gewitte Eleganz, die eigentlid) mit dem Begriff der organifcben Brauchbarkeit fcbon gegeben ift. Unter diefer Eleganz ift eben» falls nicht irgendein von außen bereingetragenes Element zu verfteben, keine Verzierung oder fonft eine unfachliche Zutat, wie ficb denn auch mit dem modernen Begriff der Eleganz am richtigften die Vorftellung der Einfachheit verbindet. □ Es foll gar nicht behauptet werden, daß die Konvention des guten Gefcbmackes mehr bedeutet als eine bloß formale Zucht. Sie bat mit Seelen- oder Geiftesgröße, mit Kunftfinn oder Schön» beitsempfinden abfolut nichts zu fcbaffen. Es muß befonders auch bervorgeboben werden, daß man mit allen Forderungen des guten Gefcbmackes, mit den Begriffen der böcbften Eleganz und des erdenklichften Komforts und mit der ganzen darauf beruhenden formalen Kultur nicht um einen Schritt näher zur Kunft gelangt. Die Konvention, die der Ausdruck eines Gefamt» willens ift und nur durch die Sanktion der Menge beftebt, ift nicht hinreichend, um Kunft bervorzubringen oder fie auch nur zu würdigen. Die moderne Kunftinduftrie, die nur die größere Form des heutigen, ebenfalls induftrialifierten Kunftgewerbes darftellt, bat diefelbe Aufgabe wie die eben befprochene Profan architektur, die Merkmale des Komforts und der Eleganz an den Gebrauchsdingen des Alltags zu befeftigen. Sie bat den Markt zu verforgen und die Dinge fo praktifch, fo angenehm und fo vorzüglich zu machen, als es der allgemein verbindliche gute Gefchmack von heute verlangen kann. Sie bat alfo nur für die Erfüllung des guten Gefcbmackes zu forgen, aber fie hat nicht die Aufgabe und auch nicht die Fähigkeit, Kunft zu machen. Es ift eine falfcbe Prätention, wenn Kunftinduftrie und Kunft» gewerbe auf der heutigen kapitaliftifchen Grundlage vorgeben, Kunft bervorbringen zu wollen. Sie bringen nur Verwirrung hervor. Sie bringen etwas hervor, was für den Alltag gar nicht zu brauchen ift. Niemand ift verpflichtet, künftlerifcb zu fein. Der Arzt, der Jurift, der Bankdirektor, die Arbeitsfrau und wer fonft auf dem Markt erfcheint, um feine Alltagsbedürfniffe zu decken, fie haben gar nicht Zeit und auch keine Möglichkeit, darüber zu reflektieren, ob der Papierkorb, der Seffel, das Schreibzeug, die Wafcbfcbüffel, die Briefmappe künftlerifcb ift oder nicht. Dagegen aber wiffen die Leute ohne weiteres, wie ein folcber Gegenftand fein muß, wenn er zweckmäßig und praktifch fein foll. Einer unbegreiflichen Lebenslüge zufolge wollen aber die Leute beute ein künftlerifcbes Hausgerät. Und was ihnen der Markt unter diefem Titel bieten kann, läuft naturgemäß auf eine fchauderbaft gefchmacklofe Mache hinaus, mit lächerlichen Verzierungen, die über den Mangel der Qualität binwegtäufchen follen. Was wir in Wahrheit in unferen Wohnungen und für unteren täglichen Lebensbedarf brauchen, find nicht künftlerifcbe Prätentionen, fondern Dinge, die auf unauffällige und felbft» verftändliche Art die Bedingungen des Komforts und der Eleganz erfüllen. Es haben fich für diefe Produktionen, deren kulturelle Aufgabe es ift, für den guten Gefchmack im Alltag zu forgen, gewiffe Geftaltungsgrundfätye berausgeftellt, die nichts weiter find, als eine deutfcbe Umfcbreibung der importierten Grundbe griffe von Komfort und Eleganz. Es ffnd drei Grundfä^e der amerikanifch-europäifchen Gefcbmackskultur: Zweckmäßigkeit, Sachlichkeit und Gediegenheit. Sie müffen in der modernen Produktion zur unumfcbränkten Herrfcbaft gebracht werden. Zweckmäßigkeit als das Um und Auf der woblangemeffenen, präde- ftinierten Form, Sachlichkeit als die puritanifche Abkehr von jeder Zieratenfucht, Gediegenheit als Gebot der exakten, nicht fcbund» mäßigen Ausführung und der unverfälfchten Materialqualität. Das find die Grundfätje, die felbft der Künftler, der für die profanen Aufgaben und für die Induftrie Entwürfe liefert, für das aller- wichtigfte hält. Der Künftler felbft hält es im Hinblick auf das Maffenbedürfnis für feine ethifche und foziale Pflicht, kein indi viduelles Kunftwerk zu liefern, fondern durch die fachliche Be tonung der Aufgabe die Kultur zu fördern, und für die Ver breitung des guten Gefcbmackes zu forgen, in der Form, die heute eben verbindlich ift. Er felbft weiß es am beften und hütet fich davor, einen Schein von Kunft durch die Mafchine geben zu wollen, und wo es trotjdem gefchieht, gefchiebt es ge wöhnlich nur auf Koften der Anftändigkeit zu bloßen Reklame zwecken. Die Kunft beginnt ganz wo anders. Sie kann nicht durch die Mafchine oder durch Arbeitsbände, die mecbanifcb präzis wie Apparate, aber auch fo unintereffant wie diefe pro duzieren, in Maffe erzeugt und auf dem offenen Markt für die Menge feilgebalten werden. Es ift daher auch ein Irrtum, zu glauben, daß man durch die Erwerbung eines gediegenen, fach lich beftimmten Gegenftandes oder einer ganzen Wohnungsein richtung diefer Art in ein Verhältnis zur Kunft getreten fei. Man ift damit ebenfowenig in ein Verhältnis zur Kunft ge treten, wie wenn man fich einen anftändigen Rock anmeffen läßt oder eine gefcbmackvolle Krawatte auswäblt. Der Begriff des Kunftwerkes ift auch keineswegs mit Technik, Zweckmäßig keit, Sachlichkeit oder Gediegenheit zu erfcböpfen. Das find Dinge, die nur nebenher, nur zufällig oder auch nur äußerlich mit dem Begriff des Kunftwerkes zu tun haben. Ein Künftler kann in jedem Material, alfo auch im fchlechteften, ein Kunft werk bervorbringen, und die gewöhnliche Auffaffung von Ma« terialecbtbeit und Gediegenheit ift für ihn nicht verbindlich. Was die Technik betrifft, fo kann ihm jeder Handwerker darin über fein. Es ift ganz gleichgültig, wie feine Technik ift, gut oder fchlecht, alt oder neu; einzig wefentlich ift fein künftle- rifcber Intellekt, die Kraft und Neuheit feiner Vifion und die Stärke feines geftaltenden Temperaments. Aber das ift eine Sache, die mit der Gefchmacksfrage, mit der Konvention, mit der modernen Erzeugung nichts zu tun hat. Wir fcbwärmen zwar beute viel für Kircbturmäftbetiken, wie überhaupt für das liebe traute Alte, und wir fuchen diefe Dinge in vergeffenen Winkeln auf, aber wir fahren nicht mit der alten Poftkutfcbe, fondern wenn es gebt mit dem Automobil, und dabei haben wir uns bei dem eigentlichen Grundzug unteres Wefens erwifcht. □ Romantik und Amerikanismus, das ift unfere Zeitmarke. L. DHS PROBLEM DER ARBEITSFREUDE n der »Umfcbau« (berausgegeben von D R ' BECHOLD, Frankfurt) bringt Sanitätsrat D R ' LEOPOLD LflQUER in feinem intereffanten fluffatj über »die Nervofität und moderne Kultur« das Problem der »Arbeits freude« zur Sprache. »Wenn wir uns hier die Frage vorlegen, welche Bevötkerungskreife durch die Kultur nervöfer geworden find, fo ge denken wir zuerft eines pfychologifcben Berufsproblems, der »Arbeits freude«, das ein Nationalökonom, Herkner, und ein Nervenarzt, Hell- pacb, in die Debatte geworfen haben. Die Entgeiftigung der körper lichen Arbeit durch die Mafchine löft Untuftempfindungen im Arbeiter aus, die Beachtung verdienen. Herkner wünfcbt, daß die Wiffenfchaft ficb befleißige, die wirkliche Arbeitsmübe, die Lebensaufopferung, die die Herftellung eines Gutes bedinge, wenigftens fcbätjungsweife zu er mitteln. Der Geldlobn fei feiten ein entfprecbendes Maß für die Arbeit. Mißt man nämlich die Größe der Arbeitslaft, fo muß man die Höbe der Ermüdung des Körpers, die Abnützung desfelben durch Krank heiten (Gewerbekrankbeiten) bezw. Sterblichkeit in Rechnung fetten. Aber der moderne Induftriealismus bat dem Arbeiter nicht nur körper liche Gefahren gebracht: Schädigung durch Vergiftung, Staub, Unfall, fondern ihn auch feelifch beeinflußt, feine Luft an der Arbeit zumeift berabgefetjt. Sie wurde einfacher und bequemer, anderfeits eintöniger und langweiliger; der Fabrikarbeiter fcbafft oft nur Teile — Stücke eines ihn nicht mehr intereffierenden Ganzen. -« o 95