652 Gruppe X. Kurzwaaren. Stellung zugelassen werden durfte, statt dessen waren die verschieden artigsten Gegenstände meist österreichischer Handelsfirmen zusammen geworfen. Statt des Eindrucks eines grossen Weihnachtstisches, den man doch wohl durch die Aufstellung des grossen geschmückten Tan nenbaumes erreichen wollte, an dem sich Jung und Alt hätte erfreuen können, erhielt das beobachtende Auge eher den Eindruck der Leere und Zerrissenheit. Man darf die Oesterreicher freilich nicht zu strenge hierin richten. In Deutschland ist das Weihnachtsfest das grösste Fest, wo jeder Einzelne darin aufgeht, seine Umgebung durch Geschenke zu erfreuen, und sich bemüht, seine Gaben so reizend und überraschend als möglich zu entfalten; weniger ist das in Oesterreich der Fall. Des halb mag es auch den Deutschen leichter werden, einen festlichen Weihnachtstisch zu arrangiren, als irgend einer anderen Nation. Demungeachtet fand sich in diesem Pavillon eine interessante Sammlung von belehrenden Spielen, die meist für Kindergärten be stimmt waren. Als solche wurden sie zwar zur Beurtheilung ihres pädagogischen Werthes einer Specialjury zugewiesen, vom technischen Standpunkte aus müssen wir aber bedauern, dass es nur theilweise tadelfreie Arbeiten gewesen sind. Ueberhaupt wird leider dem beleh renden Spielzeug von Fabrikanten, denen die Mittel zu Gebot stehen, dieselben gut zu fabriciren, noch nicht die ganze Aufmerksamkeit ge schenkt. Dies liegt hauptsächlich in dem geringen peeuniären Erfolge, den dieselben davon haben, und dem Unterschätzen von dessen Bedeu tung Seitens des kaufenden Publicums. Ganz anders sieht es damit in England aus, wo man durch dergleichen Sachen die Kinder prak tisch zu bilden sucht. Indess freuen wir uns constatiren zu können, dass diese Tendenz auch in Deutschland immer mehr Wurzel fasst, und neuester Zeit viele belehrende Spiele von da nach England expor- tirt werden. Dagegen muss sich in dieser Beziehung im heimischen Consum noch Vieles ändern. Zumeist sind es in Deutschland die Kindergärten, welche derar tige Spiele suchen und anschaffen und zufrieden sind, wenn dieselben nur dem Zwecke entsprechen, ob sie auch roh und geschmacklos her gestellt sind. Diejenigen Kinder, die nicht in der Lage sind, in ihrer frühesten Jugend Kindergärten zu besuchen, sind meist von dem Besitz derartigen Spielzeugs ausgeschlossen, weil viele Eltern sich erst wenige Tage vor dem Hauptfeste des Kindes, dem Weihnachtsfeste, die Zeit nehmen, ihre Auswahl der Spielzeuge zu treffen. Der Verkäufer wird in der kurzen Zeit überlaufen; er will sein Hauptgeschäft für das Jahr machen , und ist froh, wenn er das Geforderte liefern kann; er hat nicht die Zeit, selbst wenn er den Sinn und das Verständmss für der artige Dinge hat, diese belehrenden und instructiven Gegenstände vor zuführen und zu erläutern, und so bleiben sie oft als Ladenhüter lie-