337 Bor und seine Verbindungen. denden Rohmaterial vorhanden und die Gegenwart desselben complicirt in unerfreulicher Weise die Darstellung des reinen Borax. Man hat versucht, das vorhandene Calciumborat durch eine entsprechende Menge Schwefelsäure in Gyps und lösliche Borsäure umzuwandeln und aus den erhaltenen Laugen, welche nun neben Borax wesentlich nur freie Borsäure enthalten sollten, durch Sättigen mit Natriumcarbonat direct Borax zu gewinnen; endlich hat man das Mineral vollständig mit Salz säure zersetzt und zunächst krystallisirte Borsäure dargestellt, aber alle diese Methoden haben bislang nicht die gewünschten Erfolge gehabt. G. Lunge 1 ) hielt den letzten Weg noch für den vortheilhaftesten. Er empfahl, das Mineral zunächst zu pulvern und dann zu schlämmen, wodurch der schwerere Gyps sich von dem leichteren Boronatrocalcit unschwer trennen und sich gleichzeitig ein Theil der vorhandenen lös lichen Salze (Kochsalz, Glaubersalz) entfernen lassen soll. Das gemahlene und geschlämmte Material wurde zu dem Ende mit einer dem Gehalt des Minerals an Calcium- und Natriumborat ent sprechenden Menge roher Salzsäure, sowie dem doppelten Gewicht Wassers siedend digerirt, bis dasselbe sich nahezu vollständig gelöst hatte. Die Lösung liess man alsdann in der Hitze absetzen, um sie noch heiss in die Krystallisirbehälter abzuziehen. Hier schied sich die Borsäure beim Erkalten fast vollständig aus, während Kochsalz und Chlornatrium in Lösung blieben. Die erhaltenen Borsäurekrystalle wurden schliesslich durch abwechselndes Waschen mit kaltem Wasser und Ausschleudern in einer Centrifuge von anhaftender Mutterlauge befreit. Im Jahre 1867 berichtete Lunge 2 ), dass ein englischer Fabrikant den Boronatrocalcit durch Soda aufgeschlossen habe, ohne einen Ueber- schuss von letzterer zuzusetzen, theilte jedoch nähere Details über das dabei in Anwendung kommende Verfahren nicht mit. 0. Loew verwirft in einem zweiten Theile der früher erwähnten Abhandlung der grösseren Kostspieligkeit wegen die indirecte Darstel lung von Borax aus Boronatrocalcit durch vorheriges Ausfällen von Borsäure, er nimmt auch von dem Schlämmen des Rohmaterials Abstand, weil dasselbe eine nur unvollständige Abtrennung des vorhandenen Gypses bedinge und der vorwiegend aus Sand bestehende erste Absatz eine grössere Menge von Boronatrocalcit (bis zu 8 p. C.) zurückhalte, während der im zweiten Absatz fallende Boronatrocalcit mit einem sehr lästigen, thonigen Schlamme^gemengt erhalten werde. \ ersuche man, das geschlämmte Material durch Kochen mit Sodalösung umzusetzen, so sauge der schlammige Thon eine grössere Menge der entstehenden i) G. Lunge, Wagn. Jahresber. 1865, 247; Dingl. pol. J. CLXXXI, 370. 2 ) G. Lunge, Wagn. Jahresber. 1867, 250. Wiener Weltausstellung. III. 22