Deutschland auf der Wiener Weltausstellung 1873. 79 erfuhr. Zeitweise erweiterte sich zwar ihr Rahmen durch die tempo rären Ausstellungen, zunächst durch v-ier Blumen- und Fruchtausstel lungen im Mai, Juni, August und September, dann im Juni durch eine Ausstellung von Rind-, Schaf- und Schwarzvieh, endlich durch eine Pferdeausstellung im September. Aber mochten die dadurch gebotenen Bilder in mancher Richtung auch anziehend sein, grössere Bedeutung wohnte ihnen nicht bei. Kaum, dass sie den internationalen Charakter beanspruchen durften; so gering war die Betheiligung von ausserhalb Oesterreichs. Auch Deutschland war, wenngleich reichhaltiger als der Westen Europas, im Ganzen nur spärlich vertreten. War das zum Theil begründet durch die geringe Aufmerksamkeit, welche diesen Aus stellungen von der Generaldirection selbst geschenkt wurde, so liegen doch auch schon in der Natur der auszustellenden Erzeugnisse Mo mente, die stets auf die Betheiligung einschränkend wirken müssen. Der Besuch der Ausstellung trug in deren ganzem Verlauf wesent lich deutsches Gepräge. Das Völkergemisch der früheren internatio nalen Ausstellungen trat in Wien nur zeitweise hervor; dem Osten fehlte die Culturentwickelung, um mehr als die nächst betheiligten Kreise für das Unternehmen zu gewinnen, dem Westen war das Land zu fremd, die Stadt zu fern. Der Strom der Schaulustigen, welcher von Deutschland her der Ausstellung zufloss, stand unter sehr wech selnder Einwirkung. Der erste Andrang bei Eröffnung der Ausstellung sah sich schnell gehemmt unter dem Eindruck des Wirrwarrs, welcher damals das Bild der Ausstellung trübte; fast empfindlicher noch wurde der Rückschlag in Folge der schrankenlosen, auf die Ausbeutung der Fremdenwelt gerichteten Speculation, die einem Fieber gleich die Wie ner Bevölkerung ergriff. Vor allem war es der Norden Deutschlands, welcher unter diesen Einflüssen in die Gewalt einer, der Sache nicht günstigen, kritischen Strömung gerieth. Die Zeit der Preisrichter arbeiten vermochte nur für einige Wochen den Besuch zu heben ungewöhnlich heisse Sommertage und die drohenden Anzeichen einer Choleraepidemie trafen zusammen, um abermals die schaulustige Menge zu verscheuchen. Erst mit dem Eintritte des Herbstes gewann die Ausstellung ihre Anziehungskraft wieder. In den letzten Wochen vor dem Schlüsse feierte sie unter dem Zauber heiterster Herbsttage und noch im fast frischen Schmucke der Vollendung ihre schönste Zeit. Erst da stieg der Zufluss der Schaulustigen zu seiner Höhe. Mit dem deutschen Volke schenkten auch seine Fürsten der Aus stellung ihre Theilnahme; der Reihe nach wurden die meisten auf die Einladung des gastfreien Kaiserhofes Augenzeugen des glänzenden Schauspieles. Der deutsche Kaiserthron war in allen hervorragenden Phasen der Ausstellung dort repräsentirt. Der Anwesenheit des hohen Protectors der Ausstellung in der Zeit der Eröffnung folgte in der Zeit der Preisarbeiten, gegen Ende Juni, der Besuch der deutschen