PREISAUSSCHREIBEN PREISAUSSCHREIBEN FÜR REICHSDEUTSCHE MÜNZEN UND BRIEFMARKEN er »Dürerbund« macht im »Kunftwart« das folgende Preisausfchrei* ben bekannt: □ Es gibt keinen Gegenftand öffentlicher Kunft, der auch nur annähernd in gleichem Maße milliardenfach hergeftelltes Allgemeingut wäre, wie die Briefmarken und die Münzen. Sie kommen täglich, faft darf man lagen: in jede Hand. Und während die Münze ihren Umlauf im wefent» liehen immerhin auf das Reich befchränkt, wandert die Briefmarke außer» dem noch zu Millionen in alle Welt. Die Augen des ganzen eigenen Volkes üben ihren Gefchmack, ohne fleh deffen bewußt zu werden, tag täglich an Münzen und Marken, für das Ausland aber bildet den erften und näcbftliegenden Anhalt zur Beurteilung der künftlerifchen Kultur eines fremden Landes feine Briefmarke. Wie viele Länder haben trotj» dem fchönere Briefmarken als unter Vaterland! Und wieviel feböner find z. B. die franzöfifchen Münzen als die unfern! Aber trotjdem ift noch nie der Verfuch gemacht worden, untere Künftler zu dem Wett bewerb aufzurufen: zeigt, wie untere Münzen und Marken fein könnten! o Der Dürerbund macht jetjt diefen Verfuch. Da er nicht zu den gefet>= gebenden Mächten gehört, kann fich’s natürlich nur darum handeln, Entwürfe zu gewinnen, die Vorfchläge bedeuten. Sollen diefe Vor- fchläge recht viele Möglichkeiten zeigen, fo müffen die Künftler foviel Freiheit haben, wie ficb mit der Aufgabe nur vereinigen läßt. Sollen die Entwürfe wirklich brauchbar fein, fo müffen anderfeits die gefet)» liehen Beftimmungen und die praktifchen Herftellungsbedingungen der Marken und Münzen im Auge behalten werden, die nicht ohne große Schwierigkeiten zu ändern find. Aus diefen Erwägungen heraus haben wir uns auf die folgenden Beftimmungen geeinigt: □ 1. Der Dürerbund ftellt für Preife dreitaufend und fünfhundert Mark zur Verfügung. In wie viel und wie hohe einzelne Preife diefe Summe geteilt werden foll, das zu entfeheiden fteht je nach den Ein gängen den Preisrichtern frei. Die Summe von 3500 Mark muß ver teilt werden, das Zurückbebalten eines Teiles davon ift unter keinen Umftänden zuläffig. Im Gegenteil: der Dürerbund behält fich vor, bei befonders günftigem Ausfall des Wettbewerbes auf Antrag der Preis richter jene Summe noch zu erhöhen. □ 2. Das Format der Briefmarken dürfte am heften dem der jetzigen deutfehen Reichsmarken gleichen. Da diefe aus technifchen Gründen mittels Linienkupferftichs bergeftellt werden, fo bitten wir, die Ent würfe einzureichen entweder als lineare Zeichnungen oder als ausgeführte Linienkupferftiche, womöglich in fünffacher linearer Ver größerung und unter Beigabe einer Photographie in Originalgröße der Marken. Der Entwurf kann entweder eine Umarbeitung der ein- geführten Marke oder eine neue Erfindung fein. Die Druckfarben der verfchiedenen Werte find im allgemeinen durch den internationalen Gebrauch feftgelegt: Marken im Werte von 5 Pfennigen in grün, 10 Pfennigen in rot, 20 Pfennigen in blau ufw. Wir bitten aber, den Farben ton auf jedem Entwurf anzugeben, falls nicht fchon der ganze Entwurf im Farbenton gezeichnet oder gedruckt ift. Auch Vorfchläge zu andern Farben und zu mehrfarbigem Drucke find indeffen nicht ausgefchloffen. G 3. Für die Münzen erbitten wir plaftifche Entwürfe (Vorder- und Rückfeite) nicht über 10 Zentimeter Durchmeffer und womöglich unter Beifügung von Photographien in der Größe der Originale. Es können nach Wahl des Künftlers Vorfchläge für jede Münzart eingereicht werden. Befonders geeignet erfcheint uns das 1 Mark-, das 5 Mark- und als Scheidemünze das 10 Pfennigftück. □ 4. Das Preisrichteramt wird von vier bis fünf Vertretern der Künftlerfcbaft, vier Vertretern der Kunftwiffenfchaft und zwei Vertretern des Dürerbundes ausgeübt werden. Als Vertreter der Künftlerfcbaft haben wir erfuebt die Herren: Gebeimrat Prof. ROBERT DIEZ, Dres den; Prof. Dr. MAX KLINGER, Leipzig; Prof. BRUNO PAUL, Berlin; Prof. SCHULZE-NAUMBURG, Saaleck und Prof. GEORG WRBA, Berlin. Die Vertretung der Kunftwiffenfchaft haben bereits übernommen: Di rektor Prof. Dr. JESSEN, Berlin; Direktor Prof. Dr. LEHRS, Berlin; Direktor Prof. Dr. LICHTWARK, Hamburg; Direktor Prof. Dr. SELIGER, Leipzig. Den Dürerbund vertreten im Preisgericht: FERDINAND AVENARIUS und Prof. Dr. PAUL SCHUMANN.*) □ 5. Die Entwürfe find bis zum 1. November einzufenden an den Sächfifcben Kunftverein, Dresden-A., Brüblfcbe Terraffe, mit der Bezeich nung »Zum Wettbewerbe des Dürerbundes«. Es bleibt den Künftlem freigeftellt, ihren Namen zu nennen oder dem Entwurf in der fonft üblichen Weife ein Kennwort beizugeben und den Namen in gleich» bezeiebnetem verfcbloffcnen Briefumfcblag mitzuteilen. □ 6. Die Entwürfe bleiben Eigentum der Künftler. Sie ftehen aber auf Wunfch dem Dürerbunde von der Preisverteilung ab ein Jahr lang zum Ausftellen zur Verfügung. Auch ift der Dürerbund berechtigt, die Entwürfe für agitatorifebe Zwecke ufw. abzubilden. □ Dresden-Blafewitj, Ende Mai 1907. , Der Arbeitsausfchuß des Dürerbundes. FERDINAND AVENARIUS, Vorfitjender Prof. Dr. PAUL SCHUMANN, 1. Schriftführer. BERLIN er Verein für Deutfehes Kunftgewerbe e. V. in Berlin W. 9, Belle- vueffraße 3 (Künftlerbaus), fchreibt auf Veranlaffung von Frau Gebeimrat Sophie Riehl einen Wettbewerb aus für VOGELBRUNNEN. Der Brunnen foll in Gärten und öffentlichen Anlagen den freilebenden Vögeln zum Trinken und Baden dienen. Bereitgeftellt find 1200 Mark, nämlich für einen erften Preis 500, für zwei zweite Preife je 200, zwei dritte je 100 und zwei vierte je 50 Mark. Verlangt werden Modelle oder Zeichnungen im Maßftabe 1 zu 5 und Skizzen der gärtnerifeben Umgebung im Maßftabe 1 zu 50. Einlieferung bis 31. Oktober nach mittags 3 Uhr an den Verein (zur Poft zu geben bis 30. Oktober abends 6 Uhr). Preisrichter find Frau Gebeimrat Sophie Riehl und die Herren Bildhauer Auguft Gaul, Direktor Profeffor Bruno Paul, Bild hauer Profeffor Ignatius Tafchner, Bildhauer Profeffor Louis Tuaillon, fämtlicb in Berlin. Die Stifterin beabfiebtigt, die Ausführung der preisgekrönten Entwürfe freizugeben. Bedingungen des Wettbewerbes koftenfrei von dem ausfehreibenden Vereine. □ STUTTGART er VERLAG VON JULIUS HOFFMANN in Stuttgart erläßt ein Preis- ausfehteiben zur Erlangung farbiger Entwürfe von modernen Innenräumen, die ficb zur Veröffentlichung in den »Modernen Bau formen* eignen. Drei Preife von 300, 200 und 100 Mark find ausgefetjt, weitere Ankäufe vorgefeben. Die näheren Bedingungen find von dem genannten Verlage koftenlos zu beziehen. Schluß der Einfendungen am 10. September 1907. □ *) Das Preisgericht fetjt fich natürlich nur deshalb ausfchließlich aus Männern zufammen, die in Norddeutfchland wohnen, weil es an einem beftimmten Tage in Norddeutfdrtand zufammen treten muß. □ R. Voigtländer 5 Verlag, Leipzig O Druck von Otto Regel, Leipzig Für die Redaktion: Jofepb Aug. Lux, Dresden-Blafewit), Scbubertftraße 38 □ Gefcbäftsftelle für Öfterreicb: □ Buchhandlung Carl von Hölzl, Wien 1/1, Opemgaffe 4 264