50 Dr. Wilh. Fried. Gintl In Bezug auf Siegellacke hatte Frankreich, wiewohl in diefer Branche nur durch zwei Ausfteller vertreten, Vortreffliches aufzuweifen und trug hierin fo recht den dem Franzofen eigenthümlichen Hang zum ausgewählteften Luxus zur Schau. Namentlich können die von L. Antoine et fils, Paris, ausgeftell- ten Siegellacke, die in allen Farben-Nuancen und zumal in zahlreichen Schat- tirungen jeder einzelnen Farbe vertreten waren, als das Vollendetfte bezeichnet werden, was in diefem Fache geleiftet werden kann. Ihnen kaum nachftehend waren die von Gr. Toiray-Maurin aus Paris ausgeftellten Müller von Siegel lacken in allen Farben und waren es hier namentlich die Schattirungen in Roth, die als trefflich bezeichnet werden konnten. Bezüglich der, in Hinficht auf das zu ihrer Darftellung verwendete Roh materiale, als Harzprodua anzufehenden Imitationen von Bernftein und Corallen aus Copalmifchungen, welche J. Belladina & Comp., Paris, ausgeftellt hatten, mufs auf den Bericht über Seaion i der Gruppe X verwiegen werden. Von franzölifchen Colonien hatte nur F r anz ö fifch-1 n d i e n Mutier von Schellack und Lack dye aufzuweifen*; eigentliche Produae der Harzinduftrie fehlten hier völlig. Die Schweiz war auf dem Gebiete der Harzinduftrie nur durch einen Ausfteller von Firniffen und Lacken vertreten. Es waren C. Landolt & Comp, aus Aarau, welche neben Kutfchenlacken, Polirlack etc. auch ein „Terebine“ genanntes’neues Trockenmittel zur Ausftellung brachten, dem als Vorzug vor anderen Siccativs befonders die Eigenfchaft nachgerühmt wurde, dem Anftrich einen befonderen Glanz und vorzügliche Härte verleihen zu können, eine Eigen fchaft, die, wenn fie diefem Trockenmittel wirklich zukommt, thatfächlich fehr fchätzenswerth wäre. Die von diefer Firma ausgeftellten, als befondere Specia- lität bezeichneten feinen englifchen Firniffe kränkelten andern Mangel völliger Klarheit, hatten indefs im Uebrigen recht gute Confiftenz, und können, wenn ihnen Zeit zum Lagern gewährt wird, immerhin ganz vorwurfsfreie Produdle fein. Italien hatte von Produkten der Firnifs- und Lackfabrikation als bemer- kenswerth nur die von AlmanFelice aus Turin ausgeftellten Lacke und Lack farben für Terracottawaaren aufzuweifen, deren letztere fleh durch befonderes Feuer der Färbung, und, wie die ausgeftellten Anftrichproben auf Kacheln zeig ten, auch durch gutes Haften auszeichneten. Die von L. Niccolini aus Florenz zur’Ausftellung gebrachten Firniffe boten nichts Bemerkenswerthes. Auch die durch zwei Ausfteller vertretene Fabrikation von Siegellacken liefs noch Manches p wünfehen übrig, wenigftens waren die von Giac. Buf- fano aus Turin ausgeftellten Siegellackproben weder in Hinficht auf Farbe noch Glanz den Anforderungen, die man andernOrts an dergleichen Fabrikate ftellt, entfprechend, und auch die von Crifpino Otavianelli e figl. aus Rom vor gelegten Mufter feines Fabrikates waren, wiewohl wefentlich beffer als die des Vorgenannten, doch noch nicht von der Art, dafs man fie mit einem befferen Fabrikate deutfeher oder gar franzöfifcher Fabriken in eine Parallele hätte ftel- len können. Schweden, d elfen Lack- und Firnifsinduftrie wie jene Norwegens noch ziemlich jung ift, lieferte nichtsdeftoweniger in der Ausftellung der Firma W. Becker, Stockholm, den Beweis, dafs diefe hinter jener anderer Länder nicht zurückzubleiben beftrebt fei. Namentlich war ein von diefer Firma ausgeftellter „Kryftalllack“ als ein, dem Anfehen nach, allen billigen Anforderungen ent fprechend fcheinendes Präparat zu bezeichnen und auch die Firniffe und Firnifs- farben diefer Firma machten den Eindruck guter Fabrikate. * S. den Bericht über Seaion i der Gruppe II.