->K IX Leichen gedient. Auch Schuhe, Mützen, Spitzengeflechte, kleine Tüchlein u. dgl. untergeordnete Costiimstücke haben sich in grosser Anzahl gefunden. Man hat die Textilkunst, die diese Gewänder hervorbrachte, sammt und sonders als eine Hausindustrie bezeichnen wollen'). Aber abgesehen davon, dass wir schon aus äusseren Gründen die zahlreichen Erzeugnisse der Posamenterie, die wir hieran verwendet finden, uns nicht anders als gewerb- mässig hervorgebracht denken können, muss man sich auch gegenwärtig halten, dass die Hausindustrie eine sehr niedrige Stufe der menschlichen Erwerbsthätigkeit darstellt, die man in spätrömischer Zeit längst hinter sich gelassen hatte. Namentlich in dem so hochentwickelten Culturland des Nil bodens muss in spätrömischer Zeit eine Ausbildung der gewerblichen Production vorausgesetzt werden, wie sie erst gegen Ende des Mittelalters an besonders günstig gelegenen Punkten wieder ihresgleichen gefunden hat. Als Rohstoff sehen wir natürlich vorwiegend Leinen verwendet. Aegypten ist ja nach übereinstimmenden Berichten der Alten die classische Heimat der Flachscultur gewesen, und auch noch am Ende der römischen Kaiserzeit, da Flachs und Hanf gewiss schon im ganzen Weltreiche Verbreitung gefunden hatten, wurde das feinste Leinen noch immer aus Aegypten bezogen. Baumwolle fand sich nach Prof. Wiesner’s Untersuchung einer grossen An zahl von Weisszeug-Proben nur an den zwei Zeugdrucken (wovon einer aus Sakkarah, der andere aus Akhmim), was beweist, dass schon die Alten die bessere Eignung der Baumwolle für den Druck sehr wohl kannten. Neben dem Leinen war die Schafwolle der wichtigste Rohstoff. Seide findet sich in der Wiener Sammlung nur an einigen wenigen Stücken, und zwar als Einschlag zur Einwebung von Bordürestreifen. Dagegen wurden ganzseidene Stoffe aus derselben Zeit anderwärts zu Tage gefördert, über deren Ver hältnis zu den übrigen Funden an anderer Stelle gehandelt ist*). Die Bestimmung der Farbstoffe ist namentlich mit Rücksicht auf die vielen Mischfarben und die durch die Zeit bedingten Veränderungen eine sehr schwierige. Doch wurden bisher mit Ausnahme der Kermes blos Pflanzen farben constatirt, darunter insbesondere Krapp und Indigo. Mit sehr geringen Ausnahmen wurde die Färbung blos auf Wolle angewendet, weisse Zeichnung auf andersfarbigem Grunde überall durch naturfarbige Leinenfäden erzielt. ! ) Namentlich Dr. F. Bock in »Kunstgeschichtliche Beiträge über die vielfarbigen Gobelinwirkereien«, Hannover 1886, S. 7. 2 ) Von mir bei Bücher, Gesch. der techn. Künste, III. Bd. Text. Kunst, Mittelalter* vgl. Essenwein im Anz. d. german. Museums, 1888, Nr. 8 und 9. b