468 Gruppe IX. Industrie der Stein-, Tlion- u. Glaswaaren. In böhmischem Krystall hatte J. E. Schmid in Annathal in Böhmen Gläser von grosser Klarheit, schönem Schliff und trefflicher Gravirung, Meyr’s Neffe in Adolf in Böhmen solche in Verbindung mit J. & L. Lobmeyr in Wien ausgestellt, bei welchen zwar letzteren ein grosser Antheil an dem künstlerischen Decor zukommt, aber ein nicht minder hoher Werth auch auf das treffliche Rohglas und dessen gute Formen, wie auf die vom Glasbläser selbst anzulegenden Decors zu legen ist. Sehr geschmackvoll waren z. B. seine feinen Gläser mit aufgelegtem flachsblauen Glasfilet zwischen zwei matt gravirten Strei chen. Ferner ist hier zu nennen die Glasfabrik des Grafen Harr ach in Neuwelt in Böhmen, welche durch ihren Krystall und ihre Farb gläser, durch künstliche Schliffe und geschmackvolle Decoration in Schliff Schnitt und Malerei eine der hervorragendsten Ausstellungen geliefert hat. J. Schreiber & Neffen in Wien, welche in einem sehr umfangreichen Geschäftsbetrieb und bei einem grossartigen Export nicht nur selbst sehr mannigfaltige und gediegene Glaswaaren (z. B. Lampenschirme von merkwürdiger Grösse und kunstvoller Arbeit) produciren, sondern auch das Rohglas für die grösseren Raffineneateliers in Heyda und Steinschönau liefern. C. Stölzle’s Sohne in Nage erg in Niederösterreich, welche sehr schönen Krystall, kunstvolle Pocale im Innern gravirt und mit hohlangelegtem Rande aufgestellt hatten. Die Gräfl. Schaff gotsch’sche Josephinenhütte in Schreiber hau in Schlesien, deren Fabrikate in Stoff, Form und Decoration in jeder Beziehung hervorragend sind, erzeugt unter ihrem ausgezeichneten Director H. Pohl nicht nur das Rohglas, sondern lässt durch ihre Künstler und Arbeiter alle Veredlungen, Schliff, Gravirung und Malerei, ausführen. Die Glastechnik verdankt dem Genannten viele neue Far ben und die Prüfung jedes neuen Verfahrens, dabei wird auf der Josephinenhütte durch Arbeitercassen, Schulen, Entsendung junger Leute auf Kunstschulen das leibliche und geistige Wohl ihrer Ange hörigen aufs Beste gefördert. In der Fabrikation von Halbkrystall sind noch zu nennen die Glashütte in Valleristhal in Elsass-Lothrm- gen und die von Villeroy & Boch, Karcher&Co. in Wadgassen an der Saar, welche letztere hübsche gepresste und geschliffene Glaser gebracht hatte, bei welchen aber auffiel, wie man ganz mit denselben Mitteln, nach dem Vorbild österreichischer Hütten, weit schöneres und geschmackvolleres hätte liefern können. Lange vor den farblosen Gläsern verstand man es schon farbige zu machen, erst zu Anfang der römischen Kaiserzeit wurde das farblose erzeugt und am höchsten geschätzt. Man verstand es Gläser ^zu uber fangen, zu schleifen, zu graviren, mit eingelegten und mit aufgelegten Glasfäden und Glasbändern zu verzieren. .Man verstand das Glas zu behandeln als ob es nicht heiss wäre und als ob es nicht kalt wurde, und so weit unsere Technik vorangeschritten, wir bezweifeln, dass die