II. Die Holzscliiiitzarfoeiten. Soweit die Holzschnitzerei als Hilfsgewerbe bei der Möbelindustrie auftritt, haben wir ihre Erzeugnisse im Zusammenhang mit der letz teren besprochen. Es erübrigt uns nur noch, sie in denjenigen Ver hältnissen zu betrachten, unter denen sie von jener losgelöst, als ein selbstständiges Gewerbe betrieben wird. Vornehmlich handelt es sich hier um die Entfaltung der Holzschnitzerei in einigen Gebirgsthälern der Schweiz, Oesterreichs und des südlichen Deutschland, woselbst sie als ein naturwüchsiges und durch den Holzreichthum jener Gegenden geförderter Erwerbszweig blüht. Einiges Verwandte aus anderen Gegenden wird sich saehgemäss hier anreihen. Durch den Umfang ihrer Production und den weitverbreiteten Absatz ihrer Erzeugnisse nimmt die Holzschnitzerei der Schweiz den ersten Rang ein. Sie wird dort vorzugsweise im Berner Oberlande betrieben, wo ein einzelner Mann, Christian Fischer aus Brienz, in den Theuerungsjahren 1816 und 1817 mit den Anfängen der Schnitzerei auftrat und durch Gewinnung junger Leute für den neuen Arbeitszweig seiner Heimath ein bis dahin unbekanntes Erwerbsmittel verschaffte. Von Brienz, Lauterbrunnen, Grindelwald und Meyeringen aus hat sich diese Industrie langsam im Haslithal und auf den benachbarten Bergen verbreitet, so dass gegenwärtig in jener Gegend etwa 2000 arbeitende Schnitzer durch sie ihren und ihrer Angehörigen Unterhalt gewinnen 1 ). Mit Ausnahme einiger grösserer Etablissements in Brienz und Thun werden die Schnitzarbeiten meist in den Privatwohnungen der Schnitzler gearbeitet und von diesen an die Magazine und Händler verkauft, die den Absatz an die durchreisenden Fremden oder an das Ausland vermitteln, wo fast in allen grösseren Städten Niederlagen l) M. s. Victor Böhmert, Arbeiterverhältnisse und Fabrikeinrichtungen der Schweiz. Zürich 1873.