14 Neue Wege des Wiener Kunsthandwerlces Von Oberbaurat Dr. Josef Hoffman n, Professor der Kunst- gewerbescbule Unsere Ausstellung „Das befreite Handwerk" ist aus dem Wunsche entstanden, den Wiener Gewerbe-Genossenschaften den Weg zu bahnen, den sie suchen, um aus der rein sachlichen Einstellung der modernen Formgebung heraus zukommen, durch welche sie ihre Arbeit zurückgedrängt fürchten. Unsere Meister und Gehilfen wollen nicht glauben, daß ihre Kräfte und großen Fähigkeiten heute brachliegen müssen und daß eine reichere Ausgestaltung unseres Kunsthand werkes restlos vorbei sei. Die Kunstgewerbler wollen durch die momentane Krise nicht gezwungen werden, wertvolle Kenntnisse wegzuwerfen und müssen versuchen, eine dem Oesterreicher besonders gelegene Begabung für eine Bereicherung und Veredlung unserer Umwelt wieder zu erwecken, um die übliche, allzu gleichförmige, fast schon eintönig wirkende Auffassung zu überwinden und neue Wege zu gehen. Es soll vor allem die gute Handarbeit zu ihrem Rechte kommen. Die Zusammenarbeit von Handwerker und Ent werfer soll verbürgen, daß Neues und Wertvolles entstehen kann. Die vorläufigen Resultate dieser für unsere schwere Zeit geradezu heroischen Bemühung werden nunmehr ge zeigt und sollen anregend und in manchen Stücken vielleicht vorbildlich wirken. Auf das Eindringlichste müssen wir aber unsere Mitbürger an ihre heilige Pflicht erinnern, uns nicht durch Mangel an Interesse in dieser ernsten Stunde im Stich zu lassen, sondern unsere Absichten in jeder Art zu fördern. Es handelt sich uns natürlich nicht um irgendeine ein seitige Einstellung den Dingen gegenüber, sondern um Be-