8 Die Beheizung geschah, wie heute, schon in zweierlei Weise, meist landschaftlich geschieden, durch Kamin oder Ofen. Im altnordischen und in England auch im altsächsischen Hause brannte das Feuer auf einem Feuerplatz mitten in der Halle und der Rauch konnte seinen Weg sich durch Thür, Fenster und Dach suchen. Von Kamin und Ofen haben wir auch die landschaftlich ebenfalls geschiedenen Ausdrücke für das Gemach, einerseits Kammer und Zimmer (chambre), andererseits Stube (stove, stuba). Wie weit der Ofen in dieser Zeit schon aus glasirten Kacheln bestand, müssen wir dahingestellt sein lassen. Der Kamin hatte in der Regel einen gewaltigen »Mantel«, der als Rauchfang in die Höhe ging und in großen Räumen, wie in den Küchen, weit in das Zimmer vorsprang. Seinen Rand umgab ein Bord, auf welchen Leuchter und andere Gegenstände gestellt wurden. Es war die Vorlaufsitte unserer heutigen »Kamingarnitur«. Ueber dem Kaminfeuer hing an einem gezahnten Eisenstab der Wasser kessel; am Feuer konnte gebraten und gekocht werden, wie man das wohl heute noch in einem alten englischen Farmhause sehen kann. Ueber eisernen Böcken oder Feuerhunden lagen große Scheite Holz, um von unten Luft zu haben und gaben den großen Räumen Wärme und Licht und den Eindruck der Wohnlichkeit, den dieselben meist entbehrten. II. Eine durchgängig große Wandlung ging mit dem mittelalterlichen Hausrath vor sich, als sich der Kunststil aus dem romanischen in den gothischen verwandelte. Es war aber nicht allein diese Wandlung des Geschmacks, welche die Veränderung hervorrief; diese beruhte mit darauf, dass die Kunst weltlich wurde, dass Laienkünstler an die Stelle der geistlichen traten, dass die Kunst in Zünften arbeitete und nunmehr auch für das Haus, wie früher fast allein für die Kirche. Die wohnliche Ausstattung des Hauses wurde dadurch reicher, künstlerischer und behag licher. Es gab mehr Hausrath und mehr Verzierung an demselben. Ein Hauptmoment der Veränderung im neuen gothischen Stil bestand in der bevorzugten Verwendung des Holzes, welches nicht selten die ganze Umhüllung des Gemaches bildete, an Wänden, Decke und Fußboden. Der Pfafond, wenn nicht gewölbt, war selbstverständlich auch bisher ein Balken- oder Bretterboden gewesen, nun wurden auch die Wände mit Holzvertäfelung bedeckt und an die Stelle des gestampften Estrichs trat der Bretterfußboden. Die Balken der Decke wie die Füllungen zwischen ihnen erhielten geschnitzte wie farbige Verzierung, welche noch in gothischer Epoche zuweilen zu einer reichen und complicirten Gestal tung sich erhob. Die hölzerne Bedeckung der Wände wurde gleicher weise künstlerisch angeordnet, indem sie in Tafeln abgetheilt und nach oben mit einem vortretenden Gesims abgeschlossen wurden. Die Fül lungen der Vertäfelung blieben meistens schlicht und eben, doch kam