feuchtung bei einem soeben erst bezogenen Neubau zu er^ kennen. Für die Herstellung des Mauerwerkes sind ungeheure Mengen Wassers erforderlich. Das Wasser verdunstet an den Außenflächen; daher die kühle Luft, die uns aus jedem Neubau entgegenströmt. Wird nun der Bau nicht hinlänglich vor und nach dem Verputzen der Flächen getrocknet, so bergen die Wände, auch bei scheinbarer Trockenheit, nach dem Beziehen des Hauses noch große Mengen Wassers, das in den Mauern tiefer und tiefer sinkt und schließlich auch die Kellersohle erreicht. So kann man leicht zu der Annahme verleitet werden, daß die allgemeine Feuchtigkeit dem unvollkommenen Schutz gegen das Grundwasser zuzuschreiben sei. Auf jeden Fall müssen auch verhältnismäßig trocken erscheinende Neubauten stets mit Verstand gelüftet und geheizt werden. Während der warmen Jahreszeit muß in den Räumen möglichst häufig kühle Luft erzeugt, die Verdunstung des Wassers künstlich beschleunigt werden. Das wird bei entsprechend tiefer Äußern temperatur, d. h. in den Morgen^ und Nachtstunden, ge^ schehen müssen, soweit das die Benutzung der Räume irgend gestattet. Während der kühlen Jahreszeit aber müssen die feuchten Wände direkt erwärmt werden. Das Heizen durch Kachelöfen wird sich in vielen Fällen als unzureichend er weisen; dann wird die Aufstellung sogenannter „Kokskörbe“ erforderlich, doch ist die Benutzung des betreffenden Raumes in diesem Fall wegen der giftigen Verbrennungsgase völlig ausgeschlossen. Die Anwendung der intensiven, strahlenden Wärme ist für diesen Zweck besonders geeignet. Zum Schutz gegen herabfallende, glühende Koksstücke pflegt man die Kokskörbe auf eine Sandunterbettung zu stellen; zur Ableitung der Rauchgase ist Zugluft zu erzeugen. Ursachen der Wohnungs- durchfeuchtung können auch unzweckmäßige Herstellung der Dachdeckung und der Rinnenanlage, beziehungsweise Ver letzungen derselben durch Steinwürfe, Frost, untaugliches Material etc. bilden. Werden diese Schäden nicht rechtzeitig bemerkt, so sickert auch hier das Wasser durch Wände und Decken und tritt dann an mehreren Stellen zutage, so daß man die Quelle schwer aufzufinden vermag. Das ist nament lich dann der Fall, wenn der schadhafte Teil an einer schwer zugänglichen oder durch andere Bauorgane verdeckten Stelle liegt. Dasselbe gilt natürlich von Verletzungen der Wasser leitungsrohre, die unter Umständen zu völligen Überschwem mungen des Hauses führen können. Einen großen, meist unterschätzten Übelstand bildet die Un dichtigkeit der Fußböden. Ich bin überzeugt, daß Fäulnis und moderige Luft in zahlreichen Wohnungen nur dieser Ursache zuzuschreiben sind. Viele Frauen haben die Gewohnheit, beim Reinigen der Fußböden gleich ganze Eimer voll Wasser über den Boden auszugießen, während ein angefeuchteter Lappen bei regelmäßiger Reinigung des Bodens vollkommen genügt. Das Spülwasser dringt in die Ritzen des Bodens und gibt hier im Verein mit Stoffen mannigfachster Art, die während des Baues in das Füllmaterial gelangt sind, zu Fäulnis und Gestank Veranlassung. Die Balken und das Schüttmaterial, in welches nicht selten während des Baues alte Lappen, Speise reste, Exkremente, Tierkadaver usw. gelangen, finden gar keine Zeit, auszutrocknen, da die „gründlichen“ Frauen immer wieder mit ihren Wasser kübeln herbeikommen. Wenn sich in einer Wohnung ein auffälliger Modergeruch offenbart, dessen Quelle man nicht ohneweiters zu erkennen vermag, so darf man mit einiger Sicherheit annehmen, daß die angenehmen Düfte aus dem Fußboden kommen. In vielen Fällen bleibt dann auch nichts anderes übrig, als den Fußboden aufzureißen, die Füllung der Zwischendecken zu entfernen, die Balken trocken zu legen und die Balkenfelder mit neuem Material (trockenem Sand, Schlacken oder dergleichen) zu füllen. VANDALISMUS ODER STILREINHEIT. Wir erhalten folgende Notiz: Zur Zeit des Stil-Purismus wurden für das gotische Münster St. Stephan in Braunau (Oberösterreich) von dem Wiener Dombaumeister von Schmidt Entwürfe zur inneren und äußeren Durchführung der gotischen „Stileinheit“ angefertigt, welche jetzt nach dreißig Jahren zur Ausführung gelangen sollen. Dieser Stilreinigung sind leider bereits einige wertvolle Kunstschätze zum Opfer gefallen, indem mehrere prachtvolle Barock altäre der mißverstandenen Forderung nach „reinem“ Stile weichen mußten und durch „gotische“ Machwerke ersetzt wurden, deren Aus führung übrigens den Geist des Altmeisters v. Schmidt in keinerlei Weise zum Ausdruck bringt. Nun ist neuerdings der imposante Hoch altar, ein Kunstwerk von unschätzbarem Werte, angeblich wegen Bau fälligkeit abgebrochen und seine Ruinen in einem Magazin unter gebracht worden, wo sie in kurzer Zeit zugrunde gehen müssen. Trotz des Widerspruchs des kunstverständigen Teils der Braunauer Bürgerschaft, die doch ein Anrecht auf die Erhaltung der von ihren Altvordern gestifteten Zunftaltäre besitzen sollte, trotz der Entrüstung, die dieser Barbarismus in Kunstkreisen erregen mußte, und wiewohl sich hervorragende Autoritäten, so auch der Sohn des Wiener Dom baumeisters, Professor Freiherr v. Schmidt in München, für Erhaltung, beziehungsweise Wiederaufstellung der alten Altäre ausgesprochen haben, konnte bis jetzt vom Pfarramt und der k. k. Bezirkshauptmann- schaft der Wiederaufbau nicht durchgeführt werden, da die gesamten Restaurierungsarbeiten in Händen und unter Leitung der Wiener k. k. Zentralkommission für ERHALTUNG (?!) der Kunstdenkmäler liegen. Die Auffassung der hohen Kommission von ihrer Aufgabe muß in diesem Falle dem beschränkten Laienverstande sonderbar er scheinen; oder wünscht die Kommission vielleicht irgend ein Museum oder eine Kirche in Wien auf Kosten des Braunauer Münsters zu schmücken? „DEKORATIVE KUNST.“ D iese Münchener Kunstzeitschrift scharfrichtert in ihrem Aprilheft in der Bücherrubrik über die Wiener Moderne und speziell über Max Benirschke, dem sie wiederholt wertvolle Publikationen zu verdanken gehabt, indem sie „die rechtwinkelige Blutarmut des Wiener Stils, vor allem vertreten durch Max Benirschke“ lächerlich zu machen sucht und unter anderen die „Schlittenstühle“ des Prof. Jos. Hoffmann „ab lehnt“, ohne sich über daS' kohstruktive Moment klar zu werden. Es wundert uns nur, daß diese Kunstzeitschrift so erpicht ist, Wiener Moderne, wenn sie ihrer nur habhaft werden kann, zu bringen, nach dem sie sich nicht entblödet, das kritische Schlachtschwert nach Art des Henkerknechtes zu schwingen. Fremde Arbeit wird von ihr nicht gewürdigt; sie verhält sich wie ein Händler, der über die Ware schimpft, die er nicht hat. Unsere Künstler werden sich hüten und dieser Kunstzeitschrift künftig aus dem Wege gehen — wir stellen vorläufig diese WARNUNGS TAFEL auf. SCHUHWERK. Ein Freund unserer Zeitschrift schreibt uns: LÖBLICHE REDAKTION! Ohne Zweifel gehören die Fragen der Bekleidung zu den primitivsten kulturellen Interessen. Das hat ja die „HOHE WARTE“, wenn auch, soviel mir augenblicklich gegenwärtig ist, noch nicht in einem eigenen Aufsatz, so doch nebenher durch die Behandlung in einigen von Wohnungskunst handelnden Schriften anerkannt. Ich möchte mir nur hier erlauben, auf eine merkwürdige Tatsache aufmerksam zu machen, weil die Abhilfe des Übelstandes, den sie bedeutet, der „Hohen Warte“ nur zur Ehre gereichen könnte. Schultze-Naumburg, der vielen von uns zum erstenmal die Augen geöffnet hat, uns zum Beobachten und Aufmerken erzogen hat, schenkte uns doch auch ein herrliches Buch 239