Alt'Wiener Gärten. (Nach Stichen von Sal. Kleiner.) So dachte ich mir alles am Tonmodel und so steht es nun draußen in Wirklichkeit und froher Sonne. Der Glaube an solche Einheit folgte mir nach, über die Treppe bis an die alten Lindenstände. Auch hier trat zu dem Einheitsglauben die hohe Ehrfurcht vor dem alten Gartenbilde, die weiteres Erschaffen stark bestimmte. Die große breitlagernde Hori' zontale, sie durfte nicht gestört, der ebenmäßige Sinn des großen Bildes im Anschauen nicht verwirrt werden. Gärten mit hohen Mauern mußten so weit versinken, daß deren oberste Begrenzung noch freien Überblick gewähren konnte. Meiner großen Vorliebe für mauerumschlossene Gärten durfte ich dadurch Verwirklichung geben ämd eine Ausführung derselben wagen, ohne das Heiligtum des Alten zu zerbrechen. Auf meinen weiten Reisen zählten zu der Reihe selten schöner Stunden auch jene, in welchen ich ein lebendiges, warmes Verhältnis zu Blumen, Bäumen und stillen Gärten fand, ein Verhältnis, das um so genußreicher für mich wurde, je eigenartiger der Zauber in solchen kleinen blumigen Welten lebte. Die Reihe solcher war unbegrenzt und ohnegleichen. Stets waren es besondere Eigenschaften, die solche Mannig faltigkeit begründeten, stets war es aber auch die nächste eigenartige Umgebung, die solche Gartenkunst zu über wältigender Einheit emporhob. Was konnte nun zu dem tiefen Frieden, der in den alten Lindenbäumen dieses alten Gartens webte, besser passen als der blumige Frieden mauer umschlossener Gärten, was konnte der Stille, die über den Wiesen dieses Stückes Erde lag, besser entsprechen als die Ruhe plätschernder Wässer im tiefen Gartengrund. Mein eigenes Empfinden erstarkte an den vorhandenen Harmonien, das Neue, Junge wuchs im Zauber der alten Schönheit deutlich empor. So friedete ich den Frieden, so schloß ich eine eigene kleine Welt mit Mauern ein. Das Auge Erfreuendste, die Farbe der Blüten, diente dabei der ruhigen Schönheit und Harmonien in gleichen Tönen erstanden aus solchem Dienen. Das Blaue erblühte neben dem Blauen, das Rote neben dem Roten, zu goldenen Tönen gesellten sich gelbe. Zu dem Frieden trat nun die Größe — von blauen Meeren, von blauen Fernen nahm ich die Farbe und weckte sie mit Blüten wieder. Verglühen der Sonne, purpurne Wolken er glänzten aus rotem Gewächs, goldenes Licht entsproß dann gelber Blumenpracht. In der Einheit lag die Steigerung. Wie von selbst bestimmte sich weiter das Ausmaß der architektonischen Gebilde, die der Sinn und der Zweck in diese Gärten legte. Das strohgelb gedeckte Sommerhaus mit goldenen Säulen neigte sich weit vor die graue Mauer, mitten hinein unter goldgelbe Sonnenballen, große Sandsteinvasen mit hellen Kampanilen flankierten den Stufenabgang, Per golen, mit gelbem Hopfen überwuchert, zierten den obersten Mauerrand. Im tiefen roten Rosengrund lag, sonne- und wolkenspiegelnd, klares Wasser, zwischen blauer Blütenpracht ruhte der massive Brunnenstein, daraus kunstvolle Eisenzier zu schimmernder Kuppel sich formte. Farbiges Relief legte sich weich in die dichtblühenden Copeenwände, Steinbilder standen zwischen zierlichen Klematisranken. Weich löste sich die Mauermasse an seiner Krone, dort, wo das Licht der Himmelswölbung gleißend aufruhte, in ein zartes Blätter- und Blütenspiel. Solchen Empfindungen, solchen Bildern folgte ich vertrauensvoll bei der erschaffenden Arbeit. Die Frucht derselben liegt nun draußen vor Ihnen. Wenn Sie dann, das frohe Fest der Blüten verlassend, vom unteren Parterre die breite Treppe hinansteigen, so wird Ihnen vor erst ein Bild ruhiger Haltung entgegentreten — das frische Grün der Wiesen, das dunkle Grün der copeenumrankten Mauerkronen und die Herbstfarbe der alten Bäume, alles verbindet sich zu einem stimmungsvollen Eindruck. Sie werden bald den notwendigen Kontrast empfinden, der nach dem farbigen Blütenfeste, das nun zu Ihren Füßen liegend gegen Norden sich dehnt, eintreten mußte, um völlig für das Genießen einfarbiger Schönheit vorbereitet zu werden. Inmitten der lichten und dunklen, wagrecht und senkrecht grünen Flächen erschauen Sie das Bild eines blätterreichen, blütenlosen Farbengartens. Die Wiese, Lindenbäume, kürbis gedeckte Lauben, geschnittener Rotdorn, plätschernde Brunnen sind die einfachsten Elemente, die ihn errichten. In dieser grünen Basis ruhen nun die blau-, rot- und gelb blühenden Gärten. Gleich feingeschliffenen Juwelen sind sie auf samtenem, smaragdfarbigem Grund gefaßt. Vor den Zinnen der Mauer sowie im Gartengrund erschauen Sie wechselnde Bilder, und wer es vermag, zu all den friedlichen Wesen und Naturwundern einen innigen Zusammenhang zu finden, dem werden dann neue Erlebnisse geschenkt. Empfindung wird dann ausgelöst und Schauen und Leben wird reicher, begnadeter. Sie vernahmen bis jetzt Gedanken aus der Welt des schaffenden Künstlers, Gedanken und Bilder, die selbstredend immer höher stehen werden als die Früchte rastloser Arbeit, die mit Wind und Wetter, mit Glück und Unglück zu rechnen 185