374 Gruppe III. Chemische Industrie. Bisherige Verwendung der letzten Langen. Wie schon erwähnt enthalten die Abraumsalze einen kleinen Bruchtheil Brom, welches sich in den letzten Laugen anhäuft und daraus von dem Ver fasser fabrikmässig gewonnen wird 1 ); ebenso hat der Bromgehalt der letzten Laugen dem Verfasser Anlass gegeben, aus diesen und aus den ausgekochten Salzen Mischungen herzustellen, welche den verschiedenen für medicinische Zwecke benutzten Bade- und Mutterlaugensalzen (Kreuznacher, Rehmer, Wittekinder, Kösener, Gottschalkowitzer etc.) nach Beschaffenheit, Zusammensetzung und medicinischer Wirkung völlig entsprechen und da sie bedeutend billiger sind, als die „natür lichen“ Badesalze, auch die Verwendung für weniger Bemittelte, sowie für giosse Badeanstalten, Lazarethe etc. ermöglichen. Nach demselben Princip hat der i erfasser künstliches Seewasser der verschiedenen Meere (Ostsee, Nordsee, Atlantischer Ocean etc.) für Bäder und Aquarien her gestellt, für dessen richtige Zusammensetzung der Beweis damit geliefert wurde, dass die Fische der betreffenden Gewässer darin fortlebten und gediehen. Bei dem zunehmenden Seefischhandel nach dem Inlande wird es mit Hilfe solcher Seesalzgemische aber auch möglich sein, im Binnenlande mit geringen Kosten grössere Seewasserbassins herzustellen und darin diei Fische für den Verkauf lebendig zu erhalten. Als weitere und zurZeit bedeutendste Verwendung der Stassfurter Endlaugen muss die von Joseph Townsend, Port Dundas Glasgow, erfolgte Einführung des Chlormagnesium für die Webwaarenfabrikation an erster Stelle erwähnt werden. Es ist bekannt, dass Ketten- und Schussfäden bei der Weberei schon seit langer Zeit mit gewissen Schlichtmaterialien (Stärke-, Isländisch- oder Caragheenmooskleister) getränkt wurden, damit die Fäden fester wurden und namentlich auf den Dampfwebstühlen nicht so leicht abrissen (brachen), da indessen diese Materialien leicht schimmelten und trockneten, so mussten sie mit verschiedenen nicht immer unschädlichen antiseptischen Mitteln versetzt werden; noch schlimmer aber für die Gesundheit der dabei beschäftigten Arbeiter war es, dass man die Webstühle, um das Trocknen der Schlichte zu verhindern, in Räumen aufstellte, die entweder an sich feucht waren (Keller etc.) oder in denen durch Einleiten von Wasser dampf künstlich eine feuchte Atmosphäre geschaffen wurde. Die Einführung des Chlormagnesium als Zusatz zu den Schlichten, welche man Townsend verdankt, hat diese üebelstände nicht nur beseitigt, indem das Präparat die Schlichten vor Zersetzung schützt und durch seine Hygroskopicität den Faden ohne künstliche Anfeuch tung geschmeidig erhält, sondern die Luft in den Arbeitsräumen ist noch wesentlich dadurch verbessert, weil das Chlormagnesium das mit den Ausdünstungen der Arbeiter exhalirte Ammoniak absorbirt. In ’) Vergl. den Aufsatz über Brom S. 127 dieses Berichtes.