elfenbein wie beim Marmor ein besonderes Interesse beansprucht. Die Pyxis von Figdor, von der es zweifelhaft bleibt, ob sie ursprünglich schon für Hostien bestimmt war, gehört zu den letzten Ausläufern der altchrist lichen Periode, während das XI. Jahrh. durch zwei mit Hoch-Reliefs um kleidete Tragaltärcheu aus dem Stifte Molk vorzüglich vertreten ist. Die beiden uralten reich reliefirten Hornreliquiare aus dem Prager Dome sind ebenso grosse Seltenheiten wie Merkwürdigkeiten. Mehrfach erscheinen Reliquienkästchen. Eines derselben mit eingravirten und farbig ausge strichenen kleinen Kreisen und grösseren Segmenten dürfte orientalischer oder nordischer Herkunft und viel älter sein, als der Katalog angibt. Eine sehr elegante Verbindung von Elfenbein und Bronze zeigt ein der Frührenaissance angehöriges Schmuckkästchen. Die zahlreichen Elfenbein tafeln bilden eine vorzügliche Illustration der kleinen Plastik vom X. bis ins XVIII. Jahrh. Dem Alter wie der Bedeutung nach stehen an der Spitze die beiden Tafeln von Figdor, die aus der Rheinprovinz stammend zuerst auf der Kölner Ausstellung 1876 Beachtung fanden und seitdem auch literarisch sind gewürdigt worden, ursprünglich wohl die beiden Flügel eines Triptychons. An sie schliesst sich unmittelbar und durchaus würdig das herrliche Relief aus Heiligenkreuz an, welches den hl. Papst Gregor darstellt, dem eine auf seiner Schulter sitzende Taube in’s Ohr diktirt. Die Relieftafel mit der Darstellung des Todes Mariens scheint eine griechische Orginalarbeit zu sein. Das bemalte Diptychon aus Kloster neuburg wird französischen Ursprunges sein, deutscher Abstammung wohl das sehr edle Triptychon aus dem Besitze des Fürsten Liechtenstein, dem sich das etwas spätere Diptychon aus Kremsmünster würdig an die Seite stellt. Noch etwas später ist das Flügelaltärchen aus St. Florian, wohl eine spanische Arbeit. Auch an guten Statuettchen fehlt es nicht. Zu den besten zählt die Madonna auf altem Metallfusse aus dem Prager Domschatze. Als Abschluss dieser Elfenbeingruppe erscheint eine Serie von Cruzifixen der letzten Jahrhunderte. Sie vervollständigt den Ueberblick über die