8 Doch wird das nicht ewig dauern. Schon heut haben doch einige Colleges ein Aussehen, das sich mehr mit der gesell schaftlichen und geistigen Atmosphäre ihrer Betätigung deckt. Es entstanden Geschäftshäuser, deren Fassade keineswegs mehr wie ein schlechtsitzendes oder altmodisches Kleid anmutet, sondern deren Entwurf dem besonderen Zweck auf den Leib geschnitten ist. Gro^e und kleine Wohnhäuser haben sich in ihrer individuellen Er scheinung den Wünschen und den Lebensformen des Eigentümers angepafet. Alles dies, wo immer rein formale Schulung und damit die Schematisierung ausgeschaltet waren. Unsere neueren Bau polizeiordnungen (zoning laws) zwingen das Hochhaus zu stufen weisen Verjüngungen (set backs), die unsere Strafen allmählich von jenen alten unansehnlichen Kästen befreien. Der Gedanke ist nicht von der Behörde ausgegangen, sondern wurde zunächst von fort schrittlich gesonnenen Künstlern erprobt und befürwortet, bis er dann auch den Zaghafteren und Zurückgebliebenen durch das Ge setz aufgezwungen wurde. Deutlich geht der Zug der Zeit darauf, Einzelheiten zurück zustellen und alle Sorgfalt auf das Gewicht der Massen und ihre Verhältnisse zu legen. Wir haben auch einige wenige Zeichner, die kühn und schöpferisch genug sind, auch in Einzelheiten aus den sachlichen Erfordernissen des Baus und der Art seines Gebrauches neue Formen zu entwickeln. Es versteht sich, da& sich die Kritik der Formalisten und Akademiker gegen sie wendet. Aber was immer Formalisten und Akademiker sagen mögen, es bleibt doch eine Tugend, zu sein, wie man ist, und dieses Sein zum Ausdruck zu bringen. Und zweifellos hat unsere Nation eine starke Neigung — mag es auch vorläufig nur eine Neigung sein —, so wie sie es im Handel, in der Technik und in ihren Regierungs formen gehalten hat, auch in den schönen Künsten sie selbst zu werden. Und wenn sie es geworden sein wird, wenn sie zu eigener Schönheit gelangt sein wird, — dann wird sie auch in der Archi tektur sicher nur sich selbst, nur den amerikanischen Gedanken allein zum Ausdruck bringen, trotz allem römischen und mittelalter lichen Getue, trotz allen Beaux Arts und trotz der individualistischen Eigenbrötler, die, alle vereint, so heiß, wenn auch wohl unbewuBt, bemüht sind, sich dieser Entwickelung, ja diesem unausweichlichen Geschehn entgegenzustellen.