EINLEITUNG Für die Bestimmung des Zeitpunktes, von welchem an Schlüssel und Schloss functionirt haben, fehlen noch die Anhalts punkte. In der Literatur ist über diesen Gegenstand der Alter- tlmmskunde überhaupt wenig vorhanden; ich war mir selbst überlassen und konnte meine Bestimmungen nur nach den Ergebnissen einer achtzehnjährigen Sammelzeit und vieler Studien reisen treffen. Für die Geschichte der Entstehung des Schlosses und Schlüssels war mir ein in der Sammlung befindliches ägyptisches oder arabisches Holzschloss, mit dem primitiven Verschlüsse von besonderer Wichtigkeit. An einem Relief von Karnak, welches eine Pforte darstellt, ist die Form eines ähnlichen Quer-Riegels, wie die in Aegypten bisher noch in Verwendung kommenden Holz-Riegelschlösser, daran deutlich zu erkennen. Auch in Hieroglyphen findet man zwei Riegel über das Kreuz gestellt, und den Schlüssel in geradliniger Form, an den Enden mit zinnenartigen Aus schnitten, wie auch den Nil-Sclilüssel mit dem mystischen Zeichen. Ein solcher einfacher Holzriegel wurde ohne Zweifel im Anfänge mit der Hand geschoben, später galt es, zur erhöhten Sicherheit ein Hemmniss zur Fixirung des Riegels zu bilden, was durch primitive in Oeffnungen des Riegels einfallende Zapfen erreicht wurde; folgerichtig musste der Schlüssel entstehen, um das Hemmniss zu beheben. Somit hat sich das ägyptische Holz-Riegelschloss mit seinem primitiven Verschlusssystem durch einen Zeitraum von mehreren Jahrtausenden im Lande der Pharaonen bis auf die gegenwärtige Zeit erhalten. Dass in Griechenland bereits ein vervollkommneteres System mit Anwendung von Metallbestandtlieilen in Uebung gekommen ist, leint unter anderm das Schloss an der Bücherkapsel (Kylindros) neben dem bekannten Standbilde des Sophokles. Die Römer verbreiteten das bereits mit. complicirtem Mecha nismus versehene System weiter nach den nördlichen Provinzen Noricum, Pannonien, Gallien u. s. w., wie Funde an verschiedenen Orten, wo sich römische Niederlassungen befunden haben, i*