Vorwort. Ein grosser Theil des Erfolges der Cnlturbestrebungen der Gegen- wart beruht auf der Mitwirkung der Frauen. Die Generation der Gegen wart in der nachhaltigsten Weise beeinflussend, formen sie jene der Zu kunft. Die sittliche Tüchtigkeit aber, die Wurzel alles Wirkens, beruht zum nicht geringen Theile auf der wirtschaftlichen Stellung, auf der Kraft und dem Erfolge des materiellen Schaffens. Daher das allgemein gütige Interesse aller die „Frauenthätigkeit“ berührenden Fragen. Die moderne Entwicklung der Industrie übte auf die wirtschaft liche Stellung des Weibes, hierdurch aber auf die Gestaltung der ge sellschaftlichen Zustände einen ebenso nachhaltigen als tiefgehenden Einfluss. In Folge der in steter Ausbildung begriffenen Theilung der Arbeit und der rastlos vorschreitenden Verwendung der Maschine verringert sich im parallelen Gange die Arbeit im Hause. In den kleinsten Zeitabschnitten schon sehen wir die Zahl der Bedarfsgegenstände sich mehren, deren Herstellung mit den Mitteln des Hauses in dem Maasse wirtschaftlich weniger gerechtfertigt erscheint, als der Beti’ieb in geschlossenen Eta blissements an Ausdehnung gewinnt. In dem Verhältnisse jedoch, als die über grosse Kräfte verfügende Fabriksindustrie erstarkt, vergrössert sich einerseits die Zahl der in ihr ver wendeten Frauen und bessern sich für diese die Bedingungen einer selbst ständigen, auf eigener Kraft beruhenden Existenz; wird aber anderseits unläugbar das Weib in Folge seiner erhöhten Inanspruchnahme ausser dem Hause, seinem natürlichen Wirkungskreise i m Hause entrückt. An 150 bis 160 Tausend beträgt in Oesterreich zur Zeit die Zahl der Mädchen und Frauen, welche ihre Arbeitskraft in den im Folgenden besprochenen Gewerben und Verkehrsanstalten verwerthen. Auf minde stens 40 Millionen Gulden dürfte zu veranschlagen sein, was das weibliche Geschlecht durch seine Verwendung in den geschilderten Arbeitsweisen der eigenen Privatwirthschaft jährlich zuführt. Die Grösse dieser Zahlen und die in ihnen zum Ausdrucke kommende Erscheinung reihen die Frage der Verwendungsweise der weiblichen l*