NACHSCHRIFT DER REDAKTION. DÜRERBUND IN ÖSTERREICH. E s ist an dieser Stelle leicht, über die Ziele und Zwecke des Dürerbundes zu schreiben, da es genau dieselben sind, wie sie von der „Hohen Warte“ aus beobachtet werden. Die Beweggründe zur Gründung des Dürerbundes waren genau dieselben, die zur Herausgabe der „Hohen Warte“ geführt haben. Überflüssig wäre es deshalb, hier die Vorgeschichte seiner Entstehung des langen und breiten zu erzählen, und ich kann sofort darangehen, mit ein paar Strichen seine Organisation darzu- stellen. Der „DÜRERBUND IN ÖSTERREICH“ wurde am i. Juni dieses Jahres in PRAG gegründet und es ist kein Zufall, daß es gerade Prag war, wo sich seine ersten Lebenskeime zeigten. Prag ist auch heute noch, so unwahrscheinlich es dem Fernerstehenden klingen mag, ein fruchtbarer deutscher Kulturboden und so manche geistige Bewegung der Zeit hat hier begonnen oder hat hier festen Rückhalt gefunden. Bis man das moderne Prag wieder entdecken wird — und es mehren sich die Am Zeichen dafür, daß das sehr bald geschehen wird —, dann wird man staunen über die vom Deutschtum an diesem schon verlorengegebenen Orte geleistete Arbeit. Dies übrigens nur nebenbei. Also, der Dürerbund wurde in Prag gegründet. Seine Paten waren SCHULTZE'NAUWL BURG, der sich kurz vorher in Prag aufhielt, und FERDINAND AVE- NARIÜS in Dresden, der Herausgeber des „KUNSTWARTS“ und Obmann des schon seit zwei Jahren bestehenden „Dürerbundes“ in Deutschland. Der diesen führenden Männern der Dürerbundidee seit einem Jahrzehnt nahestehende, in Prag lebende Dr. Richard BATKA übernahm, dem Drängen seiner Freunde nachgebend, die Leitung. Sofort wurde nun mit den Arbeiten begonnen. Zunächst schritt man an die Errichtung von SEKTIONEN (Arbeitsausschüssen), von denen bisher folgende bestehen: i. Baukunst, bildende Kunst und Kunstgewerbe, 2. Heimatschutz, 3. Künstlerinnensektion, 4. Literatur, 5. Musik, 6. Presse und 7. Unterrichts- und Vortragswesen, Hiezu kommt noch als Spezial gruppe die „Bayreuther Sektion“. Jedermann ist hiedurch Gelegenheit geboten, sich seinen Neigungen gemäß einer oder mehreren Sektionen anzuschließen. Der Jahresbeitrag ist bei freier Wahl einer Sektion mit drei Kronen festgesetzt. Jeder, der sechs Kronen bezahlt, erhält dadurch die Mit gliedschaft für alle sieben, resp. sechs Sektionen, da der Eintritt in die Künstlerinnensektion naturgemäß nur ausübenden Künstlerinnen zusteht. Auch der Eintritt in die „Bayreuther Sektion“ ist nicht ein begriffen. Bemerkt sei ausdrücklich, daß der „Dürerbund in Österreich“ sein TÄTIGKEITSGEBIET ÜBER ALLE IM REICHSRATE VERTRETENEN KÖNIGREICHE UND LÄNDER ausdehnt, wobei ihm seine Ortsgruppen organisation gute Dienste leisten wird. Der SACHVERSTÄNDIGENAUSSCHUSS FÜR BILDENDE UND ANGE WANDTE KÜNSTE U.S. W. der vereinigten Dürerbünde für Deutschland und Österreich setzt sich folgendermaßen zusammen: Superintendent R. BÜRKNER, Ostheim a. Rhön; Museumsdirektor Dr. DENEKEN, Krefeld; Verlagsbuchhändler E. DIEDERICHS, Leipzig; Prof. Theodor FISCHER, Architekt, Stuttgart; Prof. F. FLINZER, Leipzig; Baurat GRÄBNER, Dresden; Prof. KarlHENRICI, Architekt, Aachen; Graf von KALCKREUTH, Stuttgart; Architekt W. KNEIS, Dresden-Blasewitz; Univ.-Prof. Dr. Konrad LANGE, Tübingen; Prof. Dr. LEHMANN, Direktor des Altonaer Museums, Altona; Ärchitekt Jos. LEHNERT, Dresden; Geh. Reg.-Rat LUTSCH, Konservator d. Kunstdenkmäler d. preuß. Staats, Berlin; Univ.-Prof. Dr. A. MATTHAEI, Kiel; R. MIELKE, Dortmund; K. MUTHESIUS, Berlin; Herrn. OBRIST, München; Prof. Dr. P. REE, Nürnberg; Univ.-Prof. Dr. W. REIN, Jena; Richard RIEMER- SCHMID, München; Bauinspektor Hans SCHLIEPMANN, Berlin; Univ.- Prof. Dr. H. A. SCHMID, Basel; Dr. P. SCHUBRING, Charlottenburg; Paul SCHULTZE-NAUMBURG, Weimar-Saaleck; Prof. Dr. P. SCHU MANN, Dresden-Blasewitz; Oskar SCHWINDRAZHEIM, Hamburg; W. STEINHAUSEN, Frankfurt a. M; Univ.-Prof. Geheimrat Dr. THODE, Heidelberg; Hans THOMA, Karlsruhe; Univ.-Prof. Dr. A. WÖLFFLIN, Berlin. Hiezu kommen noch die vom „Dürerbund in Österreich“ Er nannten: Alexander JAKESCH, Heinrich JAKESCH und der Architekt Josef ZASCHE in Prag. Auch Dr. Gustav PAZAUREK in Reichenberg hat von Fall zu Fall seine Mitwirkung in Angelegenheiten des Kunst- gewerbes zugesagt. Mit Hilfe dieses Stabes wird es den Vorständen der ersten und zweiten Sektion möglich sein, ihren Mitgliedern Rat und Auskunft im Wirkungs kreise der betreffenden Sektion zu erteilen. Diese Auskunft erfolgt unentgeltlich.* Den besonderen Verhältnissen zufolge trat zuerst die Sektion für Musikpflege mit ihren Veranstaltungen in den Vordergrund. Die anderen Sektionen begannen eine stillere, aber nicht minder intensive Tätigkeit. All die Dinge sind natürlich erst im Entstehen begriffen .und es wäre vielfach nicht zweckmäßig, damit jetzt schon vor die Öffentlichkeit zu treten. Aber eines kann mit gutem Gewissen gesagt werden: Der Dürerbund wird sich den einmal übernommenen Arbeiten mit Ernst und Hingebung widmen und er bittet alle Gesinnungsgenossen in Österreich, sich ihm anzuschließen zu Nutz und Frommen der ästhetischen Kultur unseres Volkes für die guten Anzeichen in allen Volkskreisen wieder zu spüren sind. OTTO PAYER. * Zuschriften in Angelegenheiten.des „Dürerbundes in Österreich“ werden erbeten an die „Bundesleitung des D. i. Ö.“ in Kgl. Weinberge bei Prag. Einen Protest gegen die Verödung und Verheerung des Kultur- und Landschaftsbildes bilden die von Ferdinand Avenarius in Dresden geleiteten und in zahlreichen deutschen Städten und Provinzen ent stehenden Dürervereine. Dieser Protest ist um so bedeutsamer, als er von der Bevölkerung selbst ausgeht und eine glänzende Widerlegung jener landläufigen Ausrede ist, mit der die Urheber zahlloser Geschmack sünden auf allen Gebieten der Produktion, vom Hausrat bis zum Haus bau, sich rechtfertigen: „Das Publikum will es so haben!“ Die Tätigkeit der Dürervereine lehrt, daß im Publikum ein gesunder Kunstinstinkt lebendig ist, der, auf Zeiten irregeführt und getäuscht, sich nun be sinnt und kräftiger wird in der Ablehnung bodenfremder Unkultur und falscher Modernität. Auf allen Linien fängt es an lebendig zu werden und eine erstaunliche Summe wichtiger Kleinarbeit wird im stillen vollzogen. Da ist z. B. der Dürerbund in Straßburg, der gegen „schlechtes Bauen“, gegen „unnötiges Umfällen der Bäume“, gegen „Verunschönerung der Landschaft durch Riesenreklametafeln“ und viele andere Mißstände der inneren und äußeren Kultur zu Felde zieht. Ähnliches unternehmen die Vereine in Stettin, Osnabrück, Kiel, Ham burg, Berlin, München, Krefeld, Prag, Baden etc. etc. Die Vorarbeiten für eine Heimatschutzgesetzgebung, für ein Reichsflußschutzgesetz sind im Gange u. a. m. Im Anschluß an diese Bestrebungen, die von der „Hohen Warte“ beobachtet werden, soll auch in Wien eine derartige Ver einigung geschaffen werden, deren Bildung vorbereitet ist und rechtzeitig an dieser Stelle bekanntgegeben werden wird. DAS MUSEUM FÜR ÖSTERREICHISCHE VOLKSKUNDE. U nter der umsichtigen Leitung des um die Volkskunst und Volks kunde in Österreich hochverdienten Direktors Dr. MAX HABER- LANDT hat das Museum für österreichische Volkskunde im Jahre 1904 eine beträchtliche Vermehrung seiner interessanten Objekte erfahren. Diese Vermehrung besteht zum großen Teile aus Aufsammlungen des Direktors Dr. M. HABERLANDT selbst und zum andern Teile aus Aufsammlungen seiner Mitarbeiter. Hervorzuheben ist die hochinteressante Sammlung von 68 Klöppel spitzen samt Polstern und Klöppelbriefen und anderem Zugehör von verschiedenen Punkten des Böhmerwaldes, die dem Sammeleifer des Herrn Lehrer JOS. BLAU zu verdanken ist, und die über die letzten Reste dieser untergehenden Hausindustrie des Böhmerwaldes Aufschluß bringt. Sehr bemerkenswert ist dieses Verzeichnis der volksüblichen Benennungen der verschiedenen Spitzenmuster, die eine bildliche Be zeichnung des mit Spitzenmustern stilisierten Naturmotives ausdrücken. Es wird wiederholt Gelegenheit sein, im einzelnen auf diese und manche andere interessanten Bestandteile des von der Allgemeinheit und leider auch von vielen beteiligten Kreisen noch viel zu wenig beachteten Volksmuseums ausführlich zurückzukommen. PREISAUSSCHREIBEN FÜR AMATEUR. PHOTOGRAPHEN. er Verlag „Hohe Warte“ veranstaltet ein Preisausschreiben für photo graphische Aufnahmen, an dem sich jeder Amateur beteiligen kann. Für die Aufnahmen sind die im obigen Thema „Amateurphotographie und Heimatkunst“ aufgestellten Gesichtspunkte maßgebend; in erster Linie ist der INHALT, „die Schilderung der Heimat“ betreffend, für die Preisrichter maßgebend; erst in zweiter Linie kommt die technische Ausführung in Betracht. Zulässig sind alle Formate. Es werden fünf gleiche Preise â K 20.— ausgesetzt. Die zum Wett bewerb und hors de concours einlaufenden Bilder werden nicht retour niert. Der Verlag behält sich das Recht vor, die prämiierten Bilder und jene, die mit einer lobenden Erwähnung ausgezeichnet sind, ohne jedwede Verpflichtung zu publizieren. Die Einsendungen sind mit der Aufschrift „Zum Preisausschreiben“ zu kennzeichnen und an den Ver- lag-„Hohe Warte“, Wien, I. Wallfischgasse 4, zu richten. Die Bilder haben ein Motto zu tragen und ein Separatkuvert mit demselben Motto als Aufschrift Name und Adresse des Einsenders sowie die nähere Be zeichnung der Gegenstände mit Ortsangabe zu enthalten. Letzter Einsendungstermin: 31. Dezember 1904. Preisankündigung in einem Jännerheft der „Hohen Warte“. Preisrichter sind: SCHRIFTSTELLER JOSEPH AUG. LUX OSWALD LÄSSIG KODAK LIMITED, WIEN ZU DEN BILDERN UNSERES HEFTES. Die begonnenen Beispiel sammlungen in bezug auf Wohnungen, gutes und schlechtes Bauen und Restaurieren, Handarbeiten etc. etc., werden in den folgenden Heften fortgesetzt und auf andere Teile der formalen Erscheinungs welt ausgedehnt. Alle Zuschriften und Sendungen Wien I. Wallfischgasse No. 4. Verlag „Hohe Warte“ (Lux & Lässig). Für die Redaktion Jqseph Aug. Lux. Druck von Christoph Reisser's Söhne, Wien V.