3 180 auf Textiles (Paramente etc.), 160 auf Holzarbeiten und über 130 auf Diverses (Elfenbein, Stein, Glas etc.) älterer Provenienz entfallen, wogegen die bei der Aufstellung, wie auch im Kataloge von den älteren oder doch bereits in festen Händen befindlichen Gegenständen als zweite Abtheilung geschiedenen neueren und verkäuflichen Arbeiten derselben Kategorien nach der Zahl der ausstellenden Firmen unter 93 Katalogsnummern untergebracht erscheinen. Also jedenfalls be deutende Ziffern! Von den einzelnen Sectionen ist in der historischen Abtheiluiig gleich die erste, welche von illustrirten Handschriften und Druck werken gebildet wird, ganz geeignet^ ein hohes Interesse zn erregen. Besitzen wir ja doch gegenwärtig aus mancher Zcitpeiiode kaum einen einzigen Zeugen einer anderen Kunstthätigkeit mehr, als irgend welche Anzahl von Proben der Miniatur- und Illuminirkunst, jener Kunst, in welcher das kirchliche Mittelalter überhaupt seinen Kunstsinn und seinen Kunstfleiss am reichsten zu erproben Gelegenheit fand. Gehört nun auch der grössere Theil der ausgestellten Manusoripte nur der späteren, minder bedeutenden Zeit und Richtung an, so kann man doch auch diese immer recht gerne sehen, und andererseits ist auch von den früheren Jahr hunderten ungefähr seit Carl’s des Grossen Zeiten keines ohne irgend welche charakteristische Vertretung, obwohl sonst gerade bei dieser Abtheilung ganz sicher manch kostbares und hochwichtiges Stück daheim in sicherem Gewahrsam geblieben ist. Was aber hier an illustrirten Handschriften von der angedeuteten Zeit an bis weit über die Aus bildung der Bucbdruckerkunst herauf vorhanden ist, ist ganz wohl ge nügend, nicht nur die Entwickelung des Stiles im Ornamentalen, wie im Figürlichen nach dem Gange der Jahrhunderte anschaulich nachzuweiseu, sondern auch zum Nachdenken anzuregen über die Frage, ob denn unsere Gegenwart, trotzdem sie es in technischer Beziehung so weit gebracht hat, nicht doch auch von jenen unbeholfenen Zeiten noch mehr als Eines lernen könnte; Geist, Geschmack und auch Geschick, wie in der Zeichnung, so in der effectvollen Verwendung der Farbe sind mit den sonstigen Fertigkeiten gewiss nicht im gleichen Masse fortgeschritten! Auf ganz analoge Gedanken können auch die ausgestellten Druck proben und Prachtdrucke des 15. und 16. Jahrhunderts führen, und nicht minder ertheilen auch die in der Regel der Würde des Buch- iuhaltes Rechnung tragenden, theils mit Elfenbe%schnitzerei, theils mit Metallbeschlägen oder doch reich stilisirten Lederpressungen verzierten Einhände der zumeist nur auf Wohlfeilheit Rücksicht nehmenden Ge schmacks- und Erfindungslosigkeit, wo nicht Unsolidität unserer modernen Buchbinderei eine ernste Mahnung. Im Uebrigen muss leider bei diesem Theile der Ausstellung in Folge des unerlässlich iiöthigen Verschlusses der Manuscripte in Glaspulten dem gewöhnlichen Besucher Allzuvieles ganz verloren gehen; eine Hauptmimmer, der „Codex millenarius” von Kremsmünster, ist sogar derart feuersicher verwahrt, dass er zeitweilig absolut nicht gesehen werden kann und somit mehr dem Kataloge, ab der Ausstellung selbst angehört. Die ganze Section könnte wohl nur durch eine Specialausstellung zur voller Geltung gebracht werden. Mit dem sehr kostbaren Elfenbeinrelief des Einbandes Nr. 157 („Sacramentarium Gregors d. Gr.”, 10. .Jahrhundert, Hofbibliothek) und 1*