Die Ausstellung kirchlicher Kunstgegenstände in Wien.
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Als letzter Ausläufer der romanischen Periode ist ein Lederhand zu be
trachten, dessen seltenen Schmuck durch Hornplättchen geschützte Miniatur
bildchen ausmachen. Den frühgothischen Stil vertritt ein Deckel mit der
getriebenen Darstellung der majestas Domini. Die Mandorla, die den Hei
land umgibt, der Regenbogen, auf dem er steht resp. sitzt, sind durch
schmale rothe und blaue Emailstreifen gebildet, die der vergoldete Metall
streifen trennt, um eine feine und vornehme Wirkung hervorzurufen,
welche die Durchbrechung des Hintergrundes und die Verzierung des
Randes mit Emailtäfelchen und Steinen noch steigert. Als Metallband
reiht sich ein Deckel an, dem die Inschrift (1446) ein etwas höheres
Alter sichert als ihm sonst beigelegt werden möchte. Ein durchbrochener
Strahlenkranz, den fünf gegossene Löwenköpfe schmücken, lässt den ge
musterten Sammetgrund durchscheinen, ein in spätgothischen Masswerk-
musterungen durchbrochener Rand bildet die Einfassung dieses einfachen,
aber höchst wirkungsvollen Frontales. Drei silbergetriebene Einbände, deren
Deckel sich in Charnieren bewegen bei fest behandeltem Rücken, hat Herr
von Lanna ausgestellt. Der eine zeigt auch geätzte Ornamente, der
andere armenische Schriftzeichen; sämmtlich gehöreu sie dem XVII. Jahrh.
an. Nur bis in den Anfang desselben reichen auch die Metalleinbände an
den fünf Bibeln zurück, die bereits oben als Eigenthum von drei Klöstern
der Bukowina erwähnt wurden. Wie ihre innere Ausstattung, so zeigt
ihr äusserer Metallschmuck auf’s deutlichste die byzantinische Tradition.
Die flachen Reliefdarstellungen, unter denen eine mit dem Weltgericht,
sind roh behandelt, nicht minder die Evangelistenbilder auf den Ecken. Die
Borte, die das Mittelbild umsäumt, ist bald graviert, bald durchbrochen.
Buckelartige mit Rippen verzierte Knöpfe sind Schutz und Schmuck zu
gleich. Besondere Beachtung verdient die Behandlung der Rücken, die hier
aus Reiben doppelt funktionirender Charniere, dort aus zahlreichen in
einander greifenden ürahtmaschen bestehen. Bald glatt, bald gewunden,
bald im Silber-, bald im Goldton verbinden auch sie mit dem praktischen
Zwecke die dekorative Wirkung in sehr vortheilhafter Weise. — In der
Zeit des Barocks sind metallische Einbände als Ausnahmen zu betrachten,
bei denen dazu dem Sammtgrunde, wie ihn auch das Missale aus Lam
bach zeigt, durch zahlreiche Durchbrechungen zur Mitwirkung verholfen
werden sollte. Die Metallzier hatte ja schon in der gothischen Periode
angefangen, sich auf die Ecken und die Metallrosette zu beschränken,
dem Leder die weitere Ausstattung überlassend. Allerlei geometrische
Musterungen und Ranken, theils von Figuren, theils von Ornament im
Blinddruck und im Reliefschnitt belebt, gliedern den anfangs noch wenig
organisch behandelten Dekel. Als ein hervorragendes Muster der ge
schnittenen und gepunzten Ledertechnik erscheint die Bibel aus der Hof
bibliothek, auf deren gothischem Frontale ein Engel die Wappenschilde