82 Küche (Entwurf; Architekt K. Brauer, ausgeführt von der Wiener Weichmöbel-Fabrik Johann Staf, Wien XVI) mühungen des Österreichischen Museums, wie sie zuletzt an läßlich des Internationalen Wohnungskongresses zutage traten, nur neuerlich und noch eindringlicher das Ziel des Strebens nach Schaffung einfacher Typen aufgewiesen werden.“ Diesen „einfachen Typ“ zu finden, ist zwar noch nicht in allen Fällen gelungen, aber schon das konsequente Streben, Form und Material der wesentlichsten Hausgeräte nicht nur mit ihrem Zweck, sondern auch mit der notgedrungenen Beschränktheit der heutigen Lebensverhältnisse in Einklang zu bringen, ist ein wichtiger Schritt nach vorwärts und sichert der Aus stellung dauernden Wert. Daß freilich die Preise selbst der bescheidensten Einrichtungen nicht bis auf jenes Niveau herabgesetzt werden konnten, das dem normalen Einkommen des Arbeiter- und mittleren Bürgerstandes erreichbar ist, ist ein bedauerlicher Nachteil, der den praktischen Nutzen der Ausstellung wohl wesentlich zu beeinträchtigen, keineswegs aber ganz in Frage zu stellen vermag, da es sich ja hier nicht nur um eine Verkaufsausstellung, sondern in erster Linie darum handelt, den Sinn des großen Publikums für Qualitäts arbeit zu wecken und es dadurch vor dem Ankauf wertloser, schlechter Händlerware zu schützen. Ihrer früher erwähnten doppelten Aufgabe entsprechend zerfällt die Ausstellung in zwei deutlich geschiedene Ab teilungen. Die erste — vornehmlich im Mittelraum unter gebracht — veranschaulicht die verschiedenartigen Bestre bungen auf dem Gebiete des Siedlungswesens, das ja mit dem Problem der Wohnungsreform im engsten Zusammenhang steht und auch bei der Wiederaufbau-Aktion eine große Rolle zu spielen berufen ist. Unter den zahlreichen ausgestellten Ansichten und Plänen von Arbeiter- und Kleinhaussiedlungen, Gartenstadt- und Waldsiedlungen dürften wohl die groß zügigen Projekte des Berliner Architekten Prof. P. Behrens für die Siedlung der A. E. G. in Hennigsdorf bei Berlin oder des Architekten Sonnen für die Siedlung der deutschen Werft Finkenwerder das meiste Interesse erregen, aber auch die Entwürfe unserer heimischen Baukünstler, wie etwa des Baurats Prof. S. T h e i s z und H. J a k s c h für die Wohn haussiedlung Wiener-Neustadt, des Architekten E. Pallme- König für die Kleinhaussiedlung am Rosenhügel bei Mauer sowie die Skizzen für Arbeiter- und Einfamilienhäuser aus der Schule der Professoren K. Witzmann und Doktor O. S t r n a d, verdienen alle Anerkennung. Die zweite Abteilung führt in 48 meist recht geschmack voll arrangierten Interieurs charakteristische Beispiele jener wenigen Einrichtungstypen vor, die für den auf sparsamste Raumausnützung angewiesenen Arbeiter und Mittelständler heutzutage noch in Betracht kommen: das auf die einfachsten Formen gebrachte, in der Regel in Weichholz hergestellte Mobiliar für Vorzimmer, Küche (Wohnküche), Schlafraum und Wohn- (Speise-) Zimmer. Schon in den Maßen der Wohn- räume wird hier unter aller Bedachtnahme auf die Forderungen der Hygiene möglichste Sparsamkeit geübt; nicht allein der Flächenraum wurde in allen diesen bei aller Kargheit doch ganz wohnlich anmutenden Interieurs auf das Notwendigste beschränkt, auch die Zimmerhöhe erfuhr, ohne daß dadurch Wohnzimmer (Entwurf: Architekt Professor K. Witzmann)