ÖSTERREICHISCHES MUSEUM FÜR ANGEWANDTE KUNST Wien 2 E Sfubenring 5 / 20. November bis 22. Dezember 1957 Die ausgestellten Arbeiten Luise Autzingers umfassen graphische Blätter, Aquarelle, Bild teppiche und Ölbilder. Sie sind eine Auswahl aus dem künstlerischen Ertrag einer siebenjährigen Schaffensperiode, die vom graphischen Bereich ihren Ausgang nahm und mit wachsendem Ver mögen in einer beharrlichen und arbeitsreichen Entwicklung die Bildwirkerei und die Ölmalerei in das künstlerische Gestalten miteinbezog. Luise Autzingers künstlerischer Wurzelgrund und Standort offenbart sich am augenfälligsten in den Arbeiten aus den letzten Jahren. Hier liegt eine moderne Sehweise vor, die voll menschlicher Wärme und Liebe zur Schöpfung ist. Mikroskopisch nahe rückt sie an die Erscheinungs formen der Natur heran, um mit der größten Sensibilität und Präzision, im Detail noch die Totalität des Ganzen zu erfassen. Wir sehen Diagramme von Energien, Kraftfeldern, Strukturen, Strömungen und organischen Triebkräften, die die Dichte und Intensität meditativer Versenkung auf weisen. Der Vorgang der Bildwerdung ist ein genetisch sich entfaltender Prozefj, beweglich wie die Natur selbst. Das Verbinden, überkreuzen und Kreisen, das Weben, Strömen und Strahlen energiegeladener Linien macht mit bildnerischen Mitteln Erlebnisse anschaubar, die keiner ab bildenden Kunst erreichbar sind. Das abge schlossene Gefüge und Gewebe kontrastierender Linien und Farben ist zu einem sich selber tragenden und dynamisch durchpulsten Organismus zusammengespannt, dem ein romantischer Klang anhaftet. Es ist die „Wunderschrift” des Novalis, deren „Figuren zu jener großen Chiffrenschrift zu gehören scheinen, die man überall, auf Flügeln, Eierschalen, in Wolken, im Schnee, in Kristallen und in Steinbildungen, auf gefrierenden Wassern, im Innern und Äußern der Gebirge, der Pflanzen, der Tiere und Menschen, in den Lichtern des Him mels, auf berührten und gestrichenen Scheiben von Pech und Glas, in den Feilspänen um den Magnet herum und in sonderbaren Konjunkturen des Zu falls erblickt." Dieser reichen und umfassenden Welt hin gegeben, in ihr aufgehend und bis zur Selbst- entäufjerung verströmend, vermag Luise Autzinger dennoch die bildnerische Tat zu setzen und dem Schöpferischen schöpferisch zu begegnen, ÖSTERR. MUSEUM F. angewandte KUNST WIEN ei LU o z