diesem Banner willkommen. Ein kleines Fähnlein Aufrechter stößt aus der Schweiz zu uns. Sie haben zu Nutz und Frommen ihres schönen Heimatlandes ein wichtiges Werk vollbracht. Sie haben ihren Landsleuten und deren Gästen die Schönheiten der Schweiz gezeigt. Heißt das nicht Wasser ins Meer tragen? Wer sollte die Schönheiten der Schweiz nicht kennen von den Hochzeitsreisen, den Ferienwochen oder mindestens aus den Schweizer Prachtalbums her? Wie gut man sie im allgemeinen kennt, das beweisen die auf dem ganzen Kontinent anzutreffenden Cottages im „Schweizerhausstil“! Die vermeintliche Kenntnis der Schweiz ist ein frommer Selbstbetrug unseres kunst' und naturschwärmenden Publikums, das blind begeistert an der Schönheit vorübergeht und nicht merkt, daß der Reiz der Natur zum erheblichen Teil von dem Menschenwerk und dessen organischem Zusammenhang mit derselben abhängt. Also in Wahrheit: die Schweizreisenden kennen die Schweiz ebensowenig, wie sie die charakteristischen Merkmale ihrer eigenen Heimat kennen, und selbst die eingeborenen Schweizer scheinen ihr Land nur wenig zu kennen, denn sonst würden sie es der sogenannten Fremdenindustrie zuliebe baulich nicht in so barbarischer Weise entstellen. Es ist eben die- selbe Erscheinung wie überall: im Zeitalter der Banalität, wie die Verfasser die letzte Bauperiode, die seit 50 Jahren währt, nennen, war der organische Zusammenhang des Menschenwerks mit der ört lichen Natur übersehen und in den meisten Fällen zerstört, um durch ein Scheinwerk ersetzt zu werden, das mit einem nur zu gelinden Wort als BANALITÄT gekennzeichnet wurde. Wieviel wahre und leider allzu wenig erkannte Schönheit die Schweiz birgt, zeigt nun das Werk in seinen zahlreichen Zeichnungen, die von Redmond, Pellegrini und Robida geliefert sind, und in dem warm ge schriebenen Text, der die mannigfaltigen formalen Erscheinungen der überlieferten Schweizer Kultur sehr sachgerecht schildert. Die Buntheit der schweizerischen Formenwelt, vom Städtebau bis zur entlegenen Alpenhütte, ist das Ergebnis vielfältiger Einflüsse, und zwar i. der örtlichen natürlichen Verhältnisse in bezug auf Klima, Höhenlage, Terrainbeschaffenheit und des davon abhängenden Wirt schaftslebens, 2. der kulturgeschichtlichen Entwicklung, die in Kirchen und Klöstern, im Burgen- und Schloßbau, im Renaissance und in der französischen Epoche vom Mittelalter bis in das gegenwärtige „Zeit alter der Banalität“ die steinerne Chronik des Landes erzählt, 3- der Stammesart oder der Nationalität, die der Hauptsache nach einen deutschen, italienischen und französischen Charakter erkennen lassen, aber untereinander wieder viele stammliche Sonderarten aufweisen, die auf das Gestaltungswesen Einfluß haben. Es ist ein schönes Wanderbuch, das allen diesen Erscheinungen nachgeht, und allen Freunden der Heimat, den Schweizreisenden und auch den Nicht- Schweizreisenden die eigentlichen Schönheiten des Landes bekannt macht. BÜCHEREINLAUF. DEUTSCHES KUNSTGEWERBE IN ST. LOUIS 1904. Verlag von ERNST WASMUTH, Berlin. M. J. GRADL. Moderne Bauformen. Band III. Verlag von JULIUS HOFFMANN, Stuttgart. K. HENRICI. Beiträge zur praktischen Ästhetik im Städtebau. Verlag von GEORG D. W. CALL WEY, München. THEODOR DUIMCHEN. Aus altem Hause. Roman. Verlag von HÜPEDEN & MERZYN, Berlin, Leipzig, Paris. FABARIUS. Stadtbauinspektor. Viel Häuser und kein Heim. Verlag von MAX SIERING, Kassel. M. RUDOLF. Die neue Frauentracht. Verlag von RUD. ZIMMERMANN, Rochlitz i. Sa. DR. KARL KOBALD. Zur Frage der Denkmal-Schutzgesetzgebung in Österreich. Verlag von F. TEMPSKY in Wien und G. FREYTAG in Leipzig. RUDOLF VON LARISCH. Über Leserlichkeit von ornamentalen Schriften. Verlag von ANTON SCHROLL & CO., Wien. KIND UND KUNST. Monatschrift. Heft 4- Verlag ALEX. KOCH, Darmstadt. PREISAUSSCHREIBEN FÜR AMATEUR, PHOTOGRAPHEN. D ie Jahreszeit war für unser Preisausschreiben nicht günstig. Wir verlängern daher den Termin bis zum 31. Mai 1905 und werden die bisherigen Einsendungen für den neuerlichen Wettbewerb ver wenden. Wir wiederholen die Bedingungen: Der Verlag „Hohe Warte“ veranstaltet ein Preisausschreiben für photo graphische Aufnahmen, an dem sich jeder Amateur beteiligen kann. Für die Aufnahmen sind die weiter unten aufgestellten Gesichtspunkte maß gebend; in erster Linie ist der INHALT, „die Schilderung der Heimat“ betreffend, für die Preisrichter maßgebend; erst in zweiter Linie kommt die technische Ausführung in Betracht. Zulässig sind alle Formate. Es werden fünf gleiche Preise â K 20.— ausgesetzt. Die zum Wett bewerb und hors de concours einlaufenden Bilder werden nicht retour niert. Der Verlag behält sich das Recht vor, die prämiierten Bilder und jene, die mit einer lobenden Erwähnung ausgezeichnet sind, ohne jedwede Verpflichtung zu publizieren. Die Einsendungen sind mit der Aufschrift „Zum Preisausschreiben“ zu kennzeichnen und an den Ver lag „Hohe Warte“, Wien, L, Wallfischgasse 4, zu richten. Die Bilder haben ein Motto zu tragen und ein Separatkuvert mit demselben Motto als Aufschrift, Name und Adresse des Einsenders sowie die nähere Be zeichnung der Gegenstände mit Ortsangabe zu enthalten. Letzter Einsendungstermin: 31. Mai 1905. Preisankündigung in einem der Junihefte der „Hohen Warte“. Für die Motive der Bilder sind die Gesichtspunkte maßgebend, die im i. Heft der „Hohen Warte“ (Oktober 1904) in dem Artikel „Amateur photographie und Heimatkunst“ dargelegt wurden. Zur Richtschnur für die Wettbewerber, Amateure und Cameraklubs wiederholen wir im nachstehenden die Hauptpunkte der neuen Aufgabe, die der Amateur photographie zufällt: Die neuen Kunst- und Kulturbestrebungen weisen der Amateurphoto graphie eine wichtige Aufgabe zu, DIE SCHILDERUNG DER HEIMAT. Durchwandert man die stillen Gassen, wo die Tradition zu Hause ist, findet man einen ungeahnten Reichtum. Schöne alte Tore, Fenster bildungen und Erker, wunderliche Dachformen, aufgestülpt wie eine Großmutterhaube, phantastisch gebildete Schornsteine, die wie ein Symbol gesteigerter Lebensfreude des Baumeisters in den Himmel hineinragen. Von besonderem Zauber sind die alten Gärten, die Vor gärten und Hausgärten mit dem anmutigen Laubenmotiv, das aus unseren neuen Gärten leider ganz verschwunden, und den geradlinigen Blumenbeeten und den Glaskugeln. Kaum ein Hof ist ohne ein Grünes. Wein wächst an den Wänden, Oleanderbäume stehen in Kübeln, auf Holzgestellen, staffelförmig übereinander blühen Blumen in Töpfen. Die weißgetünchten alten Stuben enthalten gediegenen Hausrat, blitz blanke nachgedunkelte Möbel aus Mahagoni oder Esche, zum größten Teil wertvolle Beispiele gediegener Handwerksleistung. Außer den alten Kirchen und Grabstätten gibt die Kunst in den Straßen, die Tür- und Aushängschilder mit häufig kunstvoll getriebenen Metallformen, die Zunftzeichen, die Hauszeichen und Torplastiken, die alten Laden eine reiche Fülle von interessantem Material. Dieser Hinweis betrifft mehr die alten Städte und Stadtteile. Aber auf dem offenen Lande, im Dorfe ist das künstlerische Erbe des Volkes womöglich noch größer. Lange bevor man das Dorf betritt, begegnet man der bäuerlichen Kunst, zunächst geoffenbart an den Feldeinfrie dungen, der Umzäunung, die in vielen Fällen Muster einer hochent wickelten Flechtkunst darstellen. Primitive, kindliche Kunstblüten sind auch die Bildstöcke und Marterln aus Stein, Eisen oder Holz, mit Inschriften, Versen und Malereien be deckt. Im Dorfe ist das größte und interessanteste Kunstwerk das Bauernhaus selbst, sowohl in bezug auf seine Lage, Bauart und Durch bildung im Innern wie im Äußeren. Jedes Detail mag irgendwie be langreich sein. Außer den Hausformen sind der Hausrat, der Schmuck, die Tracht, die Kunstarbeit im Hause, die Stickereien, Flechtereien, Töpfereien u. s. w„ das Werkzeug und sonstiges Arbeitsgerät sehr beachtenswert als Beispiele einer uralten Tradition. NACHDRUCKVERBOT für sämtliche in den Heften der „Hohen Warte“ erscheinenden Artikel und Illustrationen. Alle Zuschriften und Sendungen Wien I. Wallfischgasse No. 4. Telephon 5461. Verlag „Hohe Warte“ (Lux & Lässig). Für die Redaktion Joseph Aug. Lux. Druck von Christoph Reisser’s Söhne, Wien V. 160