Die Alkaloide. Von Dr. o. Hesse. Die Gruppe der Pflanzenbasen oder Alkaloide hat im Laufe der letzten zehn Jahre manche beachtenswerthe Bereicherung erfahren. Zwar ist die synthetische Darstellung der wichtigen Stoffe, welche hierher zählen, noch nicht geglückt, allein die Ergebnisse einiger Ver suche berechtigen zu der Hoffnung, dass es der Chemie noch gelingen werde, auch hier wie auf anderen Gebieten dem wundervollen Wirken der Natur kräftig Concurrenz zu bieten. Ganz besonders ist die Anzahl der Alkaloide durch die Entdeckung neuer Basen vermehrt worden. Wir können jedoch hiervon für vor liegenden Zweck nur das Wichtigere anführen und müssen uns damit begnügen, bezüglich des Weiteren auf die angeführten Literaturquellen, insbesondere auf die Jahresberichte der Chemie zu verweisen. Morphin. Diese wichtige Pflanzenbase findet sich bekanntlich in dem Milchsäfte der Mohnkapseln vor und zwar darin relativ am meisten etwa 14 Tage vor der Keife derselben. Beim Anritzen oder Anschneiden der Kapseln dringt aus den wunden Stellen derselben ein dicklicher, weisser, an der Luft bald braun werdender Saft hervor, welcher dann in geeigneter Weise gewonnen und nach seiner Verdickung (an der Luft, bei gelinder Wärme oder durch Zusatz consistenter Mittel) geformt, mit Mohn blättern, Papier etc. umhüllt und unter dem Namen Opium in den Handel gebracht wird. Diese Opiumcultur, welche in Aegypten, Klein asien, Persien und Indien zu Hause ist, suchte Jul. Jobst 1 ) in Württem berg einzubürgern, wo zum Zweck der Oelgewinnung grosse Länder strecken mit Mohn angebaut werden. Jobst konnte ein Opium gewinnen, das frei von Mohnsamen und Pflanzentheilen einen Morphingehalt von ') Jobst, Gewerbeblatt aus Württemberg 1869, S. 308. N. Repert. f. Pharm. XXI, 1. Wiener Weltausstellung. III. i. 2. 30