508 Gruppe III. Chemische Industrie. Vevhältniss der Frage zur Gesetzgebung. Wenn der Fabrikant seine Säure in lohnender Weise condensirt hat, so liegt ihm noch ferner die Verpflichtung ob, den Anforderungen, welche Regierung und Umwohner an ihn stellen, gerecht zu werden. In England besteht seit 1863 ein Gesetz, nach welchem mindestens 95 p. C. der bei der Zersetzung des in den Betrieb eingeführten Koch salzes erzeugten Salzsäure condensirt werden müssen. Es war nicht leicht, eine einfache Methode zu finden, um zu constatiren, dass diesen Anforderungen Genüge geleistet werde. Anfangs schienen die sich bietenden Schwierigkeiten fast unüberwindlich, doch gelaugte man endlich durch grosse Sorgfalt und unaufhörliche Uebung zu zuverläs sigen Resultaten. Man bestimmt zu diesem Ende den Salzsäuregehalt eines Cnbikfusses des in den Condensator eintretenden Gases, dann aber die Salzsäuremenge, welche sich in demselben Volum des aus dem Con densator entweichenden Gases befindet und berechnet danach den V olumprocentgehalt. Wenn alles Gas die Coudensatoren passirte, so müsste diese Methode sehr genaue Resultate liefern, allein es treten Verhältnisse ein, unter denen das Verfahren weit entfernt ist, sichere Anhaltspunkte zu ge währen. Es würde schwer sein, alle diese Umstände hier aufzuzählen; eine Hauptfehlerquelle aber liegt in Undichtigkeiten des Zersetzungs apparates, wodurch Salzsäure in die Feuerungscanäle gelangt. In einem solchen Falle bleibt nichts übrig, als das Gesammtvolum zu messen. Man fährt daher am besten, wenn man, um alle diese Unsicherheiten zu vermeiden, direct an den Schornstein herantritt, in welchem alle Gase aufsteigen sollen, wenn man feststellt, dass sie in der That diesen Weg nehmen und alsdann nach Ermittelung des Salzsäuregehaltes in einem Cubikfuss Gas das Gesammtvolum der aufsteigenden Gase misst. Das Instrument, dessen man sich zu diesen Messungen bedient, wurde von Peclet erfunden, kam einige Zeit ausser Gebrauch, um von Alfred E. Fletcher wieder erfunden zu werden. Man misst dabei die Druckdifferenz, welche die entwickelten Gase vor und nach der Conden- sation zeiget vermittelst zweier mit Aether gefüllter V-Röhren. Die eine dieser Röhren steht direct mit dem Schornstein in Verbindung und zeigt die Grösse des verminderten Druckes dort an, die andere ist der Wir kung der entwickelten Gase ausgesetzt und giebt an, in welcher Weise diese den Druck vermehren. Die Druckdifferenz in beiden V-Röhren ist - nichtsehr gross und muss mit besonderer Sorgfalt bestimmt werden; es hat sich heransgestellt, dass die Geschwindigkeit der Gase gleich V P- 28-55 ist, wo p die Höhe der Aethersäule in Zollen ausdrückt. Eine hierzu entworfene Tabelle ist im fünften Bericht des „Inspedor of Alkali Works“ im Jahre 1869 erschienen.