II
Photographische Verfahren.
Grand durch eine Lackschicht dunkel gefärbt oder weiss ist, Ferro-
type 1 ) oder Albatype genannt werden.
Beinahe gleichzeitig mit der Daguerreotypie (1839) wurde von Fox
Talbot ein Verfahren angegeben, durch welches auf präparirtem Papier
in der Camera ein Bild hergestellt werden konnte, welches hinsichtlich
des Effectes von Licht und Schatten und bezüglich der Stellung das
Gegentheil des Originals darbot und welches man das Negativ oder auch
die Matrize nennt. Dieses Negativ, durch entsprechende Mittel durch
sichtig oder durchscheinend gemacht, wird auf präparirtes Papier gelegt
und an eine Glasplatte gepresst, dem Lichte ausgesetzt. Ein Abdruck
resultirt in dieser Weise nach einiger Zeit, welcher, mit dem Negativ
verglichen, das entgegengesetzte Verhältniss bezüglich Licht und Schatten,
sowie in der Stellung zeigt, mit dem Originale aber hierin überein
stimmt; man nennt es das Positiv. Das eben beschriebene Verfahren,
Talbotypie oder Kalotypie 2 ) genannt, bot jedoch den Uebelstand,
dass die Structur des zum Negativ benützten Papieres im Positiv mehr
oder weniger störend wirkte. Man bemühte sich demnach, eine Substanz
als Träger des Negatives zu finden, welche structurlos und durchsichtig
wie Glas sein sollte. Schichten von Stärke, Leim, Eiweiss etc., auf Glas
platten aufgetragen, wurden zu diesem Zwecke vorgeschlagen und ver
wendet, bis durch die Erfindung des Pyroxylins und die Entdeckung seiner
Löslichkeit in einem Gemische von Aether und Alkohol die Substanz ge
funden war, die bei den Negativen seit dreissig Jahren vorwaltend den
Träger des Lichtbildes bildet und deren Herrschaft erst in jüngster Zeit
(1875) durch die Einführung der Gelatine als Träger des Bildes ernstlich
bestritten wird.
Negativprocess.
Wir müssen uns versagen, die Methoden, welche in unseren Tagen
entweder gar nicht oder nur ausnahmsweise zur Anwendung kommen,
in dieser kurzen Darstellung zu besprechen, sondern wollen uns darauf
beschränken, das noch gegenwärtig herrschende Collodionverfahren (nach
seinem Erfinder Archer in England auch Archerotypie genannt)
etwas eingehender zu skizziren. Das Collodionverfahren kann entweder
auf nassem oder auf trockenem Wege zur Anwendung kommen,,
daher man im photographischen Atelier ein nasses Verfahren und ein
Trockenverfahren zu unterscheiden pflegt. Wegen seiner Rapidität
tritt als mächtiger Concurrent des Collodionverfahrens in neuerer Zeit
der Gelatineprocess auf.
*) Zur Herstellung von Ferrotypen oder Melainotypen werden
Collodionbilder auf schwarz lackirten Eisenplatten hergestellt. Das Collodionbild,
welches auf Glas in der Durchsicht ein Negativ vorstellt, erscheint auf einer
schwarzen Dnterlage positiv, aber verkehrt (das Rechte nach links gekehrt), wenn
nicht die Photographie mittelst eines Spiegels oder Prismas erzeugt wurde. Nach
dieser Methode kann ähnlich wie hei der Daguerreotypie immer nur je Ein Bild
durch eine Aufnahme erzielt werden. Wegen der Schnelligkeit, mit welcher
ein einzelnes derartiges Bild fertig gestellt werden kann, steht diese Methode
noch immer hie und da in Anwendung. (Siehe Ausstellung C 49.)
’) Siehe Ausstellung C 12, VI, X.