DIE BERGNEKROPOLE FÜR TRIEST □ □ □ O
Automobile an der Hauptstraße. Die zwei Leuchttürme
am Haupteingange (versinnbildend das ewige Licht) ent^
halten neben den technischen Manipulationsräumen die
Polizei ^Wachstuben, RettungsabteilungS/'Räume, Portier^
logen und die Eingangskontrolle. Daran schließt sich an
jeder Seite ein Administrationsgebäude mit den Räumen
für Registratur, Auskunft, Verwaltung, Kasse, den Direktor
und das Baubureau mit der Wohnung des Direktors usw.
Hierauf folgen seitlich die Pflanzhäuser mit den Verkaufs^
lokalen und dann eine kleine Steinmetzerei, auf der
anderen Seite die Remisen und Stallungen. Die Friede
hofsmauer wurde zu Sargkolumbarien, unterbrochen von
Kapellen, ausgebildet. Die Leichenhallen für Infektiöse und
Nichtinfektiöse vereinigen bei ihrer Gruppierung die Vorx
teile des Pavillonsystems mit denen einer geschlossenen
Anlage. Neben den durch Glaswände getrennten Räumen
für die Aufbahrung und für das Publikum enthalten sie
Dienstgänge mit den nötigen Diensträumen, Zimmer zum
Abnehmen der Gipsmasken, photographische Ateliers
u. dgl. m. Die Dienstgänge endigen in den Einsegnungs'
kapellen (für gewöhnliche Zeremonien), die je 300 Personen
fassen. Sakristei, Bureau und Warteräume gehören hierzu.
Der im Grundriß halbkreisförmige Sezierpavillon entspricht
den modernsten Anforderungen und hat eine eigene KühL
anlage. Das symmetrisch zu ihm gruppierte kleine Kloster
soll zwölf Betmönchen mit ihrem Prior dienen. Die Bet^
mönche werden einen Teil der Leichenfürsorge zu tragen
haben. Das in der Mittelachse situierte Krematorium mit
den daran liegenden Urnenkolumbarien umfaßt das Atrium
und die Dienstubikationen. Ruhige, weite Flächen bereiten
das Ereignis der ganzen Anlage vor. Alles strebt hinauf
und kulminiert im Pantheon, der Begräbniskirche für weit'
liehe und kirchliche Fürsten, das aber auch zu feierlichsten
Parentationen dient. All die Empfindungen von Vergäng'
lichkeit und Ewigkeit, vom Scheiden und Wiederfinden,
von Schmerz und Trost, von gebrochener Kraft und tod'
überdauernder Stärke schufen hier gesteigert mit. So ent'
stand diese Kirche; ein dunkler Stein baut sie, eine tief'
dunkle Kuppel gibt den krönenden Akkord, ein schwarzes
Kreuz endigt sie. Sie soll weit hinaussehen über das Meer:
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ein lebendiges Symbol des Todes. — Die Pantheon
weist im Innern die sichtbare Aufstellung der Särge. Ein
großer Altar dient für feierliche Kulte. Im Zwischenräume
zwischen Äußern und Innenkuppel liegt die Begräbnisstätte
der Priesterschaft. Rings umgeben die Kirche Arkaden, die
in ihrem unteren Teile Kolumbarien, rückwärts Grüfte, im
oberen TeileWandelgänge mit den Monumenten haben. —
Die breite „Via appia" dient den Ehrengräbern. — Die
Parentationshallen für Israeliten und für Andersgläubige
entsprechen ihren rituellen Anforderungen. Auch sie haben
Sargkolumbarien zwischen gedeckten (von oben beleuch'
teten) Gängen zu ihren Seiten. Und hinter den Kirchen'
arkaden weitet sich das Gräberfeld. Hier sind es nicht die
Toten, welche hier ruhen, sondern der Tote. Wenn dort
hunderte Grabhügel durch eine Blumendecke überspannt,
zur Gleichheit werden, wenn sich solche Gleichheiten
durch Einheitlichkeit zur Gesamtheit schließen, so wächst
hieraus gewiß mehr Ernst, mehr Größe, als gekünstelte,
aus kleinlichen Gründen gesuchte „intime Wirkung“ oder
romantische Willkürlichkeit je zu geben imstande ist.
Das Gräberfeld hat den genau für Triest gehörigen Prozent'
satz an den einzelnen Gräberarten, das sind Erb', Einzel',
Familien', Gesellschafts' und Reihengräber, die in ent'
sprechenden Sektionen liegen. Nach ihrer Art teilen
sie sich bei diesem Friedhof in Grüfte, Mausoleen, Erd'
gräber, Kolumbariengräber, Krypta', Katakomben', Ar'
kadengräber, dann Urnengräber, Urnenkolonnadengräber,
Urnengrüfte und Urnenkolumbariengräber. — Das rück'
wärts im Gräberfeld liegende Ossarium kann halbkreis'
förmig erweitert werden und kann dann soviel Gebeine
aufnehmen, daß der Friedhof für 350 bis 400 Jahre voll'
auf genügen dürfte. Die Friedhöfe der Andersgläubigen
und Israeliten sind je seitlich angeschlossen. Außer der
Friedhofsmauer liegen die Arbeiterhäuser (Totengräber,
Gärtner, Maschinisten, Diener, Sargträger, Wasch'
frauen etc. etc.). Vor dem rückwärtigen Eingangshaus
liegt der Friedhof für provisorische Beerdigung, für
Selbstmörder, Frühgeburten und der Friedhof der Namen'
losen. Das Projekt wurde für das Staatsreisestipendium
vorgeschlagen und erhielt den Spezialschulpreis 1906.