Wachau. ausschlagen muß, wenn er nicht aus der heimatlichen Kraft, aus der bodenwüchsigen Kultur und Überlieferung entwickelt ist. Die Leute ahnen selbst nicht, wie DIE KUNST, DIE IM reich der Kulturboden in der Wachau DORFE UND IN ist, und wieviel Kunst es im Dorfe DER KLEINSTADT und in der Kleinstadt zu sehen gibt. ZU SEHEN IST. Ein Aufschwung im guten Sinne läge darin, daß sie es inne würden und an diesen Besitzstand im allgemeinen und einzelnen Stolz und Freude empfingen, um solcherart selbst die Hüter des übernommenen Erbes zu sein. Nur dieser gesicherte Kultur^ bestand übt die geheime Kraft der Anziehung aus, nicht nur auf die Fremden, sondern auf die eigene Schaffens^ und Gestaltungsfreude im Volke und es scheint wichtig, darüber zu wachen, daß das Volk nicht verkennt, wo die Wurzeln seines Gedeihens liegen. In den älteren Zeiten, als diese Orte in ihrer heutigen Gestalt ausgebaut waren, hat man das wohl empfunden und in naiver Freude an der richtigen und schönen Form viel Sorgfalt an alles zu Gestaltende angewendet. Ein Reichtum von Kunst ist dabei schier um bewußt zustande gekommen. Die kleinste Stadt, ja das kleine Dorf bietet auf Schritt und Tritt dem Kunstwanderer, der zu schauen versteht, unerschöpfliche Genüsse. Wändert man durch die alten Gassen, kann man ungezählte künstlerische Wahrnehmungen machen. Die Anlage der Gassen in bezug auf ihre Breite, auf die Wandhöhen, auf die Windungen und die geschlossenen Perspektiven, auf die Lage der Häuser, die immer aufs vorteilhafteste gestellt sind, anscheinend um regelmäßig und von mehr oder weniger unbewußter künst^ lerischer, d. h. organischer Notwendigkeit diktiert. Die Fassaden, deren Ornamente die Fenster sind, die Form und Stellung der Fenster, die Tore, die Hausflure, die monm mentale Ausbildung der Tore, die Stiegenaufgänge und Prell steine, die koloristischen Eigenheiten der Hausfronten, die Vergitterungen der Fenster und Tür oberlichten, an denen sich oft eine erstaunliche Mannigfaltigkeit des ornamentalen und streng handwerklichen Sinnes bekundet, die alten Laden und Schaufenster und endlich als besondere künstlerische Regung und hervorragender Schmuck der schlichten Haus formen die oft prachtvoll gearbeiteten, geschmiedeten und bemalten Zunftzeichen und Wirtshausschilder, über die Straße hängend und auch den ganz Teilnahmslosen zum Stillstehen zwingend; Malereien an der weißen Hauswand, an gut sicht barer Stelle, die Mutter Gottes mit dem blauen Mantel, über ragt von der reich ornamentierten Laterne, „das ewige Licht“ zwischen roten Gläsern bergend. Hochgegiebelte Dächer und absonderlich gehelmte Schorn steine und in der Reihe der einfachen Wohnbauten mo numental wirkend ein altes Schloß- oder Regierungsgebäude, jünger als die auf sehr alte Traditionen zurückreichenden Wohnhäuser, bewegter, festlicher, reicher in der äußeren Erscheinung, gewöhnlich aus der Barockzeit stammend und einen ganzen Schatz von geschichtlichen Überlieferungen und interessanten Kulturformen bergend, nicht viel weniger als die geistlichen Stifte mit ihren prachtvollen Kirchen, der Bibliothek, den fürstlichen Sälen, reich an Malerei, Skulptur und Handwerkskünsten, den großen barocken Garten schöpfungen mit dem Trianon, den Plastiken, den Glas häusern und Lauben. Dazu die Reste uralter schmuckloser Verteidigungswerke, die Kultur der ersten Siedlungen ver körpernd, überwuchert von der Vegetation kleinbürgerlicher Mauergärten, benachbart, zum Teil von den verwitterten Stadt mauern geschützt, die kleinen Hausgärten, nach architek- 229