553 Sectioxi III. Leinenwaaren. I. Garnnumerirung. bei der Zähigkeit, mit der man am Hergebrachten — besonders wenn demselben nationale Eigenthümlichkeiten zu Grunde liegen — hängt, noch heute im Gebrauch sind, trotzdem Gewicht und Längenmaass in anderen Verkehrskreisen längst ein anderes geworden ist. Zu diesen Spinnstoffen gehören der Flachs und die Wolle. So existiren für er- steren noch jetzt Numerirungsmethoden, die nach schlesischer, öster reichischer, sächsischer und anderen Ellen rechnen, Frankreich und England haben ihre besonderen Methoden, und es würde schwierig sein alle die localen Systeme aufzuzählen, welche in kleinen Absatzgebieten in Gebrauch sind. Noch schlimmer steht es mit der Wolle, bei der sich gleichfalls ein jeder Markt seine eigene Numerirung gebildet hatte. Und zwar war es vornehmlich die nationale oder provinzielle Tuchfabrikation, welche die zu ihren Fabrikaten erforderliche selbstgesponnene Wolle auf eigene Weise haspelte und bezeichnete. So haben wir für Streichgarne die grösste Collection von Numerir- systemen: Wiener, böhmische, sächsische, Berliner, belgische Weifen, Numerirungen von Sedan, Elbeuf und neben diesen bekanntesten noch zahlreiche andere. Diesen nationalen Spinnstoffen gegenüber stehen die internationalen, d. h. solche, deren Vorkommen an gewisse, zum Theil aussereuropäische Gegenden gebunden ist, die nur durch grössere Handelsbezüge dem weiteren Kreise der fabricirenden Natio nen zugänglich gemacht wurden, und deren Verspinnen anfangs den Hauptvermittlern des Handels oblag. Hierher gehört die Baumwolle, die von England aus ihren Weg durch Europa machte, dort auch hauptsächlich versponnen, den später ins Leben tretenden auswärtigen Spinnereien die englische Numerirung anzunehmen für angemessen er scheinen liess. Neben ihm hat nur Frankreich für diesen Spinnstoff eine nationale Numerirung, welche ihm das Streben, das metrische System durchzuführen, dictirt hat. Es reiht sich ferner hier die Seide an, die, theils direct aus Italien und Frankreich, theils durch italienische und französische Vermittelung aus Asien bezogen, dort erst den ihr eigenthümlichen Mulinirprocess durchmacht und daher in italienischer und französischer Titrirung verbreitet ist. Dass heutigen Tages, wo die Gespinnste aufgehört haben nur eine locale oder wenigstens beschränkte Verbreitung zu besitzen, wo sie vielmehr gleich jedem anderen Handelsartikel Gegenstand des inter nationalen Verkehrs geworden sind, diese Verschiedenheiten in der Nu- merirung äussefst beschwerlich, dem Welthandel hinderlich sind, leuch tet einem Jeden ein. Unsere Fabrikanten, die Garne aus den verschie denen deutschen Landestheilen, aus Belgien, Frankreich und England beziehen, erhalten dieselben nach den verschiedensten Systemen gehas pelt, in Gewichten und Längenmaassen, die ihnen zum Theil ganz fremd, die sonst vollständig ausser Gebrauch sind, und haben die ver- wickeltsten Rechnungen und Vergleichungen anzustellen, um die ver-