es auch vor, dass sie verziert wurden, z. B. mit dem oft gebrauchten Motiv des gerollten Papieres. An dieser durchgreifenden Veränderung zu Gunsten des Holzes nahm auch der bewegliche Hausrath Antheil. Kasten und Schränke, Truhen und Tische, Betten und Sitzmöbel, alles verzierte sich nunmehr mit Hilfe des Schnitzmessers und Stemmeisens, wo früher allein die Farbe geherrscht hatte. Nicht dass diese, die Farbe, ganz verbannt wurde, aber sie erscheint nun als Mittel der Verzierung nur in zweiter Linie, nur aushelfend, nicht leitend. Lange aber behält auch das geschnitzte Orna ment den Charakter der Flächenverzierung. Man kann für die Verzierung des Mobiliars in der gothischen Epoche drei Stufen annehmen, die allerdings nicht so einander folgen, dass eine an die Stelle der anderen tritt; vielmehr, einmal ausgebildet, bleiben sie nebeneinander, bis die Renaissance sie alle aufhebt. Es ist ein Stufengang vom Flächenornament zum vollen Relief. Auf der ersten Stufe tritt das Ornament gar nicht aus seiner ebenen Fläche heraus, vielmehr ist der Grund in sehr geringer Tiefe herausgehoben und in dieser Tiefe mit einer Farbe, gewöhnlich blau oder roth, bedeckt. Die Erscheinung ist also immer noch eine farbige. Der Zeichnung nach besteht das Ornament dieser Art in laubigen Windungen. Auf der zweiten Stufe tritt das Ornament schon höher und freier heraus; es besteht aber aus den scharfkantigen Zirkelschlägen des Maßwerkes, das von dem Steinornament der Architektur im 14. Jahrhundert auf die anderen Zweige der gewerblichen Kunst übertragen wurde und hier eine bedeutende, jedoch allzusteife, wenig entsprechende Anwendung fand. Es macht auf dem hölzernen Mobiliar, wenn es nicht durchbrochen ist, nur den Eindruck des Aufgeleimten. Auch dieses erhielt Färbung. Die dritte Stufe ist nun die eines richtigen und freien Reliefs, das sich frei bewegt, nach seiner Natur und Bestimmung höher oder flacher heraus tritt, sich nach seiner Art modellirt und selbst unterschnitten wird. Es besteht in stilisirtem Ornament oder mehr natürlichem Laub, sowie in kleinen Figuren, welche zuweilen frei am Geräthe stehen. Gegenstände mit solchem Schmucke bilden das Schönste, was die Gothik auf dem Gebiete des Mobiliars geschaffen hat. Sie gehören wohl alle erst dem i5. Jahrhundert an. So wie in der Epoche der Gothik die Kunst am hölzernen Geräthe einen entschiedenen Fortschritt macht, so vermehren sich auch die ver schiedenen Arten desselben nach ihrer Form oder Gestaltung. Als besonders bedeutungsvoll in dieser Richtung erscheint das ganze Gewirr der Kasten und Schränke, denen die Buffets oder Credenzen zuzurechnen sind. Es war Sitte geworden, was das Haus an Prunk- und Luxusgeschirr besaß, auf solchen Geräthen aufzustellen, welche gewöhnlich in der oberen Hälfte einen geschlossenen Kasten bildeten, in der unteren aber offen waren. Oben wie unten standen Gefäße, die oberen auf einem Leintuch,