Mineralifche Kohle. 125 Die Befteuerung des Bergbaues ward gerechter und — ein fehr feltener Fall in Oefterreich — fogar wohlfeiler. Durch die Unterftellung des Berg baues unter das Minifterium für Bodencultur ward jenem edlen Induftriezweige gröfsere Beachtung gefichert; die Bergbehörden (in Oefterreich diefsfeits der Leitha vier Berghauptmannfchaften und zahlreiche Revier-Bergämter) wurden reorganifirt und regelmäfsige und theilweife vorzügliche Veröffentlichungen, die iich den betreffenden Arbeiten der rühmlich bekannten geologifchen Reichs anftalten in Wien und Peft anfchloffen, verbreiteten gröfsere Klarheit über die Befchaffenheit der Kohlenreviere und ihre Entwicklung. Was den bergbaulichen Unterricht betrifft, fo hat auch hier die moderne Zeit wefentliche Verbefferungen gebracht. Die beftehenden Akademien in Leoben, Pfibram und Schemnitz wirkten fehr viel Gutes, doch dürfte die Ver legung des Schwerpunktes im Unterrichte aus dem Baue auf Edelmetall in die unendlich wichtigere Produktion mineralifcher Brennftoffe noch entfchiedener zu fördern fein, und der wichtigfte Schritt in diefer Richtung wäre ohne Zweifel die .Schaffung einer bergbaulichen Anftalt in Wi en, worin die verfchiedenen geolo gifchen, technifchen und commerciellen Kenntniffe gelehrt würden, welche der Leiter eines zeitgemäfsen Bergbaues auf mineralifchen Brennftoff jetzt beützen mufs. Zur Heranbildung tüchtiger Steiger und '.Verkführer find die inmitten der Bergreviere in kleineren Orten gelegenen Bergfcnulen ganz geeignet, von denen in Oefterreich bereits mehrere beftehen (zu Karbitz im erzgebirgifchen Braun kohlenbecken, zu Mährifch-Oftrau im Oftrauer Reviere, in Klagenfurt und ande ren Orten). Für die Pflege der Arbeiter ift in den letzten Jahren von Seiten der öfter- reichifchen Kohlengewerken Bedeutendes geleiftet worden. Zahlreiche Arbeiter wohnungen, ja ganze Arbeitercolonien find entftanden, wobei das Oftrauer Becken, wie es fcheint, bis jetzt die Palme davon trägt. Auch die Errichtung von Con- fumvereinen nimmt erfreulichen Fortgang. Das Gefammtvermögen der Bruderladen für die bei dem Bergbaue und dem Schmelzwerksbetriebe befchäftigten Arbeiter betrug in Oefterreich diefsfeits der Leitha im Jahre 1871 nicht weniger als 5 65 Millionen Gulden. Im Jahre 1872 ift diefs Capital wieder um 453.919 fl. oder um 8'03 Percent gröfser geworden und belief fich am Schluffe des Jahres 1872 auf 6'10 Millionen Gulden bei einer Arbeiterzahl von 61.877 Mann. Demnach entfallen im letzten Jahre 98-58 Gulden auf den Kopf, wobei jedoch zu bemerken ift, dafs die bei Kohlenbergwerken beftehenden Bruderladen, als meift neueren Urfprungs, nicht fo reich dotirt find, als die älteren Unternehmungen, die fleh mit Gewinnung oder Verfchmelzung von Erzen befchäftigen. Der gelammte Arbeiterftand in den Kohlenwerken der öfterreichifch- ungarifchen Monarchie betrug im Jahre 1871 67.664 Mann, gegen nur 53-994 Köpfe im Jahre 1869 und 59.517 im Jahre 1870. Es entfielen fomit von der Gefammtförderung auf einen Arbeiter : 1871 . . 148-5 Tonnen Kohlen, 1870 . . 140 4 „ „ 1869 . . 141-9 „ „ Was die Unfälle betrifft, fo verunglückten bei dem Bergbaubetriebe auf Kohlen im diefsfeitigen Oefterreich (ohne Ungarn) im Jahre 1871 144 Mann und 202 wurden fchwer verletzt, zufammen alfo ereigneten fich 346 Unglücksfälle. Von der Gefammtfumme diefer 346 Unfälle kamen 231 bei dem Steinkohlen-Bergbaue und 115 bei dem Braunkohlen-Bergbaue vor. Da nun im Jahre 1871 bei dem Steinkohlen-Bergbaue 31.981, bei dem Braunkohlen-Bergbaue 20.503 Arbeiter befchäftigt waren, fo wurden auf je 1000 Arbeiter verletzt bei dem Steinkohlen-Bergbaue 7 22 Arbeiter, „ „ Braunkohlen-Bergbaue 5-61 „ 9