12 und zeigt den Besitz des Materials und der Technik, aber noch nicht die Ausbildung der schönen und kunstgerechten Formen des 16. Jahr hunderts. Häufiger noch haben sich Zinngefäße erhalten, weniger aber dasjenige Geräth, das sich auf gut bürgerlichem Tische befand, Teller, Krüge und Becher, die zahlreich im Gebrauche standen, als große Kannen in gothischen eckigen Formen, welche als Prunkgefäße in den Zunftstuben dienten. Die nicht seltenen Zinnteller mit figürlichem Relief sind alle aus späterer Zeit. Die gewöhnlichen großen Wandschränke, wie sie auch in den Sacristeien vorkamen und im Hause zur Aufbewahrung von Kleidung, Wäsche und anderen, insbesondere textilen Gegenständen dienten, folgen einem regelmäßigen Bau. Unten auf vier Füße gestellt, oben mit einem krönenden Sims geschmückt, sind sie horizontal wie senkrecht zwei geteilt. Die horizontale Theilung geschieht durch einen breiten Streifen, in welchem sich zwei niedrige Schiebladen zu befinden pflegen. Die obere wie die untere Hälfte sind je mit Doppelthliren geschlossen. Das Innere erscheint gewöhnlich nicht durch Fächer getheilt. Es kommt vor, dass solche Kasten sehr einfach und schmucklos sind, flach in der ganzen Facade, nur die Füllungen ein wenig tiefer im Rahmen liegend. Diejenigen aber, welche uns erhalten sind — und sie sind nicht gerade selten — sind meist reich an allen Theilen oder mindestens an den umrahmenden und stützenden Theilen mit reichem Ornament verziert in der Art jenes Flachornaments auf der ersten der drei geschilderten Stufen; auch Füße und Sims haben dergleichen Schmuck erhalten, wenn sie mit Maßwerk in Art gothischer Fenster durchbrochen gehalten sind. Zuweilen sind sie aber auch mit solcher Verzierung bedeckt, wie sie für die zweite Stufe geschildert worden. Neben diesen zwei Hauptarten der Schränke gibt es noch eine dritte einfachere Art, welche die ganze Vorderseite nur mit einer einzigen Thüre schließt. Weil minder kostbar, obwohl in erster oder zweiter Art geschmückt, haben sie sich doch seltener erhalten. Bedeutender ist das ganze Genre der Truhen, die ebensowohl zum Sitzen wie zur Auf bewahrung von Kleidern und anderen Gegenständen gedient iiaben. Als Tradition aus antiker Zeit, welche solche niedere Sitzkasten mehr in Gebrauch hatte als die hohen Wandschränke, haben die Truhen in Italien eine ganz bevorzugte künstlerische Ausbildung erhalten, insbesondere mit Malereien, zuweilen von wirklicher Künstlerhand, sowie mit goldenen flachgehaltenen Ornamenten, an deren Stelle dann im Zeitalter der Renaissance das geschnitzte Ornament trat. Auch mit Holzintarsien, mit Marqueterie in leichten geometrischen Mustern wurden sie schon früh in Italien geschmückt. Bevorzugt allerdings im Süden, waren sie auch nord wärts der Alpen häufiger im Gebrauch, und hier wurden sie ganz in derselben verschiedenartigen Weise geschmückt, wie sie an den Schränken geschildert worden, d. i. mit Maßwerk wie mit ausgestochenem und