83 Wohnküche eines Arbeiterhauses (Architekt Prof. Dr. J. Frank) die Räume irgendwie gedrückt erschienen, eine Herabminde rung von den üblichen 3‘20 m auf 2'5o m, wodurch sich eine Ersparnis von 70 cm ergab, die bei einem dreistöckigen Ge bäude fast einem vollen Stockwerk entspricht. Ähnlich haushälterisch verfuhr man auch bei der Form gebung der einzelnen Möbelstücke, bei denen man sich unter Verzicht auf alles überflüssige Zierat mit Knöpfen, Griffen und Beschlägen aus Holz oder Eisen statt aus Messing oder Bronze begnügte. In gleicher Weise wurden die Beleuch tungsgegenstände aus einfachstem und billigstem Material verfertigt, die meisten Möbel nur gestrichen, nicht politiert, wobei allerdings etwas mehr Farbenfreudigkeit von Vorteil gewesen wäre, in einzelnen Fällen wurden auch, um eine allzu rasche Abnützung des Anstrichs zu verhindern, die Kanten abgerundet. Ein Musterbeispiel für diesen verein fachten, den Zeiterfordernissen Rechnung tragenden Möbelstil ist die weiß lackierte hübsche Wohnungseinrichtung (Raum 39 bis 42), welche die Firma Frana & Co. nach den sorgsam durchdachten Entwürfen des Architekten Prof. K. Witz mann ausgeführt hat. Nicht umsonst hat man sich in letzter Zeit viel mit dem Biedermeierstil beschäftigt, dem aus einer ähnlichen Verarmung, wie wir sie gegenwärtig erleben, die Nötigung zu weitestgehender Vereinfachung erwuchs, deren Folge jene schlichten, aber sinnvollen Formen waren, die uns heute so sehr ansprechen. In Witzmanns Arbeiten kann man diesen Geist der Biedermeierzeit häufig zu neuem Leben erwacht finden, aber auch manche der andern Innenarchitekten lassen eine bewußte Anlehnung an die reizvollen Möbelformen unserer Urgroßväter nicht verkennen. Ganz moderne Wege wandelt dagegen der Architekt Hugo Gorge, der in einem von der Firma R. Lorenz angefertigten Wohn- und Schlaf zimmer eine mehr persönliche Note zum Ausdruck bringen will und dabei vielfach zu sehr originellen, wenn auch manch mal etwas gesuchten Lösungen gelangt. Einen ausnehmend guten Eindruck macht das aus Wohnküche und Schlafzimmer bestehende Arbeiterheim (Raum 18 bis 20), zu welchem Archi tekt Prof. Dr. Josef Frank die Entwürfe geliefert hat. Es stammt aus einer von der Betonbaugesellschaft D i ß & Co. im Hohlbausystem, Immobiliar Adutt, errichteten niederöster reichischen Arbeiterkolonie und ist schon durch den mäßigen Preis bemerkenswert. Denn das ganze Häuschen kostet samt kompletter Einrichtung bloß 100.000 Kronen, eine Summe, die — vor allem bei ratenweiser Bezahlung — auch für die minder bemittelten Kreise der erwerbenden Bevölkerung erschwing lich wäre und sicherlich gerne aufgewendet würde, wenn da mit der Besitz eigenen Grund und Bodens sowie eines eigenen kleinen Heims in nahe Aussicht gerückt erschiene. Derlei Mög lichkeiten lassen sich aber unter den augenblicklichen Verhält nissen wohl nur im Anschluß an den Siedlungsgedanken verwirk lichen, von dessen erfolgreichem Durchdringen dahr nicht bloß eine günstige Lösung vieler wirtschaftlicher und sozialer Fragen, sondern auch des drängenden Problems der Wohnungsreform zu erhoffen ist, zu welchem die Ausstellung „Einfacher Haus rat“ einen recht anregenden und instruktiven Beitrag bildet.