532 Gruppe III. Chemische Industrie. wohnlicher Temperatur nicht ein, im Gegentheil wird Bariumcarbonat durch Lösungen schwefelsaurer Alkalien in Bariumsulfat verwandelt. Ungerer glüht nun den kohlensauren Strontian mit Kohle unter gleichzeitigem Durchleiten von Wasserdampf im Flammofen und rege- nerirt so Aetzstrontian daraus, der von Neuem zur Zersetzung von Natriumsulfat benutzt wird, während das Ammoniumsulfat wiederum zur Umsetzung von Kochsalz in Sulfat dient. An Rohmaterial ist also, abgesehen von Fabrikationsverlusten an Strontian etc., nur Kochsalz und Kalk nöthig. Ungerer will nach diesem Verfahren arbeitend, gute Resultate eidialten haben. Calcin in. Calciumverbindungen sind, wie am Eingänge schon hervorgeho ben wurde, in der Natur in reichlichster Menge verbreitet und sie fin den eine sehr ausgedehnte technische Anwendung. Theils werden sie ohne , Weiteres in unverändertem Zustande benutzt) theils erleiden sie eine nur mechanische Bearbeitung, theils werden sie zu Zwecken des Ge brauchs chemischen Processen unterworfen. Die Benutzung des koh lensauren Kalks als Marmor, Kalkspath, Doppelspath, Kreide, lithogra phischer Stein, des gebrannten Kalks, des Gypses in unverändertem und gebranntem Zustande ist so vielseitig und zugleich so allgemein bekannt, dass eine Aufzählung der verschiedenen Arten ihrer techni schen Verwendung an dieser Stelle nicht erforderlich scheint. Ferner datirt die Verwendung der Calciumverbindungen in den Gewerben schon von so lange her und ist so ausgebildet, dass wir kaum erwar ten können, während des Zeitraums der letzten zehn Jahre erheblichen neuen Anwendungen oder wesentlichen Verbesserungen in ihrer che mischen Verarbeitung zu begegnen. Indessen ist man, wie in allen anderen Gebieten der Technik, auch hier, in der Industrie des Kalks und der verwandten Körper, nicht müssig gewesen, sondern hat mit lebendigem Eifer mögliche Fortschritte erstrebt. Den Erfolg des Strebens sehen wir schon an dem zunehmenden Verbrauch und billi gem Preise der in Rede stehenden Materialien. Von allen Calciumverbindungen ist es das Calciumoxyd, der Kalk, welcher die ausgedehnteste Verwendung findet. Meistens gründet sich dieselbe darauf, dass der Kalk eine starke Base ist, welche überall leicht und billig zu beschaffen ist. Auch seine Eigenschaft, mit Koh lensäure und Schwefelsäure schwerlösliche Verbindungen zu bilden, so dass er durch diese Säuren leicht entfernt werden kann, ist von hohem Werth für seine technische Brauchbarkeit. Von seinen allgemeinsten und bekanntesten Anwendungen, der Bereitung von Mörtel und der Darstellung von Chlorkalk, ist in besonderen Abschnitten die Rede.