Kalidüngmittel. 385 Mengen des für den Pflanzenwuchs schädlichen Ghlormagnesium ent hielten, lieferten sie in ihrem Gehalt an Chlorkalium resp. schwefelsaurem Kalium ein directes Pflanzenernährungsmittel, ebenso in dem schwefel sauren Magnesium ein Fixirungsmittel für freies Ammoniak, welches in Folge seiner leichten Löslichkeit den seit lange in der Praxis ein geführten Gyps sehr wesentlich übertraf, in dem Kochsalzgehalt end lich ein Agens, welches die von der oberen Ackerkrume (durch Absorp tion) fixirten Pflanzennährstoffe auch dem von der Cultur mit in An spruch genommenen Untergründe zugänglich machen und so der bei intensiver Bewirthschaftung drohenden Erschöpfung dieser Bodenschich ten Vorbeugen konnte. Ein besonders glücklicher und die rasche Einführung der Kalidüngmittel wesentlich fördernder Umstand war es, dass zu jener Zeit — Anfang der sechsziger Jahre — auch viele praktischen Landwirthe bereits begonnen hatten, Liebig’s Lehren und Mahnungen in vollem Maasse zu würdigen. Wie auf dem ganzen Ge biete der Agrieulturchemie hatte Liebig auch hier bahnbrechend und grundlegend gewirkt, und als die Industrie von dem durch ihn er schlossenen Gebiet Besitz nahm, fand sie alles vorbereitet und vorge dacht und brauchte nur auszuführen, was der Geist des grosseh Meisters ersonnen hatte. Es ist hier nicht der Platz, die Bedeutung der Kalisalze für den Bau der Pflanze zu erörtern, es könnte das nur mit Ueberschreitung der Grenzen der speciellen Gebiete der Agrieulturchemie oder der Landwirth- schaftslehre geschehen; als Beispiele aber, wie sich die rechte Theorie und die rechte Praxis decken, mögen hier zwei Culturgebiete herausge griffen werden, welche, nahezu Extreme des Landwirthschaftsbetriebes bildend, doch in dem einen, viel angegriffenen und erst spät begriffenen Punkte der Bodenerschöpfung Zusammentreffen. Ich wähle hierzu einen Zweig der intensivsten Bodennutzung, den Anbau der Zuckerrübe, und die äusserste Grenze extensiver, wo nicht, wie es Prof. Wicke sehr richtig bezeichnet, nomadisirender Land- wirthschaft, die Brandcultur der Moore und Haiden. Schon beim ersten Erscheinen seiner Agrieulturchemie hatte Liebig darauf hingewiesen, wie gerade der Zuckerrübenbau durch die grossen Massen von Alkalien, welche er dem Boden entnimmt und in Form von Melasse resp. Schlempekohle (ein durch Eindampfen und Verkohlen der Melasseschlempe gewonnenes, hauptsächlich aus kohlensaurem Kalium und Chlorkalium bestehendes Salzgemisch) dauernd entführt, eine Verar mung und allmälige Erschöpfung des Bodens an diesen für die Küben- pflanze wichtigen Mineralbestandtheilen herbeiführen und deren dauern den Anbau in Frage stellen müsse. Zu jener Zeit waren die Stass- furter Kalisalzlager noch nicht entdeckt und es blieben daher Liebig’s Lehrsätze um so mehr unberücksichtigt, als auf den zum grossen Theile erst seit wenigen Jahren mit Zuckerrüben bestellten Feldern Wiener Weltausstellung. IU. 25