448 Gruppe IX. Industrie der Stein-, Thon- u. Glaswaaren. sur überzogen. Wenn die so gefertigten Waaren auch den fetten glat ten Schmelz der Zinnglasur nicht immer erreichen, so haben sie doch die scharfen und correcten Profile und die treue Wiedergabe der Orna mente voraus. J. F. Schmidt in Weimar war durch drei Oefen von guter Form aber verschiedener Güte, auch mit einigen Terracotten von geringer Arbeit und Masse vertreten. Die Stettiner und die Berliner Ofen fabrik hatten schöne Exemplare, von bestem Schmelz und trefflicher Arbeit in Zusammenfügung der Kacheln ausgestellt und möchte man den Modellen der elfteren vor denen der Berliner Fabrik den Vorzug geben. Auch die Magdeburger Ofenfabrik hatte sehr schöne Oefen und Wandbekleidungsplättchen eingesandt. Dagegen war das Fabrikat der schlesischen Tschauschwitz’schen Fabrik trotz grossen Aufwandes an Arbeit und Decoration, mit welchen ein Ofen derselben einen Platz in der Rotunde einnahm, nicht zu loben. R. F. Schröder, in Pots dam und Lübcke & Hornemann in Haffburg bei Wismar hatten beide Oefen von tüchtiger Arbeit geliefert, bei denen leider, wie es zum Zweck von Ausstellungen nur zu oft geschieht, das Gute, Courante ver lassen und durch Anwendung von farbigen Glasuren und Malereien mehr Mühe gemacht als Erfolg erzielt wurde. Von Nürnberger Kunstöfen hatte namentlich Fleischmann einige vortreffliche Imi tationen mittelalterlicher, farbiger und buntbemalter Kachelofen aus gestellt: wie überhaupt diese Firma sich durch kunstsinniges Studiren und Probiren alter Tecknik — Schneiden in Stahl, Treiben von Sil ber — auszeichnet; so zeigte sie auch durch die Ausstellung von Krü- geu der Renaissance, sowohl in Thongeschirr, sogenannte Hirschvogel und Kreusener Krügen wie auch in Steinzeug des Niederrheins den hohen Stand ihrer Fabrikation. Auch Th. Lunz und F. W. Schmidt in Nürnberg hatten gut imitirte Renaissanceöfen geliefert. Aus Schweden war von der Actiengesellschaft der Porcellanfabrik Rörstrand ein grosser, sowohl in der Modellirung als Ausführung und in der maassvollen Anwendung von Braun, Blau, Grün und gelber Farbe, ein mustergültiger Kaminofen im Renaissancestil (ä 1300 fl.) ausge stellt worden. Auch ein Kachelofen von B. N. Lundgreen in Stockholm war lobenswerth. Besonders hervorheben müssen wir aber die von LeoBonafede in Petersburg fahricirten und bei der Möblirung des kais. russischen Pavillons benutzten beiden Fayenceöfen, einige Wand bekleidungen und einige grosse Schüsseln und Vasen, sämmtlich nach originellen Zeichnungen in altrussischem, dem persischen nächststehen den, Stil ausgeführt und reich und harmonisch in den Farben behan delt. Diese Arbeiten können auch in technischer Beziehung, in wel cher sie der von Collinot geübten Werkweise entsprechen, den besten an die Seite gestellt werden.