VOLKSKUNST UND HEIMFITSCHUTZ Gcgenbeifpiel. Tor in der „modemifierten“ Form. Beifpiel. Tor im überlieferten Zuftand. MODERNISIERTE BHUERNHHUSER biger Fall erinnert an Rofeggers luftige Bauerngefcbäcbte von der Stadtberrenbofe. Der Bauer will in einer Stadt» berrenbofe bocbzeiten geben. Sie erfcbeint ihm zu lang; die mitleidigen Mägde kürzen eine nach der andern heimlich über Nacht die Hofe und am Hocbzeitsmorgen zeigt ficb, daß fie kaum über die Knie reicht, alfo keine rechte Bauernhöfe und keine Stadtberrenbofe ift. Die obenftebenden Beifpiele einer ähnlichen Modernifierung find nicht fo erheiternd. Sie beleuchten einen häufig vorkommenden Fall, und die Notwendigkeit fcbeint ge» geben, Bauernkunft auch vor den Bauern zu fcbütjen, namentlich in der Nähe größerer Städte, wo das ftädtifcbe Beifpiel betörend wirkt. Der in Frage ftebende Ort hat bübfcbe Tore mit einer an barocke Vorbilder erinnernden Bogenbildung. Seit einiger Zeit nimmt die Unfitte überhand, die Bogen abzureißen und bloß die Pfeilerftumpfe fteben zu laffen. Warum? Weil die ge» wölbten Tore fo »altväterifcb« find! Das Gegenbeifpiel zeigt die Verftümmelung. Es ift eine Warnung, die vielleicht weiterwirkt und vor ähnlichen Torheiten behütet. □ DEUTSCHER HEIMHTSCHUTZ ie Bauernkunft, diefes Volkslied der bildenden Künfte, dem Schule des p. t. Publikums zu empfehlen, ift heute fcbon eine dringende Hngelegenbeit geworden. In den letzten Jahrzehnten ift ein bischen ftark gefündigt worden gegen diefes uralte und koftbare Erbe des Volkes; in zahlreichen Provinzen, namentlich in den Umgebungen der Großftädte, ift vielfach fcblecbtes Neue an Stelle des guten Riten getreten, und die treuherzigen, auf bodenftändiger Überlieferung beruhenden Formen im Hausbau und fonftigen Dingen des Alltags find verfchwunden und mit ihnen ein gut Teil Schönheit des Landes. Einen Proteft gegen diefe Verheerungen legen neueftens die Beftrebungen des Bundes Heimatfcbut) ein, die ficberlicb auf eine große, täglich wachfende Anzahl von Mitftreitenden und Mitftrebenden rechnen können. Unter diefem führenden Gedanken find zahlreiche kunfterziebe» rifche Publikationen entftanden, die geeignet erfcbeinen, die Be» völkerung felbft zum verständigen Hüter des ererbten Schafes an volkstümlichen Kunftformen zu erziehen, die der Gegend, wo fie eingewurzelt find, eine beftimmte Phyfiognomie verleiben, die gleicbfam Ausdruck der landfchaftlichen Natur und ihrer Menfcben ift. Namentlich der Intelligenz des Dorfes, der Lehrer» fcbaft am Lande, die fich über den Mangel an Mufeen, Ausftel» lungen, Kunftanftalten zu beklagen pflegt, foll gezeigt werden, daß das Kunftintereffe gerade dort die befte Nahrung empfängt, wo die Kunft fo innig mit dem Leben verwachfen ift, daß der Bauer feine formalen Leiftungen, die er organifcb aus dem Be» dürfniffe ableitet, zu feinem Glücke gar nicht als „Kunft“ anzu» fprecben geneigt ift. Das Wort Bauernkunft ift gemünzt gegen Stadtkunft, allerdings nur gegen jene ftädtifcbe Pfeudokunft, die mit ihren billigen Surrogaten den je^igen bedauerlichen Stand der Dinge, der zur Abwehr reizt, berbeigefübrt bat. Gute Stadt kunft weiß gute Landkunft zu ehren, denn beide können in vor teilhafter Wecbfelwirkung fteben; fie behalten beide ihre Vor züge und ihren Rang und verhalten fich zueinander, wie der frifche Feldblumenftrauß zu den prächtigen Blüten einer hoch entwickelten Kultur. Wie aber feilte fich der Bauer, unfähig zu unterfcheiden, gegen den Talmiwert fchütjen, da doch felbft der größte Teil der Städter, ungeachtet vorhandener hoher Stadt kunft, größtenteils in einem Zuftand trauriger Unkultur lebt? Zweifellos durch die Stärkung feines Selbftbewuftfeins, das ihn ftolzer auf feine Eigenart, mißtrauifcher und widerftandsfäbiger gegen alles Fremde und Nicht-artgemäße macht. Bauernkunft ift alfo auch gegen den Bauer zu fchütjen, der anfängt, an fich irre zu werden. □ Die erwähnten Werke, wenn auch von lokalen Verbältniffen ausgehend, find aber darum nicht weniger gemeinnütjig, denn die Grundfätje können überall Anwendung haben. Die Nutjan» 17