7 entstanden im Kupferstich jene Fülle der Gesellschafts bilder, jene intimen Scenen aus dem Schlafzimmer und dem Boudoir, jene Pastorellen, jene Hirten und Hirtinnen mit ihren Schafen und Ziegen, jene länd lichen Feste, jene Allegorien und Mythologien, in denen Venus und Amor immer die Hauptrollen haben, alles Gegenstände, in welchen sich uns die Kunst des 18. Jahrhunderts in ihrer charakteristischen Eigenart darstellt. Aber immer war das nur eine Kunst schwarz auf weiß, und so elegant und so malerisch auch die Künst ler ihren Grabstichel zu führen -verstanden, so wollte doch das dem Geschmacke der Zeit, besser gesagt, dem Geschmacke der Gesellschaft nicht genügen. Die Lasci- vität verlangte mehr, sie verlangte Farbe, sie verlangte Wahrheit, wenigstens die geschminkte Wahrheit, das wirkliche und volle Abbild der geschminkten. und ge puderten Gesellschaft. Kein Wunder — es war nur natürlich, dass auch der Kupferstich als die populärste oder damals einzige populäre Kunst der Verviel fältigung, welche ihre galanten Werke in jedes Haus trug, dass sie darauf verfallen musste, auch in der Farbe es der Malerei gleichzuthun. Und so geschah es auch. Das Nächste war, jedes einzelne Blatt, jeden ein zelnen Abdruck mit der Hand zu coloriren, wie es vor Zeiten die „Briefmaler" schlecht und recht mit ihren Holzschnitten gemacht hatten. Aber das war eine mühsame, zeitraubende und auch kostbare Art, da die Blätter, dem Geschmacke und Verständnisse der Zeit entsprechend, mit der Vollkommenheit eines Aquarells,