zu LAUCHSTÄDT, welches wir hier unseren Lesern im Bilde zeigen, und NICHT in Leipzig der entscheidende Moment gewesen ist, denn man darf hiebei nicht vergessen, daß Schiller zu den beiden Damen schon am nächsten Tage, nämlich Sonnabend den 8. August allein wieder nach Lauch' städt zurückgekehrt war. Er hat dann Lauchstädt bis zum 2. Juli 1803, an welchem Tage derselbe sich zur Kur dorthin begab, nicht wieder gesehen, aber seine 1789 dorthin unter' nommene Brautfahrt und das hochwichtige Ereignis das mit dem sogenannten „Schiller'Hause“ dort verknüpft ist, genügt vollkommen, um letzterem eine Gedenktafel mit der Inschrift „Friedrich Schiller 1789“ und damit die Obhut der Regierung zu sichern; denn die Stätte, in welcher Schiller die schönste Stunde seines Lebens genossen und das erste Geständnis der Liebe mit Charlotte von Lengefeld getauscht hat, ist wahrlich der Erhaltung wert. Was nun den 14 Jahre später, im Juli 1803, erfolgten zweiten Aufenthalt Schillers in Lauchstädt betrifft, so kann ich mich über diesen kürzer fassen, da ich erst kürzlich im Jahrbuche der Denkmalpflege in der Provinz Sachsen 1902 diesen Gegen' stand ganz ausführlich behandelt und darin zur Evidenz und unbestritten nachgewiesen habe, daß der Dichter damals NICHT in dem oben bezeichneten Hause, welches jetzt seinen Namen trägt, sondern von der ersten Stunde seines Eintreffens am 2. Juli bis zu seiner am 14. Juli erfolgten Abreise nur in dem aus seinen Briefen uns genau bekannten — wie er am Montag den 4. Juli seiner Gattin berichtet — „zwischen der Allee und dem Komödienhause in einem Garten gelegenen Hause parterre“ gewohnt hat. Da es aber zwischen der Allee und dem Komödienhause niemals einen anderen Garten oder ein anderes Haus gegeben hat als die Ackerleinische, später mir gehörige Villa, so ist hinsichtlich Schillers im Jahre 1803 innegehabten Wohnung jeder Irrtum ausgeschlossen. Nein, die jetzige Villa, welche erst im Jahre 1837 vom Erstgenannten neu und stattlich erbaut wurde, war zu Schillers Zeit ein altes, an der heutigen Stelle mitten im Garten gelegenes Haus, welches man den „alten Kohlhof“ nannte und der Familie Raveding gehörte, und da dieser i4tägige Kur' aufenthalt überhaupt der EINZIGE war, der den Dichter zur Wiederherstellung seiner schwer geschädigten Gesund' heit nach Lauchstädt geführt hat, so dürfte auch der jetzt noch bestehende und in den Besitz des Staates übergegangene Garten und Park, welcher dem Dichter damals wohltuenden Schatten gespendet hat, der EINZIGE und GEEIGNETSTE Ort für ein Lauchstädter Schiller'Denkmal oder auch nur eine Gedenktafel mit den Worten: „FRIEDRICH VON SCHILLER 1803“ sein. SOZIALE HYGIENE. VON D R - WILHELM STEKEL. ER EINFLUSS VON BODEN UND HAUS AUF DIE HÄUFIGKEIT DES KREBSES. Im Verlage von J. F. Lehmann hat Dr. med. Karl Kolb aus München ein sehr interessantes Buch über dieses Thema ver' öffentlicht. Es handelt sich um Benützung umfassender statistischer Arbeiten, die sich jedoch nur auf Bayern erstrecken. Schon vor zwei Jahren hat der Verfasser eine Arbeit ver' öffentlicht, deren Resultate darin gipfeln, daß ein Gebiet höchster Krebssterblichkeit zwischen Donau und Alpen bestehe und sich nach Osten bis zum Wiener Becken, nach Westen, jenseits des Oberrheines, zwischen Jura und Alpen bis Genf fortsetze. Es reiche überall so weit, als die Tertiärformation sich nachweisen lasse. So war er zu dem Schlüsse gekommen, daß die Bodenbeschaffenheit einen wichtigen Einfluß auf die Entstehung und Verbreitung des Krebses haben müsse. Großes Gewicht legt er insbesondere auf den Wasserreichtum des Bodens; moorige und sumpfige Stellen erscheinen für die Entstehung der Krebskrankheit besonders geeignet. Nach' dem Kolb den Nachweis geliefert hat, daß die Sterblichkeit an Krebs bedeutend zugenommen und nicht die bessere ärzt' liehe Diagnostik eine höhere Krebszahl vermuten lasse, führt er des weiteren aus, daß der Tertiärboden das Entstehen des Krebses in entschiedenem Maße begünstige. In seiner Statistik figurieren alle auf Tertiärboden gelegenen Ortschaften an erster oder zweiter Stelle. Ganz ähnlich verhalten sich Lehmboden; dabei spiele nicht die geologische Formation, sondern der Wassergehalt des Bodens die Hauptrolle. Feuchte Häuser in niedrig gelegenen Stadtteilen, in denen der Hausschwamm sich entwickelt, begünstigen die Entstehung von Krebskrankheiten. Diese Âusführungen decken sich vollkommen mit denen englischer und französischer Forscher. Sie liefern einen neuen Beweis, wie wichtig eine entsprechende Wohnungshygiene für die Gesundheit der Menschen ist. Anderseits erwecken sie die nicht unbegründete Hoffnung, durch Trockenlegung verschiedener feuchter Stadtteile, durch strenge Handhabung der Bauhygiene diese furchtbare Geißel der Menschheit in ab' sehbarer Zeit wenigstens von der Erde verschwinden zu lassen. GESELLSCHAFT ZUR BEKÄMPFUNG DES STRASSEN' STAUBES. Unter diesem Namen ist in München eine Ver' einigung gegründet worden, die den Zweck hat, alle Unter' nehmungen und Versuche zu fördern, die dahin gehen, unter Änwendung geeigneter Mittel den Staub auf den Straßen zu beseitigen. Die Gesellschaft will alle die zur Verwirklichung dieses Zweckes geeigneten Maßnahmen anwenden, sei es durch Propaganda in Zusammenkünften, durch die Presse, Anstellung praktischer Versuche und deren Unterstützung, sei es durch direkte Vorstellungen und eventuelle Unter' Stützung der öffentlichen Behörden oder privaten Interessenten, um diesen das Urteil zu erleichtern über die gegenwärtig existierenden Besprengungsmittel oder die Fortschritte, die sich zur Verwirklichung des Zweckes zeigen werden, sie zu beraten und sie zu unterstützen bei diesbezüglichen Unter' nehmungen und insbesondere auch selber sich mit denselben zu befassen, entweder durch Berichterstattung oder eigene Versuche. Zu diesem Zwecke wird die Gesellschaft wissen' schaftliche und praktische Versuche in größerem Maßstabe ins Leben rufen und leiten. MUSIKERWÜNSCHE. VON D R - R. BATKA. I. Darf ein Musiker auch ein Wort zur städtischen Kultur sprechen? Je nun, er hat so manches auf dem Herzen. Er kann sich z. B. nicht genug wundern, daß unsere Häuser fast ausnahmslos ohne Rücksicht auf einen wichtigen Im wohner gebaut werden: nämlich das Klavier. Die „Hohe Warte“ könnte sich ein besonderes, unsterbliches Verdienst erv/erben, wenn sie die Notwendigkeit, ja die moralische Pflicht, die Nachbarn gegen die nervenpeinigenden Musizier' geräusche zu schützen, immer wieder betonen wollte. Wer jemals müde und ruhebedürftig nach des Tages Arbeit heim' gekehrt ist und unter dem Klaviergepauke eines Mitwohners gelitten hat, wird mich verstehen. Was hilft es, daß man auf Ausstellungen patentierte Methoden sieht, die das Durch' dringen des Lärms selbst durch schwache Mauern vereiteln. In der Praxis spürt man nirgends etwas von dieser Errungen' schaff. Natürlich! das vom Baumeister verkaufte Haus steht so stumm und friedfertig da. Erst bewohnt, enthüllt es seine Tücken. Geistigen Arbeitern und kränklichen Leuten, die einer Schonung der Gehörnerven bedürfen, ist es heute herzlich schwer, selbst gegen hohe Miete ein ruhiges Quartier zu finden, und wie sorgenvoll harren sie beim Umzugtermin am Fenster, ob die neue Partei nicht „wieder ein Klavier“ mitbringt. Der modern gewordene, villenartige Bau auch von Zinshäusern hat das Übel wesentlich verstärkt. Auf eine Eindämmung des Klavierspielens ist vorderhand nicht zu hoffen. Somit liegt unser ganzes Hoffen bei der Kunst der Architekten. Sollten schalldämpfende Einlagen in Decke und Fußboden wirklich so ganz unerschwinglich sein? Also KLAVIERLÄRMSICHERE WOHNUNGEN sei die Parole. Und ich meine, der Hausherr, der solche ankündigt, wird sich über Mangel an Mietern nicht zu beklagen haben. 47