Buchschmuck von OSKAR FELGEL. ARCHITEKTONISCHE AUSGESTALTUNG DER NICARAGUA^CANAL^EINFAHRT. SPECIALAUFGABE. III. JAHRGANG. CONCURRENZARBEIT UM DAS STAATS-REISESTIPENDIUM. Der Nicaraguacanal, seit 1889 im Bau befindlich, soll den unvollendet gebliebenen Panamacanal ersetzen. Von der Hafenstadt Greytown ausgehend, wird er, den Flusslauf des San Juan, den Nica raguasee und den Rio grande benützend, den atlantischen mit dem stillen Ocean verbinden. Dadurch wird Greytown zu einer belebten Handels- und Hafenstadt werden, und mein Project versucht die Regulierung und Erweiterung, die sich als nothwendig ergeben wird. Den Hafen schützt ein 400 m langer ^Vellenbrecher vor hohem Seegange. Die Zufahrt in den Vorhafen begrenzen zwei Moli mit Leuchtfeuern. Den Moli schliessen sich die Hafenwache, das Zollgebäude und der Kriegshafen an. Die Einfahrt zu diesem und dem Handelshafen, wie die eigentliche Canaleinfahrt und der Vergnügungshafen liegen im Vorhafen. In den Handelshafen schneiden lange Moli ein, die die Speicher, Lagerhäuser, Krahne u. s. w. tragen. Die Schienenstränge, die sowohl auf den Moli als um den ganzen Hafen herumlaufen, ver einigen sich zu einem grossen Central-Frachtenbahnhof. Durch Schleusen und Canäle gelangt man vom Handelshafen in die Werften, Trockendocks und Hellingen. Ausserhalb des Hafens in einer vor Sturm geschützten Meeresbucht liegt der Quarantainehafen und das Seehospital. An den Handelshafen schliesst sich im Südosten das Fabriksviertel und weiter das Arbeiter viertel an, dessen Wohnhäuser, Volkshalle, Seebad u. s. w. in ausgedehnten Parkanlagen situiert sind. Das Centrum der Stadt liegt am Canal. Seine Ufer werden durch zwei Brücken verbunden, und ihnen zunächst liegen die Repräsentationsgebäude der Stadt, das Präsidium, die Consulate u. s. w. Um sie herum bilden Geschäfts- und Bankhäuser einen Ring. Von hier aus führen mit Untergrund bahnen ausgestattete Radialstrassen, die untereinander durch kurze Diagonalstrassen verbunden sind, zu einer 500 m breiten ringförmigen Parkanlage. Auf den Plätzen zwischen den Kreuzungspunkten der Radialstrassen und des Parkringes sind Theater, Concerthäuser, Museen, ferner Hotels, Kaffeehäuser und Restaurants — an der Hafenein fahrt mit grossen Terrassen ausgestattet — situiert. Südlich vom Canal ist ebenes Terrain einer Erweiterung der Stadt äusserst günstig. Im Nor den steigt der Boden in natürlichen Terrassen an, und hier ist eine grosse Villenanlage beabsichtigt. Zwischen dieser und dem Hafen entwickelt sich die Luxusvorstadt. Ihr Seebad liegt im Knoten punkte mehrerer grossen Strassenzüge, und ihm schliessen sich die Sportplätze und der Vergnügungs hafen an. Die Canaleinfahrt ist durch eine Monumentalbrücke betont, welche die Verbindung der beiden Meere versinnbildet. Sie ist das Denkmal, das diesem Riesenwerke der Technik gesetzt werden soll. Mächtige Brückenpfeiler halten, von Leuchtfeuerkörben bekrönt, eine Drahtseilbrücke. Der Schmuck dieses Monumentalbaues deutet auf die Vereinigung aller Nationen im Streben nach wahrer Kunst. Dieses Project wurde durch Verleihung des Staats-Reisestipendiums ausgezeichnet. Oskar Felgel. 38