Leder. 21 Gerberei geprüft werden könnten, womit gleichzeitig eine Bildungsanftalt für angehende Gerber zu verbinden wäre, die tüchtige und gebildete Gerber fc hoffen würde, diewiffenfchaft- lich und praktifch ausgebildet, neuen Ideen zugänglich, auch die Fähigkeit haben würden, fe 1 b e praktifch zu verwerthen. Sollte diefe Idee zweckmäfsig ins Leben gerufen werden, fo dürfte wohl bei einer nächften Weltausftellung der Bericht über die Ledererzeugung anders lauten als bisher, wo es in jedem Berichte hiefs, es wird beffer zugerichtet, es wird fchöner gearbeitet als früher, aber heute wird noch gegerbt wie vor hundert Jahren, und heute wie vor hundert Jahren gilt, um gut zu arbeiten, der Grundfatz: Viel Zeit und viel Lohn. Die als Lohproben ausgeftellten Rinden gehören in die Gruppe II, die uncomplete Sammlung von Vallonea und Knoppern in dem Pavillon des Welthandels gleichfalls. Was fonft an Gerbematerialien der exotifchen Länder ausgeftellt war, hat für unfere Verhältniffe wenig Werth. Unverftändlich in ihrer Form, felbft in Namen oft nicht richtig angegeben, kennen wir deren Wirkung nicht und waren auch nicht im Stande, folche auf der Ausheilung zu unterfuchen. Wenn wir fomit auf die Berichterftattung über ausgeftellt gewefene Gerbe materialien verzichten müffen, fo können wir doch nicht umhin, bei der grofsen Bedeutung, welche diefe Erfindung für die gelammte Lederinduftrie hat, auf das von der königlich preufsifchen Staatsforft-Verwaltung ausgeftellt gewefene Modell des Jofef Mai t re ’fchen Dampfentrindungs-Apparates und auf die Proben von mit demfelben gewonnenen Rinden und insbefondere auf die beigegebene Brochure des Profeffors Dr. C. Neub au er in Wiesbaden aufmerkfam zu machen. Bereits auf der Parifer Weltausftellung war der Mai tre’fche Apparat ausge ftellt und erregte gerechtes Auffehen, jedoch in fehl* verfchiedener Richtung. Während die Einen darin eine complete Umwälzung des bisherigen Schälverfahrens erblickten, hielten Andere die Erfindung für reinen Schwindel. In richtiger Würdigung der Wichtigkeit der Sache liefs die königlich prcufsifche Regierung zu Wiesbaden eine genaue Prüfung derfelben anftellen, deren Ergebnifs das erwähnte Werk ift. Es heifst: Die Schälung von Eichenrinden zu jeder Jahreszeit, vermitteln Dampf nach dem Syftem von J. Mai tre. Im Aufträge der königlich preufsifchen Regierung zu Wiesbaden forfttechnifch, chemifch und durch Gerbverfuche geprüft von Dr. C. Neubauer, Profeffor in Wiesbaden, W. Wohmann, kaiferlicher Forftmeifter zu Metz und C. A. Lotichius, Lederfabrikanten zu St. Goarshaufen am Rhein. Wiesbaden C. W. Kreidl’s Verlag. Die Refultäte diefer Unterfuchungen , welche namentlich bezüglich der chemifchen Unterfuchungv viel Intereffantes und Neues bieten, ftellen feft, dafs 1. die chemifchen und praktifchen Refultate bezüglich des Gerbeftoff- Gehaltes der Eichenrinden (ich in Uebereinftimmung befinden, dafs nämlich die Qualität des Leders dem durch chemifche Unterfuchungen feftgeftellten Gerbeftoff- Gehalte der Rinden entfpricht; 2. der Gerbftoff-Gehalt diefer Rinden während der verfchiedenen Jahres zeiten keinen fo erheblichen Schwankungen unterliegt, dafs diefelben bei der Lederfabrication in die Wagfchale fallen; 3. der Gerbftoff-Gehalt durch das Schälbarmachen der Rinde durch Dampf nach den chemifchen Unterfuchungen fowohl als nach den Gerbverfuchen, nament lich auch von dem im Winter gefällten und im darauffolgenden Frühjahre gefchälten Holze, keine Einbufse erleidet; fomit 4. die Dampf-Schälmethode nach diefen Richtungen hin für die Leder fabrication keinen Bedenken unterliegen kann. Die mit Dampf gefchälten Rinden gegerbten, mit ausgeftellten Leder waren fehr fchön gegerbt.